Ein Bericht über die essbare Natur…

Ich hab ja neulich mal ausführlicher über Westafrikas Küche berichtet.

Westafrikanische Küche

Doch damit nicht genug, heute mal etwas über Kuriositäten und Besonderheiten in der Region. Geschmäcker sind verschieden und Gewohnheiten lassen sich schwer ändern. Abseits der Grundnahrungsmittel Mais, Maniok und Yams und dem Grün dazu Ademe und Gboma wird recht wenig Alternative geboten.

Etwas geordnet fange ich mit den Kohlehydraten an. Brot findet man zwar an jeder Ecke, habe es aber selten Leute kaufen oder essen sehen. Ist mir persönlich auch zu teuer für das nährstoffarme fluffig leichte Weißmehl Ding. Da back ich ab und an mal selbst eines. Mit Vollkornmehl und auch Maismehl gemischt.

Reis wird trotz der Eigenproduktion im Land recht wenig konsumiert, und dann lieber den importierten wie es scheint, der Rest wohl für die Hühner. Die Tarowurzel ist eine weitere Knolle die ähnlich einer Kartoffel verzehrt wird. Die Pflanze dazu auch recht hübsch anzusehen.

Kartoffeln hab ich bisher nur importiert gefunden, Süßkartoffeln aber ab und an. Eine interessante Alternative wächst hier an einem Baum und ist überreif dann fast schon süß. Ideal zuzubereiten aber noch schnittfest. Keine Ahnung wie das Ding heißt…

Man kann die kochen, backen oder auch leicht in Öl anbraten, mal ne andere Art Pommes.

An Gemüse ist selten ranzukommen. Nur Kohl überall und sehr selten mal ne Zucchini zu finden. Tomaten gibt es saisonal grad im Überfluss aber das Konzentrat aus Dosen ist einfacher für Saucen zu nutzen, zur Zeit koche ich nur frisch, für 250cfa bekommt man eine Dose (meist aus China, selten Italien) oder einen guten Sack voll 1,5-2kg frische Tomaten, keine Frage also…

Zwiebeln wie auch Piment also Chilli gelten als generelles Gemüse und sind Additiv in jeglicher Speise. Die Zwiebel wird in unserer Küche meist zuerst angebraten, hier folgt sie roh zuletzt als Zugabe. Grüne Bohnen gibt es noch ebenfalls selten, werde also mal demnächst einen Eintopf fabrizieren. Ebenso ist der Kürbis auf meinem Speiseplan viel weiter oben angesiedelt als bei den Einheimischen. Dafür kann ich mit dem Kohl nicht viel mehr anfangen als ihn angebraten zu Reis oder als Kohleintopf mit einer Wurzel als Kartoffelersatz und etwas Fleisch zu genießen. Solche Kombinationen aber wie erwähnt hier undenkbar. Ebenso hab ich mal ein Chilli aus Tomaten, Soya und Bohnen gezaubert, dazu Reis, würde hier niemand essen, der Afrikaner ist meckliger als jedes Kleinkind.

Ich hingegen hab letztens mal Pate (also den geschmacklosen Maisbrei als Ball geformt) mit Fischsauce zum mitnehmen gehabt. Wie erwähnt hier gängig wie Spaghetti in der italienischen Küche, die Nummer eins sozusagen, und ist günstig. Klar, man kann es essen und wird auch satt, aber Geschmack…? Was dem Brei fehlt wird der Sauce zu viel zugemutet. Salzig und scharf und als Überraschung neben den drei Stückchen getrockneten Fisch der dann gekocht wieder kaubar wird ein undefiniertes Ding im Mund… Gräten, Kopf und Flossen ist man hier mit, aber ich hab kein Bock auf sowas hartes. Abgelutscht und mal nachgeschaut war es ein komisches Stück Fisch.

Mit Zehen und Fingernägeln. Wohl eher ne Wasserratte, wird ein Stück Buschmeat sein, also was man halt so fängt oder findet, kein Wunder dass man kaum noch Tiere in der Natur sieht. Eichhörnchen wie bei uns oder Rehe und Wildschweine für Afrikaner alles Beute. Naja, Atlas hat es geschmeckt. Mein Kumpel hier, ein Rasta mit Sinn für Natur und Zukunft, rettet Schildkröten die sonst gegessen worden wären. Viel dran kann an so einem Kerl eigentlich nicht essbar sein. Und seht ihr das Loch im Panzer, damit wird die Beute angebunden, damit sie nicht weg schleicht und noch etwas leiden/wachsen kann…

Auf seiner Farm vergrößern wir demnächst mal deren Zufluchtsort, bin auch am überlegen am Hotel hier ein Gehege zu erschaffen um das Thema etwas publik zu machen. hab nur die Befürchtungen, dass sie dann nachts geklaut werden und doch im Topf landen. Aber Tiere sind halt anders bewertet in unserer Kultur, wo fängt es an… Er züchtet z.B. auch Schnecken, die bei den Ivorern gerne verspeist werden. Sind schon ne ordentliche Mahlzeit…

Zum Thema Fleisch dann wie üblich Ziege in den kleineren Dörfern und Rindfleisch meist nur am Markttag oder aus der wenn vorhandenen Tiefkühltruhe. Preise hier auf dem Land halb so teuer wie in der Hauptstadt, für 2000 bekommt man ein Kilo Rind (Egal welcher Teil oder Innereien, mit Knochen noch günstiger) oder für 1800 Ziege, das sind unter 3,- und trotzdem teuer da man auch 10mal ne Schüssel „Haricots“ mit Öl und Gari oder Aimolou Bohnen mit Reis bekommen könnte. Meine Alternative Tofu ist fast noch günstiger, für 200 bekommt man 10 frittierte Stücken mit nem Klecks Sauce aus gestampfter Zwiebel mit Chilli und ist davon echt satt. Den Rest des Angebotes findet man dann am Spieß oder Straßenrand… wie gesagt, Buschmeat, falls es noch welches gibt…

Truthahn ist selten und Schwein auch, Huhn als Alternative. Das zähe dürre Freiland-Huhn gibt es für 1500-2000, lohnt sich also nicht wie ich finde, nur wenn man mal wieder zusammen sitzt und beschließt eines zu schlachten und Djenkume draus zu machen.
Haben wir also das deftige durchgekaut… Süßes für zwischendurch an jeder Ecke wie schon erwähnt, meist frittiert. Africa Tennis zum Beispiel ist ein Tennisball aus süßem Teig mit brauner Kruste. Ich hab die kleinen Maniokbällchen für mich entdeckt. Ebenfalls frittiert und zäh dass die Kaumuskulatur gut zu tun hat. Passen super zu Tomatensauce oder auch Erdnuss aber ebenso gut als Snack am Abend mit Honig… Kein Bild parat, hellgelbe, kantige 2-3cm große Klumpen.

Aber mal Gebäck mit Kokosraspeln finden ist ausgeschlossen… also selber machen!

Nüsse mit Wasser zum trinken gibt es für 100-150 und davon hat man gut was. Ich bereite meist Pfannkuchen daraus (die amerikanischen dicken) mit Vollkornmehl und den Raspeln im Teig, samt Backpulver in die Pfanne. Diese dann in Honig getunkt mein Snack… oder Erdnusspaste mit Honig gemischt. Hb nen Imker um die Ecke und ausgezeichnete Qualität direkt aus der Region. Wenn Honig mal aus ist, geht auch Kokosfett mit Paste gemischt dazu dann aber Rohrzucker…

Zum Abschnitt Früchte noch erwähnt, dass zwar Avocados überall geerntet werden aber selten gegessen werden. Bei mir im täglichen Obstsalat oder aufs Brot. Ananas Saison ist vorüber und selten zu finden. Mangos schon lange vorbei, Bananen gibt es und Papaya kommen grad wieder. Exoten aktuell essbar, Guyave und Maracuja. Findet man aber nicht auf dem Markt, sondern nur in der Natur. Einzig Saft macht ab und an mal jemand daraus, meist fällt es aber vom Baum/Strauch und vergammelt.

Bin dann also mal wieder im Busch um mein Frühstück zu suchen, hab da so meine Stellen zum abgrasen.

4 Gedanken zu “Ein Bericht über die essbare Natur…

  1. Ulli Maier schreibt:

    Hallo, habe erst jetzt die Zeit gefunden ,diesen tollen Artikel zu lesen, die grüne Frucht, von der du den Namen nicht kennst, ist eine Brotfrucht – Artocarpus altilis – gehört zu den Maulbeergewächsen, ich mag den Geschmack, ich habs manchmal paniert, den afrikanischen Namen kenn ich nicht, aber in französisch heisst der: arbre fruitier à pain….habs gegoogelt….also dieses Fangeisen ist schon krass, was wird damit gefangen? das gleiche ding hab ich in Laos gesehen….weiterhin viel erfolg mit dem Unimog und ich freue mich über jeden Artikel….

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  2. Petrov_kamensk schreibt:

    Mit Vergnügen las ich eine Geschichte über eine andere Welt.
    Vielleicht sollte dies Kindern im Geografieunterricht gesagt werden, und nicht langweiligen Fakten, die keine praktische Anwendung finden.
    In warmen Klimazonen (oder vielleicht zu heiß?) Wollen Sie selten Fleisch, und Sie wollen überhaupt kein Schmalz oder etwas Fettiges.

    Russland, Ural, 2021

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