Natur am Ufer des Senegal

An meinem freien Tag hab ich mir Gedanken über die nächsten Etappen gemacht. Ich bin nun im Süden Mauretaniens mit dem Mali Visum in der Tasche. Die Richtung steht also fest, die Route mal wieder nicht. Werde soweit möglich an der senegalesischen Grenze entlang was nun bedeutet weiter dem Fluss zu folgen. Wasser bedeutet Leben, merkte ich schon an meinen Beobachtungen der Vogelwelt im letzten blog. Viele fragten mich wegen Mücken und Malaria, ja langsam geht das Einzugsgebiet los, was aber eigentlich ganz Afrika betrifft. Mein Schutz dagegen ist installiert.

Ein Moskitonetz überm Bett, kein Stich – keine Infektion. Prophylaktisch Medikamente nehmen, erst recht über solch einen ungewissen Zeitraum mache ich nicht. Wenn es doch mal soweit ist überlebt man das sehr intensive Fieber nach drei Tagen meist und es gibt Medikamente zur StandBy Behandlung sowie die Alternative Neem (was ich noch am Suchen bin)

Mein nächster Pausenplatz ist wieder direkt am Senegal mit dem Dorf Podor gegenüber. Meine Karte zeigt mir hier eine Fähre an und das wollte ich mir mal ansehen. Durch ein sehr kleines Dorf aus Lehmhütten mit den üblich sandigen Wegen führt es über einen Damm in den Überflutungsbereich des Flusses. Dort provisorisch aufgestellt ein Unterstand für den Grenzer, der hier sehr entspannt ist und nur mit Einheimischen zu tun hat. War auch etwas überrascht mich zu sehen und dachte ich will mit der WALKÜRE „rüber“ Das scheidet aber logistisch wohl aus.

Die Fähren, zwei im Einsatz, sind also umfunktionierte Fischerkanus und die Passagiere bekommen Schwimmwesten. Falls es mal ne Dritte gab, so ist das der gesunkene Kahn links im Bild. Meist sind es Frauen die hier zu Einkäufen übersetzen, auf jeden Fall ne Menge Gerödel dabei. Und das wie üblich bei der Gattung sehr wortintensiv und lustig anzusehen. Auch der mit Kanistern bepackte Eselkarren ein gängiges Bild, Wasser für daheim holen. Am Ufer wird nebenbei wie überall wo es Wasser gibt Wäsche gewaschen. Dies ist nun auch meine Mission, ein paar Meter weiter stehe ich mit Erlaubnis des Uniformierten hier, was die Abgabe aller Personalien bedeutet. Den ersten schönen großen Mangobaum auf dieser Tour suche ich also als Panorama für die Pause aus und der Benz daneben gehört dem Grenzer.

Ich bin also wie gewohnt als einziger Weißer kurz die Attraktion für alle in der Umgebung. Erst recht weil Atlas hier rumläuft und potentielle Störenfriede am Truck verscheucht. Als ich also mit meiner Wäsche und Schüssel zum Fluss gehe führe ich quasi Luxusausrüstung mit mir herum. Hier wird üblich direkt im Wasser gewaschen, was mit dem schlammigen Untergrund nicht meinen Erwartungen entspricht. Handarbeit mit sauberem Ergebnis, zumindest ohne Flecken, staubfrei und wieder wohlriechend. Als Wäscheleine dienen mir die ganzen Haken am Truck die ich für das Dachzelt installiert habe. Muss so komisch ausgesehen haben, dass selbst der Uniformierte nochmal für ein Foto vorbeikam. Eigentlich hat er sogar gleich ein Video mit mir auf der Terrasse beim Essen sitzend gefilmt.

Ich beobachte also wie die Fähren so gemächlich über den ebenso ruhigen Fluss gleiten und sehe also am anderen Ufer das alte Fort das als Sehenswürdigkeit angezeigt wird. Zusätzlich liegt da noch ein größerer Stahlkahn der auch Fahrzeuge tragen könnte.

Der Grenzer erklärt mir der ist vom senegalesischen Militär und er hat auch noch nicht erlebt, dass das Ding zum Einsatz kommt. Ein breiter Fluss wie gewohnt die sicherste Landesgrenze die man sich denken kann. Meine Pause ist nach zwei Stunden vorüber, die Wäsche in der Sonne getrocknet und Mittag gab es auch. Atlas hat ein paar Ziegen verscheucht sowie einige Kinder, kann sich also auf der nächsten Etappe ausruhen. Ich fahre wieder über den Damm zurück auf die Straße die mich zur Kreuzung an der Hauptstraße führt, Podor eine Sackgasse.

Das Land beidseitig keine blühende Landschaft mehr. Alles ist auf Ackerbau ausgelegt und die Natur musste weichen. Ein häßlicher Graben durchschneidet das Gebiet.

Kleinere Gräben davon abgehend wie schon beschrieben zu all den Feldern, Alles noch so grüne wird von Vieh gefressen.

Das flache Gebiet komplett von Bewuchs und Bäumen befreit. Überall viel Gestrüpp am and, was später irgendwo anderes als Zaun aufgetürmt werden kann.

Wenn es noch einen Flecken mit Bäumen gibt, dann sähe das so aus… untendrunter in deren Schatten dann alles von Ziegen weggefressen.

Aber das letzte Bild ist aus einer anderen Gegend, hier wurde mit den Bäumen kurzer Prozess gemacht und deren Reste dann gleich an Ort und Stelle weiter verarbeitet. Alles ist schwarz und es rieht verbrannt.

Schon recht gigantische Holzkohlehaufen wurden hier verkokt. Im Vergleich zu der Verkokung die ich mal in Guinea über 36Stunden beobachtet habe:

Debele – erstes Paradies in Guinea

Aber Der Platz wird für Felder benötigt, Getreide und Reis. Zur Zeit ist Ernte für Getreide, hoher Bedarf da auch hier jeder täglich Weißbrot als Grundnahrungsmittel sieht. Haufenweise liegt es am Rand hier abgesichert durch einen Zaun.

Ein anderer Platz wurde immerhin schon vom Schüttgut in Säcke gefüllt die hier nun auf den Transport warten. Wie einfach kann es doch sein wenn das Wetter mitspielt. Keiner braucht hier im Winter mit Regen rechnen.

Die Hauptstraße führt nun für meinen Geschmack zu weit ins Landesinnere, es wird wieder karg am Straßenrand und ich hoffte die Wüste endlich hinter mir zu lassen. Beim nächsten Kontrollposten geht eine Piste ab nach Dar al Baraka. Der Posten mit meinen Daten beschäftigt notiert auch dass ich nach Bogue will, die nächste Stadt. Ein Überwachungsstaat und keiner kann mir erklären was mit den unorganisierten Zetteln so passiert. Zu meiner Sicherheit… klar wenn irgendwann mal einer einen deutschen sucht können die zumindest behaupten bei mir war er mal. Aber Voraus melden wird nicht gemacht falls einer unterwegs verloren geht. Meinen Umweg muss er also akzeptieren, wenn der Gendarm mir auch wild hinterher gestikuliert, dass ich dem Asphalt folgen muss. Ich winke nur und fahre in ein nächstes kleines Abenteuer.

Die nächsten 70Kilometer also durch dünn besiedeltes Land direkt am Fluss entlang. Endlich immer mal natürliche Gebiete die nciht vom Menschen für seine Zwecke zerstört wurden. Pause.

Das Ufer meist steil und schlammig, der Wasserstand variiert wohl häufig. Die meisten Bäume mit ordentlich umspülten Wurzeln, und immer mal Schilfgras dazwischen. Und dann diese unförmigen Lehmhaufen überall.

Das sind keine Überreste von Häusern, das sind Termitenhügel. Anscheinend alle unbewohnt und vom Regen die äußere Erscheinung rund gewaschen, quasi auch ne Form der Erosion. Dazwischen mal wieder mein Expeditionsmobil in den perfekten Farben für diese Umgebung. Das Grün der Bäume mit dem blassbraun vom Boden kombiniert.

Der Boden aber wie überall ohne ein Büschel Gras oder ähnliches, die Ursache dafür meist in kleinen runden Kugeln zu entdecken. Ziegenscheiße. Die Viecher fressen alles und rupfen im Gegensatz zu Schafen auch die Wurzeln raus. und Ziegen gibt es im Land hundertmal mehr als Menschen, eine Plage aber das einzige was man immer essen kann. Da bleibt nicht viel übrig für die beiden scheuen Kameraden, die deshalb (weil weiter weg) sehr unscharf im Bild sind.

Streifenhörnchen? Ansonsten hab ich auch schon Warzenschweine über die Felder weiter westlich flüchten sehen. Mehr wilde Tiere bisher noch nicht, denn der Mensch hat sich alles erschlossen. bei Olo Olobo einem kleinen dorf macht der Fluß eine Schleife und meine Karte zeigt mir ein Naturschutzgebiet, das ist mein Ziel. Vielleicht ist es dort anders. Der Weg dahin auf der Hauptpiste karg und irgendwie immernoch Wüste obwohl direkt am dauerhaft wasserführenden Fluss.

Erst als ich in Höhe der „Reserve“ mich für einige Kilometer durchs Gebüsch schlage ändert sich die Vegetation etwas. Im Vergleich dazu das kurze Video von der Rückfahrt am nächsten Morgen, denn ich hab die Nacht dort verbracht.

Ich folge meinen Spuren und die folgten gestern Spuren von Eselkarren was mich eigentlich schon hätte stutzig machen müssen. Unweit meines Camps das ca 300m vom Wasser weg war standen überall vereinzelte Hütten. Jeder hatte hier ein Stück fruchtbares Land am Wasser besetzt und mit Dornengestrüpp dahinter Gemüse und Mais angebaut. Davor wie überall Ziegen in einem Ausmaß was die Natur nicht verkraften kann denn auch in dem Naturschutzgebiet hier alles bis auf 150cm Höhe komplett kahl gefressen.

dieser Kreis von Gestrüpp dient als Gatter, aber wann kann ich nicht beurteilen, alle die ich sah waren leer und die Ziegen liefen wild auch in der Nacht umher um ihr Unheil fortzuführen. Atlas hatte seine Freude beim Jagen wenn sie unserem Heim zu nahe kamen.

Mal wieder ein Termitenhügel in der Nachbarschaft, ja ich hab keine Angst um meinen Aufbau, ist immer noch keine Termite zu sehen hier. Und eigentlich ist meine Hütte gar nicht so viel unterschiedlicher von den restlichen Behausungen in der Umgebung.

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Ich war natürlich noch auf Wanderschaft und Atlas hielt Wache. Ich traf Frauen und Kinder auf den Feldern, Männer seltener doch nicht ausgeschlossen. Zum Glück traf ich einen der französisch verstand und das hier war sein Garten.

Einer der Größeren Gärten hier und er kann Wasser mit einer Pumpe aus dem Fluss holen, die anderen nutzen Eimer zur Bewässerung. Das Dorf Olo Olobo ist wie gesagt nicht weit unter 10km und diese Hütten hier zählen dann noch dazu. ich kann auf der kompletten Länge der Uferlinie nicht ein einziges Mal ans Wasser heran, alles quasi besetzt, Wasser ist Leben. Nach einer Stunde und einigen Kilometern gebe ich enttäuscht auf und verlasse die Reserve hier wo immerhin noch Bäume und Sträucher stehen bleiben dürfen…
Mal wieder ist der Mensch Schuld an der Misere der Natur… der arme Mensch der sonst nix zu fressen hat. Mit Mais und Ziegen für sein Überleben kämpft. Schon klar aber warum muss es von uns so viele geben dass wir alles andere restlos verdrängen? Selbst in dem einzigen Stück auf meiner Karte wo ich gehofft hatte echte Natur zu finden…

Ein Gedanke zu “Natur am Ufer des Senegal

  1. detlef / busfreaks.de schreibt:

    Zitat: Mal wieder ist der Mensch Schuld an der Misere der Natur… der arme Mensch der sonst nix zu fressen hat. Mit Mais und Ziegen für sein Überleben kämpft. Schon klar aber warum muss es von uns so viele geben dass wir alles andere restlos verdrängen?
    ——
    Da sieht man es wieder. Bei uns hier sind es die Geldgierigen und dort der Hunger.

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