Volubilis bis Zedernwald und durch den Atlas

Ein neuer Tag mit einer Idee wo ich hin will. Der Schlafplatz am kleinen Stausee super entspannt, die nächsten Kilometer was zu finden wäre problematisch geworden. Größere Wege und Ortschaften und dann schon wieder Asphalt in Richtung Fez und Meknes. Vor letzterem Ort eine Sehenswürdigkeit die ich immer sehr genossen habe. Nicht ohne Grund auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe, Volubilis.

Eine römische Ausgrabungsstätte mit Tempelanlagen und Mosaiken, auch ein Museum angeschlossen. Der Parkplatz davor aber im Gegensatz zu früher voll von Reisebussen, ein Geheimtipp ist das schon lange nicht mehr. Hoffentlich wird sich mit dem Eintrittsgeld nun etwas besser um die Überreste gekümmert. Lächerliche 10dH waren es noch vor zwei Jahren. Nun aber der Schock denn das Gefühl von Wucher ist nicht zu beseitigen. 70 soll es heute kosten und selbst für Kinder 30. Zum Vergleich, die Höhle von Altamira mit dem aufwändigen Nachbau und dem Museum in Spanien kostet 3,- da die UNESCO sicherlich auch ein Förderprogramm dafür hat. Hier hört der Spaß für mich auf und ich hoffe wirklich dass es rein dem Erhalt vom Gelände zufällt.

um euch aber nicht ohne stehen zu lassen, hier mal ein link zu früheren Besuchen:

früherer Bericht zu Volubilis

Meine Zeit auf dem Parkplatz war trotzdem nicht sinnlos. Ich hab etwas Sonne getankt und Wasser gefiltert, in Ruhe gefrühstückt und wenigstens den groben Blick genossen. Außerdem war das Schauspiel mit den Touristenmassen amüsant und ich glaube ich hätte zwischen den ganzen Gruppen drinnen auch keinen ruhigen Moment genossen.

Mehr Zeit für andere Dinge die da noch folgen. Ich hab in Meknes am Marjane gestoppt, dem großen Supermarkt in Marokko, der mit nur einer handvoll Filialen in den großen Städten vertreten ist. Man kann sich super nen Überblick über die aktuellen Preise verschaffen und theoretisch gibt es da alles… nur kein Roggenmehl. Auch in der kleinen Einkaufspassage davor werde ich endlich mit mobilem Internet ausgestattet. Als ich zurück am Truck war hatte das Wetter umgeschlagen, na super.

Auftanken und weiter, was soll ich im Regen hier und Meknes kenne ich schon. Mir macht nur Sorgen in welche Richtung ich als nächstes muss. Wollte etwas höher gelegene Natur erkunden. Den Zedernwald bei Azrou. Der Wetterbericht hat aber was dagegen.

Klare Entscheidung, bei Regen lohnt das nicht, ich sitze es auf einem Parkplatz aus und hab Zeit blog zu schreiben, Film zu gucken und was zu kochen. Wetterbedingt bin ich einfach durchs Fenster gekrabbelt und hab die Terrasse zu gelassen. Also auch keine großartige Belüftung bei geschlossenem Dach. War das erste Mal Schlechtwetterkochen und dank viel Kork kondensiert auch nix. Nur Zwiebeln anbraten werde ich mir in Zukunft vermeiden… es war zum Heulen.

Der angesagte Regen für den kommenden Tag waren zum Glück nur die ausklingenden Schauer am frühen Morgen. Schon bei Sonnenaufgang war es nur noch leicht bedeckt. Arschkalt die Nacht wie ich finde, noch kein Frost aber kurz davor. Atlas kam ins Bett und die zweite Decke im Einsatz. Das kann ja was werden im AtlasGebirge.

Ab jetzt fährt die WALKÜRE aufwärts, gemächlich im Dritten Gang bei Halbgas, hab keine Eile und wer weiß was hinter der nächsten Kurve kommt. Die Wälder um mich herum werden dicht und dunkel aber immerhin ist die Schranke offen, die bei Schnee den Pass sperrt. Es gibt wieder mehr Wolken. Der erste Stop beim Maison du cedre, dem Haus der Zedern einer Art Museum. Davor sind „wilde“ Berberaffen die Attraktion für Touristen. Ich bin wohl noch zu früh, keiner da, also Foto und weiter.

Ja, das weiße Zeug hab ich schon einmal gesehen, nennt sich Schnee und liegt hier so rum. Weiter geht es über die Piste den Berg hinauf. Maps.me zeigt mir eine Panorama Aussicht nur wenige Kilometer weiter in den Wald hinein. Mal gucken wie weit ich fahren kann, der rest wird gewandert. Es lohnt sich echt und keine Menschenseele in der Nähe. Schon komisch diese verschneite Landschaft in Marokko genießen zu können. Gigantische Zedern um mich herum und die Temperaturen kühl aber angenehm. Meine Garderobe aber nicht passend. Hab keine Jacke griffbereit und auch keine richtigen Schuhe. Bin also mit zwei Pullis und Schlappen auf Schneeexpedition.

Atlas hat seinen Spaß, ich glaube er genießt das gerade mehr als ich, und selbst mehr als nen Stein am Strand zu buddeln. Er suhlt sich überall im Schnee und rennt um die Bäume herum, ja Kumpel, könnte das letzte Mal so richtiger Wald sein wie du ihn aus unserer Heimat kennst. Wir erreichen den Ausguck und sehen aber nicht viel. Bäume, Schnee und Wolken, trotzdem majestätisch mit gedämpfter Atmosphäre.

Mir wird es zu kalt, aufwärts hat mich die Anstrengung gewärmt, nun will ich nur noch weg. Eins muss aber noch sein. Schneemann aufs Moped bauen. haben wir das als Kinder wirklich ohne Handschuhe gemacht, mir fallen gleich die Finger ab… oder bin ich nix mehr gewohnt?

Der kleine Kläffer hat wie im Bild zu sehen die ganze Zeit keine Ruhe gegeben, dachte echt es ist was zum Spielen, hat ja nicht grad genug Auslauf und Stöcker in der Natur gehabt… Nein mein Schneemann sollte es sein. Mitfahren kann der echt nicht, also gut.

clip Atlas killt den Schneemann

Wieder am Zedernhaus war es nun zwar offen aber ich durfte nicht rein. Er wurde eine Fotoausstellung heimischer Künstler vorbereitet, alles ganz wichtig hier. Und auch die Affen waren wach. Naja, ich halte nicht so viel von solchen Futterplätzen, wo sich Typen mit vollen Tüten hartem Brot rumtreiben die Tiere anfüttern um Touristen zu animieren Fotos mit „wilden Affen“ zu machen. Also belasse ich es bei einem kurzen Blick bevor der den Kerl noch animieren will und ziehe Leine.

Die Straße führt hinterm Zedernwald weiter den Berg hinauf. Den mittleren Atlas will ich heute überqueren, danach ist Wüste angesagt. Es kommt wie befürchtet, das bissel Schnee im Wald war nicht alles, hier oben hängen die Wolken noch tief und schwer.

Die WALKÜRE also auch in diesem Element tauglich. Ein Stausee mit Aussicht nur wenige Kilometer neben der Hauptstraße. Immerhin bin ich nicht das erste Fahrzeug hier und traue mich über den glitschigen Untergrund. Macht sogar echt Spaß.

Und wieder ein Paradies für den Vierbeiner, kaum ist die Türe auf wälzt er sich mit komischen Lauten im Schnee und tobt um mich herum. Verrückter Kerl, der hat es echt gut. Der Himmel klart etwas auf und der Blick auf den See der sanft vor sich her dampft zeigt mir dass es nur ein kurzes Zwischenspiel mit dem weißen Zeug sein muss. Hab also irgendwie auch Glück gehabt diese Region nach dem Regen am frühen Morgen direkt zu besuchen bevor die ganze Pracht weggetaut ist. Temperaturen jetzt schon zweistellig.

Da in Richtung See der Himmel nicht hübsch ist muss ich mal wieder ein Panoramabild einwerfen… einfach nur geil.

Ich bin echt glücklich über diese Erfahrung und wer weiß wann und ob ich sowas nochmal erlebe auf dieser Tour. Ich genieße das Fahren im MB608 zu jeder Minute und kann euch nur so teilhaben lassen.

clip zur Fahrt der WALKÜRE durch den Schnee

Nach ner weiteren halben Stunde Fahrt durch schneebedeckte Landschaft (bei ca 2000 Höhenmetern) in Richtung Midelt ging es dann den Berg hinab und alles wurde gut. Unglaublicher Weise ist das nächste Foto auf meinem Speicher das komplette Gegenteil. Blauer Himmel, Olivenbäume und traditionelle Lehmgebäude wie in Marokko berühmt. Ich kaufe Obst in Midelt und fülle Wasser auf, weiter geht es.

Midelt und Umgebung sicherlich auch interessant. Anscheinend Marokkos Zentrum der Apfelplantagen. Ich will aber in den Süden. Noch eine kleine Anhöhe steht zwischen mir und der Wüste. Kein Schnee in Sicht, gut so.

Ich glaube exakt an diesem Aussichtspunkt hab ich vor Jahren schon einmal ein Bild gemacht…

Unten im Tal sind einige Hundert Meter tiefer und hier oben ist’s frisch und windig. Doch im Windschatten mit Sonne auf der Terrasse genieße ich die Pause und den Ausblick ein Weilchen. Atlas darf sich seine Futterbrocken zwischen den Steinen in der Nähe suchen. Beim nächsten Stop frag ich mal wieder nach Fleischresten vom Metzger.

In Errachidia werde ich fündig und hab sonst keine weiteren Bedürfnisse in der Ortschaft. In einem Tag von Schneebedeckten Bergen in die Wüste… hier möglich ohne viel Anstrengung in knapp unter 200 Kilometern. Willkommen in Marokko

7 Gedanken zu “Volubilis bis Zedernwald und durch den Atlas

      • bulli-on-the-road.de schreibt:

        Hihi – jain…ich habe schon mal (d)einen Marokko-Trip verfolgt, wo ihr mit mehreren eine ziemlich knackige Strecke im Osten gefahren seid. Ich lese recht viele Blogs, aber nicht jeden täglich 😉 Gern aber mit Eckdaten Afrika – low budget – Oldtimer 😉 Plane aktuell, mit ein paar alten VW Bussen (T2) im Jahre 2021 nach Tunesien zu fahren.

        (Wieder-) Gefunden habe ich dich in deiner Marokko-Facebook-Gruppe.

        Weiterhin gute, unfall- und pannenfreie Fahrt!

        Der Kai

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