Bamako, Hauptstadt in Mali

Ich habe gerade Zeit zu schreiben, wir sitzen an einem Kontrollposten in Guinea fest und wollen mal gucken wer den längeren Atem hat. Uns wurde vorgeworfen, dass wir mit FlipFlops Auto fahren, das ist unter Höchststrafe verboten und wir sollen je. 100.000 Franc bezahlen. Das macht 10,-Euro und damit das Doppelte der üblichen Bestechungsgelder bei Zollformalitäten etc. Abwarten und ausruhen, wir haben nen schattiges Plätzchen und es sieht am PC gefährlich aus, vor allem weil ich schon nach Ausweispapieren der Beteiligten gefragt habe. email an die Botschaft?

Meine Story geht also in Bamako weiter, die letzten Meter Nationalstraße waren auch nicht besser und die Vororte im Gesamtbild eher schlechter, machten sogar ein mulmiges Gefühl. Es wurde dreckiger, staubiger und die Luft stickiger. Regelrecht dunstig und man konnte den Horizont nur noch schwer erkennen. Als festes Bild hat sich in meinem Kopf eine Müllkippe eingeprägt auf der Kühe „grasen“ also nach fressbarem suchen.

Aber da müssen wir jetzt durch. Als erstes Ziel ist der Zoo im Norden der Stadt eingegeben. Wenn es sich lohnt komme ich hier später nochmal her. Wir finden einen gepflegten abgeschlossenen Parkplatz mit netten Wächtern vor, gut zu wissen, falls es sonst keinen Stellplatz zu finden gibt. Wir haben nämlich noch keine Ahnung und stehen definitiv nicht frei in Bamako herum.

Weiter geht es also ins Zentrum und der Verkehr ist dicht und chaotisch, kein Wunder dass hier viele auf Chinaroller ausweichen und sich überall vordrängeln. An jeder Ampel und Kreuzung wird die Chance genutzt alles mögliche den Autofahrern aufzudrängeln. Erstaunlicher Weise ne Menge Bücher und Zeug des täglichen Gebrauch, das dauert hier wohl öfter mal länger.

Der einzige auf maps.me gezeigte Camping existiert nicht, ist ein umzäunter Parkplatz eines Bürogebäudes. Wir wissen also weiter nix und haben auch kein Internet, fahren auf blauen Dunst mal zur deutschen Botschaft um dort zu fragen, im Notfall vor der Tür zu bleiben. Ein Stück Heimat in Mali und ein netter Bundespolizist freut sich ebenfalls mit uns zu quatschen und wundert sich über diese Tour. Er selbst ist hier 11Monate stationiert und glücklich. Die Stadt ist sicher und man kann sich überall frei bewegen, er empfiehlt uns sogar eine Herberge gleich um die Ecke wo es kaltes Bier und gutes Essen gibt. Danke für den Tip, hat sich gelohnt vorbeizuschauen. Hoffe auch das geht klar mit dem groben Bild des Botschaftseingangs.

Ein Backpacker Hostel ähnlich unserem Stellplatz in Nouakchott finden wir mit freundlichen Mitarbeitern und europäischen Gästen vor, hier bleiben wir, Preis stimmt auch. Recht gut besucht sogar, ein radelnder Tscheche, ein motorradfahrender Spanier, ein Südafrikaner, ne belgische Familie im Landy und nen Dresdner Pärchen im LandCruiser. Gerade noch so Platz für unsere Dickschiffe. Olli verschwindet an der Bar und ich verbringe stundenlang mit sehr behäbigem Internet.

Die Viertel um die Botschaft wieder mal die besseren Wohngegenden in Bamako. Die Residenz von Senegal der andere Nachbar und im Umkreis schicke Villen mit Bewachung. Die ersten Runden zu Fuß zeigen entspannte Leute und wir befinden uns auf der südlichen Seite des breiten Niger, der die Stadt teilt. Ohne Hund mache ich mich mal auf zu nem Spaziergang ins Zentrum, zum Markt und der großen Moschee. Die Brücke eine von zweien in der Stadt ein durchgehender Verkehrsstrom. Interessanter Weise morgens nur Richtung Zentrum, abends nur raus und dazwischen jeweils beidseitiger Verkehr. Mopeds haben eine extra Spur und den Verrückten bleibt der holprige Gehsteig.

Verrückt, weil eigentlich kaum jemand zu Fuß unterwegs ist. Alle paar Sekunden werde ich von freien Taxis angehupt, die mich einsammeln wollen. Frei bedeutet dabei irgendwo noch Platz drin. Ich laufe lieber. Vorbei am Fruchtmarkt Bananen von der Elfenbeinkiste umgeschlagen werden.

Ich erreiche eine Hauptroute mit Überbleibseln aus Kolonialbauten, davor wildes Markttreiben und wuselnder Verkehr.

Wenn man dann an Knotenpunkte kommt sieht man solche Zustände und Menschenmassen.

Das kommt auf dem Bild schlecht rüber, also mit ton und in bewegtem clip Bamako live.

Video der Massen folgt

Ich besuche kurz die noch dunkleren, überdachten Gassen des Marktes, wo sich Fotos nicht lohnen. Schlendern aufgrund des Angebotes auch nicht. Die Moschee ist auch eher nix fürs Auge also mache ich mich auf die Socken zur Herberge, diesmal über ruhigere aber dreckigere Seitenstraßen.

Hier findet man an jeder Ecke was zum Naschen, frittierte Bällchen oder portioniert abgepackte was auch immer. Ein recht sauberer frisch duftender Stand mit Kunden macht mich aufmerksam. Ein Grill und ein paar Töpfe, die Frau sitzt daneben und gibt Essen auf die Hand. Ein Sandwich mit allem drum und dran hätte ich gerne. Da fallen einige Fleischstücke vom Spieß rein, anderes direkt vom Grill und obendrauf nen Löffel Paste… Es ist ein Geschmackserlebnis aus gebackener Banane, gegrillter Mango, dazu Ziege und ne fruchtige Sauce mit Kräutern. Genial. Ein Stück weiter unterhalte ich mich mit einem recht stolzen Besitzer dieses Sammeltaxis. Ein Düdo mal in recht gutem Zustand wie man auf den ersten Blick mutmaßt. Immerhin alles dran und mit bulligem Frontbügel. Ich zeige ihm meine Fotos und wünsche ihm „bonne route“.

Der erste Ausflug ins quirlige Zentrum also völlig entspannt. noch lässiger ist es in der Herberge und mit der vorherrschenden Musik und dem plärrenden TV mit entweder Rugby oder Fußball nicht meine Welt und ich verschanze mich ruhig in meinem Bus.

Die Futterpreise auch gepfeffert, ein Sandwich kostet achtmal soviel wie draußen und Bier oder Limos brauche ich auch nicht, den Stellplatz haben wir mit 3000,- also knapp 5,- verhandelt. Am nächsten Tag ziehen die Allrader ab und wir parken um, können uns nun ausbreiten und haben etwas Paradies.

Wie man sieht ist auch ein Zweirad abgeladen, logisch lasse ich mir diesen Spaß nicht entgehen und hatte am Vormittag schon meinen Bewegungsradius für Erkundungen mit dem Fahrrad erweitert. Um keine Probleme bei eventuellen Polizeikontrollen zu bekommen habe ich mal nen altes Schild an die GasGas montiert und lasse die Papiere lieber zuhause. Auf geht’s in den Zoo, einmal quer durch die Stadt. Die Fahrt per Gopro dokumentiert ein Spaß und mal wieder erstaunte Blicke ob solch kuriosem Gefährt und dem Typen der entweder drauf hockt oder steht.

GoPro Video folgt

Ich erreiche den Zoo ohne Zwischenfall, die Navigation recht simpel und Seitenstraßen hab ich vermieden, kein Bock auf Dreckpfützen. Der Parkplatz wie beschrieben und zeitlich unbegrenzt. Ich hab meinen Trinkrucksack dabei um in der Hitze des Tages immer wieder mit nem Schluck Wasser von den 2Litern zu nehmen. Echt nützliches Teil dafür.

Für 1,- Eintritt ein echt ansehnlicher Zoo, vor jedem Gehege stehen Mitarbeiter die zusätzlich zu den Tafeln Erklärungen abgeben. Die meisten Tiere einheimisch, Eisbären wären hier auch Tierquälerei. So bleibt es also bei den „big five“ und den üblichen Verdächtigen in recht gepflegten wenn auch kargen Unterkünften. Für afrikanische Verhältnisse hätte ich mir schlimmeres vorgestellt, bin ja kein Freund von Käfigen.

Ich weiß nicht was die beiden hier an mir gewittert haben… Atlas? Auf jeden Fall war der nächste Akt ein sexueller und es ist wahr, die Weibchen werden enorm größer als die Männchen. Ansonsten so nah und nicht scheu anzusehen echt faszinierend. Ebenfalls interessant das Aquarium, das den wohl häufigsten Speisefisch hier aus der Region zeigt… Katzenwels und in vertrocknet schon einmal hier im blog erschienen.

Aber eigentlich will ich mir eher die Menschen ansehen, die den Zoo besuchen. Hübsch heraus geputzt und dazu heute noch Wochenende. Bunte Kleider und Babies klassisch im Tuch auf dem Rücken. Die Männer meist in Anzug.

Das größte Gebrüll und getobe kam dann aber aus einer Region ohne Zaun, eine heimische Attraktion die sonst nicht zu finden ist und alleine den Eintritt hier wert sein wird. Ein Spielplatz neben dem Verkaufsstand von Zuckerwatte, echt wahr. Tobende Kinder, alle Schaukeln voll, die Rutsche eine einzige Schlange… leider ohne Foto. Weiter geht es für mich in den angrenzenden Park. Naja, was soll ich sagen. Nen botanischen Garten habe ich nicht erwartet, aber ein Park mit richtigen Wegen und säumenden Bäumen, gepflegten Grünflächen und etwas Variation im Bewuchs ist hier schon auch ne Besonderheit. die Hübscheste Ecke diese hier.

Es schließt noch das Nationalmuseum an und ich überlege kurz einen Blick zu wagen, der Eintritt aber soviel wie eine Nacht in der Herberge… und dort müssen wir dank dem WE und der Visabeantragung am Montag schon länger bleiben als geplant. Spar ich mir also, ist eh nur ne Sonderausstellung.

Viel interessanter das Exponat daneben. Erst dachte ich ein Taxi hat sich verfahren, dann sah ich die Strohpuppen im Inneren und den leicht selbstironischen Charakter der Installation. Wenn man sich das Straßenbild aber anguckt keine besondere Übertreibung der Zustände dort.

Genug gesehen, ich hab noch viele kleinere Anekdoten, die den Rahmen sprengen würden… und fahre mit einem breiten Grinsen zurück zum Camp. Bamako ist echt ne gewöhnungsbedürftige Stadt mit eigenem Charme und aus meiner Sicht völlig bedenkenlos. Später gibt es noch nen Spaziergang mit Olli, der das Tor bisher noch nicht verlassen hatte. Immerhin schon Sonntag Abend und wir reisen morgen definitiv ab.

Das Tor bedeutet die mit Wachmännern besetzte Stahlschleuse die nur einvernehmlich und abwechselnd öffnet und auch den Kunden für die Bar Eintritt verschafft. Meist weiße Südafrikaner die hier in der Nähe als Securities arbeiten. Botschaftsangehörige und auch mal Flugbesatzungen… eigentlich der einzige Ort in der Stadt der sich für nen Anschlag lohnen würde…

Die Kunst auf dem Pumpenhäuschen dann der erste Anblick und damit wieder die heile Welt Illusion für die Besucher. Die Herberge wohl die letzte ihrer Art und nach Gesprächen mit dem Chef vielleicht auch bald ein Ende damit. Zukunft des Landes ungewiss, sehenswerte Orte wie Gao und Timbuktu nicht mehr sicher zu besuchen und Gebiet der ISIS oder wie auch immer diese Spinner sich nennen. Selbst 150km stromabwärts nach Berichten auch schon problematisch. Politik und Religion, Machtverteilung und Finanzen immer und überall ein Problem. Die Kleinen werden immer gefressen. Die Häschen die sich hier frei bewegen können sich glücklich schätzen dass Atlas sehr entspannt war und lieber den Küchengerüchen hinterherwanderte wenn er sich frei auf dem Gelände bewegte.

Ich war beim Exkurs mit Olli am Sonntag stehen geblieben, die Stadt etwas leerer, die Nebenstraßen wurden zu Fußballplätzen umfunktioniert. Weniger Leute, man sah deshalb auch mehr Dreck an den Rändern. Die Stadt also nur mit prallem Leben sehenswert, immerhin schafften wir es zum Kunstmarkt und fanden dort auch mal Dinge aus dem nicht alltäglichen Gebrauch.

Masken jetzt eher nicht mein Ding für Mitbringsel, sinnloser Plunder wenn auch hübsch und handgearbeitet, was sonst. Die Erklärungen bei den Musikinstrumenten jedoch aufregender, haben teils bei der Herstellung zugucken können, Vorführungen gab es auch. An sich waren wir die einzigen Touristen dort, was es auch wieder zum Spießrutenlauf machte, Fragst du einmal nach nem Preis für solch afrikanischen Stuhl wirst du den Verkäufer nicht mehr los…

Wir hatten in Bamako also eine schöne Zeit, konnten ausruhen und mitten in der Nacht auch mit minimal schnellerem Internet den blog aktualisieren, Wäsche waschen, duschen und irgendwie in Zivilisation leben. Morgen früh packen und weiter. Entdeckerdrang… Lagerkoller, ich muss weg…

und wie die story von unserer Polizeikontrolle ausgeht lest ihr natürlich auch bald…

2 Gedanken zu “Bamako, Hauptstadt in Mali

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