Mali LIVE

Wir müssen nun also notgedrungener Maßen Die Hauptstraße Richtung Hauptstadt nehmen. Bamako wollen und müssen wir besuchen. Andere Wege dorthin gibt es nicht und wir einigen uns drauf nicht nochmals eine Piste zu versuchen. Der LKW-Verkehr aus und in den Senegal Richtung Landesinneres ist schon enorm, eine andere Versorgungsmöglichkeit für Handel gibt es sonst auch nicht. Wir sehen Laster mit Baumaterialien und klassische Auflieger, Autotransporte und immer wieder Umbauten wie Buschtaxis.

Die Landschaft immer noch eintönig, Sahelzone noch aktuell. Und doch findet man interessantes und ursprüngliches am Rand dieser Hauptroute. Samakorola zeigt zwar ein Schild aber nicht meine Navigation. Dafür eine Grünfläche und damit das kleine Wäldchen neben uns. Wir machen Pause und Olli parkt etwas abseits, will Ruhe. Ich fahre direkt vors Dorf und bin bald umringt von Kindern. Ich spaziere etwas umher und das ist wohl nicht üblich, es gesellt sich ein junger Mann zu mir und führt mich ins Dorf. hier ist nix in Parzellen unterteilt wie in der letzten Siedlung, das hier wirkt eher wie ein Familienstamm und prompt werde ich auch zum Dorfältesten gebracht der mit drei älteren Frauen vor einer Hütte im Schatten liegt. Die Erklärung ich sei ein deutscher Tourist und freue mich das schöne Dorf besuchen zu dürfen freut ihn und er weist dem jungen Mann neben mir an mich rumzuführen.

Hier leben wohl 80Menschen und nur Frauen und Kinder bleiben hier, die Männer sind unterwegs um zu arbeiten, wo auch immer. Tiere leben überall und bewegen sich frei, sogar ein Hund lag neben dem Dorfältesten der um die 70-80 Jahre war im Eingang seiner Hütte. Die Hütten alle aus Lehm, Lehmziegeln und Stroh. Oben im Bild nicht zu verwechseln mit den Rundbauten auf Stelzen, diese dienen zu Lagerzwecken für Nahrungsmittel. Hier posiert mein Führer mal fürs Foto, seinen Namen konnte ich mir weder merken noch hätte ich ihn in Buchstaben formen können. Er spricht sonst recht gut französisch. Neben seiner Hand sieht man die Jahreszahl 2007, also steht die Hütte auch schon 10Jahre und sieht dafür noch super aus bei nur natürlichen Baumaterialien. Unten drunter werden Kochutensilien gelagert und Hühner verstecken sich vor der Sonne.

Das Zentrum dann der Platz für alltägliche Arbeiten wie Mehl stampfen und was auch immer noch mit diesen Holzgefäßen und Stampfknüppeln gemacht wird. Ansonsten ziemlich sauber hier und kein Plastik zu finden.

Als letztes werfen wir einen Blick ins einzige Betongebäude. Die Schule und am Eingang von Samakorola. Ein Raum ohne Tür und Fenster, und vom Zustand her die schlimmste Erscheinung im Ort. Die Tafel zwar bekritzelt aber im Gesamteindruck unbenutzt. Die Hälfte der Schulbänke kaputt. Wäre ja auch keiner da um die Kids zu unterrichten. Heute ist mein Bus interessanter, es stehen locker 25 im Alter bis 10-12 um meinen Anhänger herum und bestaunen Mopeds und Schildkrötenpanzer, Rinderhörner und was sonst noch so drauf rum liegt.

Ich bedanke mich herzlich bei meinem Führer und gebe ihm ein Hemd von mir, sein Shirt riss schon an allen Ecken und für die Schule gab ich ihm einige Kulis, die er mal dort verteilen soll. Interessanter Einblick und zum Glück unabhängig. Sie haben einen Brunnen, genug Weideland ringsum und das Wäldchen versorgt sie mit Holz. Autos hab ich keine gesehen, kommen ja auf der Straße knapp 300m entfernt genügend „Taxis“ vorbei.
Weiter geht’s und vielleicht erreichen wir heute sogar schon Bamako. Die Straße einigermaßen fahrbar und wir passieren noch ein zwei Stellen für Maut oder Kontrollposten. Hätte ich mal nix zur Straße gesagt, zwischen Didieni und Kolokani ist keine Straße zu finden. Ehrlich, wir sind auf einer der Nationalstraßen des Landes und es reihen sich Schlaglöcher an Betonbrocken. Kraterlandschaft für mehr als 50km und dafür über zwei Stunden.

Man kann das echt nicht glauben und muss es live erlebt haben, deshalb hier mal ein Video, wie die Lastwagen in Schrittgeschwindigkeit vorbeiziehen. Wohlgemerkt geht hier aller Verkehr vorbei, der von Norden und Westen in die Hauptstadt will.

Man sieht links einen verunfallten LKW, der nachts von der Straße abkam oder dies als geringeres Übel sah und dort zu schnell war. Dem Fahrer geht es gut, das Führerhaus steht ja auch noch, der Rest des Aufliegers ist umgekippt und hat den LKW mittig um 90 grad verdreht und verbogen… Was dieser Zustand hier alleine volkswirtschaftlich kostet, von Gefahren für Leib und Leben ganz zu schweigen. Und wie man hier sieht geht das auch am Material mit Vorsicht unterwegs nicht spurlos vorüber.

Wir müssen wieder in der Wildnis übernachten und nehmen 500m Abstand von der vielbefahrenen Route. Die ganze Nacht hört man trotzdem immer wieder laut rumpelnde, wahrscheinlich leere LKW die einfach durchfahren. Bei Bussen mit Zeitdruck und Passagieren wird wohl auch nicht gebremst, die Opferfahrzeuge sahen wir ja oft genug am Straßenrand stehen. Wir warten jeden Moment darauf dass uns ein Reifen platzt oder irgendwas vom Bus abfällt. Und am nächsten Tage ist es dann soweit, hinter einem Schlagloch schleift etwas gewaltig unter meinem Heck. Mein Zusatztank hat sich verabschiedet.

Ich bleibe mitten auf der Straße stehen, der muss jetzt erstmal weg, bevor ich noch anderes zerstöre. Immerhin kann ich 25Liter retten und umtanken und komme somit durch das restliche Mali. Die am Rahmen verschweißte Gewindestange zur Halterung ist abgebrochen, einfach weggeschert. etwas verbeult aber noch dicht muss der nun auf den Anhänger und ist später mein Problem.

In den kleinen Ortschaften die wir passieren blüht das Leben, Markttreiben direkt am Straßenrand.

Auch interessante Schnitzereien für Tisch und Hocker hab ich gesehen, günstig, doch leider viel zu schwer weil massiv.

Der Personentransport funktioniert auch hier per Kleinbus und diese auf jeden Fall farbenfroher als überall zuvor gesehen. Willkommen in Mali, nächster Stop Hauptstadt, wir sind gespannt.

4 Gedanken zu “Mali LIVE

  1. Rüdolo schreibt:

    Hallo, Ihr Beiden,
    trotz der löchrigen Straßen klingt Mali für uns spannend.
    Wir sind inzwischen in Sidi Ifni, haben den neuen Kupplungsnehmer, eingebaut von ner Fachwerkstatt in Marrakesch, aber verlieren nach wie vor Bremsflüssigkeit. Werden es nun nochmal in Agadir versuchen… irgendwo muss das Zeug ja bleiben.
    Wir wünschen Euch weiter ne spannende Reise,
    viele Grüße
    Doris und Rüdiger

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