Schildkröten Reservat in Danyi Togo

Da ich ja entschieden habe etwas länger zu bleiben bieten sich einige Möglichkeiten zur Verwirklichung von Ideen und die Umgestaltung meiner Umwelt. Wie beschrieben arbeite ich quasi für das Hotel, wenn auch grad Geldmittel knapp sind. Einige der Projekte wie das Schildkröten Reservat sind mir ein persönliches Anliegen seit ich die Panzertierchen bei nem Kumpel in einem Erdloch fand und arbeite deshalb auch gerne auf meine Rechnung. Immerhin werde ich mit Baumaterialien unterstützt. Hier mal etwas genauer erklärt…

Meine ersten Wochen hier oben auf dem Berg verbrachte ich auf der vorderen Ebene in der Nähe der äußeren Wasserstelle. Diese war halb eingewachsen und neben einem schattigen Areal ohne Funktion und Sinn installiert. Darauf befand sich ein Mauerkonstrukt auf stabilem Fundament das weder ansehnlich war noch in die Landschaft passte. Ich fand dann heraus, dass früher das Chateau also Wasserreservoir für das Bivouaq welches noch vor Errichtung des Hotels Gäste hier hoch lockte, darauf platziert war. Und schon recht interessant, quasi historisch hatte der Präsident Togos damals den Grundstein dazu gelegt. Also wert mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und nicht wie alles anderen in Afrika zu verfallen. Die Entscheidung mit einer Natursteinmauer ein Schildkrötengehege für die krabbelnden Schützlinge darum zu setzen, wurde genehmigt und die Arbeit begann mit einem Graben und Tausenden Steinen während die ersten Gäste einzogen.

Diese Aktion mit den Steinen wurde auf ein vorgelagertes Blumenbeet erweitert welches für den ersten optischen Gesamteindruck angelegt wurde.

Es waren etliche Schubkarren oder ganz per Hand geschleppt und sinnvoll da stabil aufgestapelt um 40cm Mauer zu erschaffen. Wie letztens im blog der Projekte schon beschrieben hab ich mich gleichzeitig die Wasserversorgung und den Bereich mit dem Waschbecken neben dem Reservat gekümmert. Von der Seite und Einfahrt zum Golden Eye sieht das nun so aus.

Hier im Bildhintergrund erkennt man auch, dass Wasser wieder eine Rolle für das Bauwerk spielen wird, ein IBC Kontainer speichert 1000l obenauf. Diese werden später einen kleinen Wasserfall speisen und damit den Teich nachfüllen der unten drunter entsteht. Ja, die Schildkröten haben ein 60qm großes geschütztes Paradies für sich. Und das alte Bauwerk welches bei der Anfahrt zum Hotel als erstes ins Auge fällt wird stilecht herausgeputzt. Der erste Eindruck zählt schon etwas… meine Meinung.

Eine Bambus Verkleidung der Wände auf einer Seite und Natursteinfliesen auf der anderen lassen diese hässlichen Betonblöcke optisch verschwinden. Ein kleiner Unterschlupf vielleicht Nistkasten wird noch angesetzt.

Der Kontainer oben drauf bekam seitlich ein paar Latten angesetzt welche ein Strohdach halten, nicht ganz ne Rundhütte aber besser als unkaschiert. Aktuell zum Anfang der Trockenzeit ideal Stroh sammeln zu lassen bevor alles weggebrannt wird. Drei Ballen, also ein Anhänger voll gibt es für 3000,- keine 5,-€.

Zur Krönung wie gesagt der Teich der später vielleicht Frösche und ein paar Wasserpflanzen beherbergt. Ich hatte in meinem ersten Garten schonmal einen installiert und mich sehr daran erfreut, dieser hier wird sich an das Fundament anschließen und deshalb ebenfalls mit Beton statt Plastik erschaffen. Ich hoffe grüne Patina mit rankelndem Gestrüpp wird sich dort halten. Doch zuvor muss er wie früher von Kinderhand gleich einer Sandburg mit Schlamm auf ebenes Level gebracht werden.

Der Aushub war doch recht anstrengend und eigentlich startete es mit dem Abtragen eines unerwünschten Hügels nebenan die Idee des Teiches war geboren. Dieser Hügel entstand durch Termiten die unter dem Fundament gebaut haben und dort auch bleiben können. Die ganze Erde kam auf einen neu erstellten Kompost der zukünftig das Tropenbeet auf der anderen Seite des Vorplatzes werden wird. An dessen Stelle liegen noch Reste der Hotel Bauphase rum die im Eingangsbereich eines Hotels ebenfalls nix zu suchen haben. Auch Kies und Sand fand ich unter etlichen Pflanzen eingewachsen aber so ist das leider mit der Mentalität in Afrika nix fertig und aus den Augen aus dem Sinn… eigentlich bares Geld und für all die Betonarbeiten brauch ich keinen Sand ranschaffen, den es hier oben nicht gibt!

Deshalb die Entscheidung die etlichen Tonnen Steine sinnvoll zu nutzen. Manpower ist günstig aber vor schwerer Arbeit schrecken doch alle zurück. Dauert also noch. Mein Teich hingegen hat seine endgültige Form angenommen. Der dunkle Rand ist doch ordentlich groß geworden.

Es wurde also einiges umgeschippt und gesiebt, eine Vorrichtung dafür gebaut und Kubikmeter Material per Hand bewegt. Schweißtreibend in der Sonne deshalb meist nur am Morgen aber doch irgendwie erfüllend wenn man am Ende des Tages mal wieder sieht was geschaffen wurde. Den Tag lasse ich meist mit Bewässerung des Reservats ausklingen. Die Trockenzeit hat eingesetzt und wenn die Schildis es weiterhin grün um sich haben sollen muss Wasser her. Sie fressen viele Kräuter und auch gerne Tarot welchen ich angepflanzt habe. Doch am Meisten steht die Bande auf Papaya und Ananas, Mangoschalen, Bananenschalen und alles was von meinem Obstfrühstück übrig bleibt.

So ist es ein morgendliches Ritual die kleinen Experten in ihrer Tarnung aufzuspüren und zum Buffet zu geleiten. Die Mauer hat noch keiner überwunden und buddeln können sie auch nicht sehr schnell, aber sich zwischen den Pflanzen einmümmeln dass sie kaum auffallen. 8 Stück bewohnen das Camp zur Zeit.

Davon sind 5 Weibchen und 3 Männchen. Leicht zu erkennen bei Schildkröten wenn man weiß wonach man gucken muss. Ein bewegliches Endstück am Panzer haben beide Geschlechter um bei Gefahr den Hintern einzuziehen und die Lücke zu schließen, vorne wird der Kopf hinter die Unterarme verbarrikadiert. Doch man erkennt es auch ohne Weichteile zu sehen. Die Weibchen haben eine glatte Unterseite, die Männchen eine leichte Kuhle am Bauchpanzer. Wer schonmal versucht hat ne gerade Platte auf eine Kugel zu legen kombiniert was sich die Natur hat einfallen lassen müssen um allein geometrisch die Fortpflanzung nicht zur Wackelnummer ausarten zu lassen.

Bin gespannt ob und wann es Nachwuchs geben wird, hab auch keine Ahnung über das Atler meiner Zöglinge die zwischen 18-27cm lang sind. knapp 2,5 Kilo schätze ich die großen. Auf jeden Fall denke ich sind die Umstände hier perfekt und sicher. Ihr Habitat im Busch wird gerne angefackelt, gerodet und mit Macheten gestutzt wobei sie im Wege sind, oder es wird gezielt nach ihnen gesucht da sie als „Medikament“ gelten und auch gegessen werden. Eine Schildkröte ist zwei Hühnchen wert… unglaublich.
So halte ich mir also keinen kleinen Garten wo immer mal ausgewählt einige Kräuter entfernt werden die nicht ins Bild passen. Bin auch gespannt wie sich die Natur entwickelt wenn nicht alle paar Monate gestutzt wird oder alles durch Trockenheit verdörrt. Immerhin schattig unter immergrünen Bäumen die beständig Blätter abwerfen und nachwachsen lassen.

Die Flora ist wie einige Male angesprochen faszinierend und bei beständigen 20-30 grad hier oben echt nur von den Jahreszeiten durch Wassermangel beschränkt. Mein nächstes Projekt ist ein Gemüsegarten. Vermisse meine Parzelle in der Heimat und buddle gerne im Dreck. Werde auch versuchen mal etwas mehr Variationen in meinen Speiseplan zu bringen. Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Radieschen alles Sachen die perfekte Bedingungen vorfinden. Doch vor dem gärtnern muss ein brauchbarer Garten her. Neben dem alten Hühnerverschlag hab ich ein Areal ausgewählt, vom Chef abgesegnet bekommen und der Wasseranschluss in der Nähe ist auch machbar. Hatte ja auf der Farm im April schon den Gedanken als Selbstversorger zu beginnen, wer weiß was die Zukunft der Welt noch so bietet mit dem aktuellen Irrsinn.

Auf geht es also zu weiterer schweißtreibender Arbeit am liebsten zwischen 6-9 wenn die Sonne noch nicht zu stark ist. Das Thema Garten dann im nächsten Blog, ja ich weiß, hab es etwas schleifen lassen mit dem Schreiben. Bin einfach zu kaputt am Abend und in der Mittagspause und am Morgen geht es gleich frisch mit neuen Ideen ans Werk. So kann sich der frühere Betonklotz im Reservat nun schon sehen lassen.

Strohdach und Natursteinwand, mein Kumpel aus Kpalime, ein Maurer ist zu Besuch und im Arbeitseinsatz. Barfuß und mit der Schaufel oder Schippe Sand, Zement und Wasser vermengen… alles Handarbeit.

So kann sich der Bereich langsam sehen lassen und bleibt etwas schattig gelegen auch unverkennbar grün im Gegensatz zur restlichen Umgebung. Bin sehr zufrieden, Stolz und immer gerne dabei Besuchern meist sogar Einheimischen die kleinen kriechenden Bewohner zu zeigen und auch erklären.

Ich bau mir meine Welt, wie sie mir gefällt

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