Afrika-Blind aus Gewohnheit

Ja, der Mensch gewöhnt sich schnell und vergisst dann die Details zu schätzen, verdrängt die Vielfalt und Andersartigkeit wenn sie zum Alltag gehören. Auch ein Grund warum erst viele Probleme entstehen können. Man wird blind für die kleinen Sünden die in der Summe große Wirkung haben, so erst entstehen z.B. die Probleme der Verschmutzung der Natur. Versuche mal nem Afrikaner zu erklären, dass er seinem Land schadet wenn er Abwässer zurück in den Bach kippt der auch seinen Nachbarn versorgt, oder das Plastikmüll einfach nicht verschwindet und selbst jeden Tag nur ein kleines Stückchen in einem Jahr nen ganzen Sack ausmacht.
Ich hatte wie gesagt einige Zeit mit meinem neuen Kumpel Mike (Michael) aus Polen verbracht, der zum ersten Mal hier in Afrika war. Seine Sicht auf alltägliche Situationen und die Faszination darüber aus den Augen eines Journalisten gesehen, bewog mich zu diesem Beitrag mit weiteren Einblicken von der Straße. So waren wir einmal zusammen mit dem Fahrrad unterwegs, er hatte mich endlich dazu motiviert die 12Kilometer Piste hinunter zum Dorf mal mit dem Fahrrad sportlich anzugehen. Beim Besuch des Fleischers meiner Wahl (meist fürs Hundefutter) dann dieses Foto:

Der Ölfassgrill mit den Pappkartonstücken darauf zur Präsentation aller möglicher tierischen gegrillten Leckereien gehört zum Straßenbild eines jeden Dorfes. Ebenso der Marktplatz, wenn auch meist nur an einem Tag der Woche wirklich genutzt.

Diese Motive aus jungfräulicher Sicht heute also alles Fotos die nicht aus meiner Hand entstanden sind. Der morgendliche Spaziergang in Badou, im letzten Blog angesprochen, erschuf dann diese Bilder:

Straßenszene vor 6Uhr morgens zum Sonnenaufgang, eine der ruhigsten Zeiten im Troubel afrikanischen Lebens. Hier ein Clip zum Überblick.

Der einzige Kreisverkehr dieser Stadt dann schon ein Stück organisiertes Chaos. Bemaltes Polizei Ölfass als Kreisverkehr.

Ich mag solche kleinen Details, wie zum Beispiel ein Kette am Tor, hier nur keine Gliederkette sondern eine ausrangierte Motorradkette.

Etwas künstlerisches haben dann auch die üblichen Wegweiser die ihrer gemauerten Erscheinung wegen meist an Gabelungen eine Art Kreisverkehr bilden. Dreieckig und alle Seiten anders beschriftet nur leider meist auch verfallen und verblichen, hier mal ein wirklich vorzeigbares Straßenschild.

Die Huskey-Hündin daneben übrigens mein neuer Pflegehund vom Chef der unterm Truck wohnt. Ich hab’s schon irgendwo erwähnt, die Bergluft tut ihr besser als die Umwelt in Lome. Sie bleibt bei mir und am Hotel solange das Herrchen unterwegs ist. Atlas ist zwar nicht erfreut aber wie mit meiner Schäferhündin früher muss er sich arrangieren. Gab auch schon ein paar Abenteuer mit der kleinen Jägerin, die dann ein Zicklein vom Nachbarn nach Hause brachte… Bilder dazu später. Weiter mit Togo live, diesmal abseits von Asphalt in kleinen Dörfern am Pistenrand.

Diese Küche zum Beispiel wird grad von der Putzkolonne besucht. Eine Herde Ziegen übernimmt die Arbeit und entfernt alles noch essbare… die kleinste der Familie hat es sogar irgendwie in den Topf geschafft… sollte sich lieber nicht daran gewöhnen.
Außenküchen der Temperaturen wegen angebracht und einzig sinnvoll, hier mal ein recht vorzeigbares Exemplar vom Dreiflammenherd… Arbeitshöhe unterhalb der Kniescheiben und ne Arbeitsfläche findet sich noch weiter unten… Kann mich nur nicht mit den Alutöpfen anfreunden. offenporig aus Guss und meist dazu alte Motorenteile eingeschmolzen. Guten Appetit.

Eine weitere Verwendung vom Ölfass und damit schon drei in diesem Blog ist der Einsatz bei der Sodaby Herstellung, also dem Schnapsbrennen aus Palmwein. Destilierkörper oder Kessel, was auch immer nötig ist.

Im Busch gibt es dann sowieso mehr zu sehen, wenn auch heute mal nicht die unberührte Natur im Vordergrund steht. Schule mit Improvisationscharakter könnte man es nennen. Die Wand gleich
Tafel und das luftige Gebäude ein Architekturwunderwerk.

In dieser Gegend bei einer Wanderung entdeckt gab es massenweise Kaffeeplantagen. Also wie üblich gerodeter Busch wo meist mit Pestiziden nachgeholfen wird. Die Kaffeepflanze deshalb nicht gerade weit oben auf meiner Favoritenliste, jedoch aus unvoreingenommenen Augen auch ne interessante und bunte Perspektive. Gehört hier zu den meist angebauten Kulturpflanzen, ausserdem verkörpert dieses Getränk für mich eine der großen Ungerechtigkeiten dieser Welt, in den ärmsten Ländern für wenige Cent angebaut verdienen sich die Großkonzerne damit eine goldene Nase. Diese stupiden mit viel Plastik umpackten Einmalportionen zum Beispiel kosten soviel wie der Erzeuger am Tag zum Leben hat… und dabei rede ich von einer einzigen und nicht der Packung! Aber die Schönheit kann man auch im Detail finden.

Definitiv leichter vor die Linse zu bekommen als einen der zahlreichen Schmetterlinge kurz nach der Regenzeit. Auf dem Boden fand ich ein sterbendes Individuum mit hübscher Färbung.

Und ein weiteres Detail was für mich nun zur Normalität gehört stachelige Bäume, die sollte man nicht mit dem Fahrrad im Weg stehen haben. Tut auaaa…

Ebenso zur selben Kategorie gehörend und Obacht beim wandern sind solche Ameisenstraßen… die Dinger beißen sich gerne fest, einige wandern aber erst etwas die Beine hoch und suchen sich ne weiche Stelle… Selbst Atlas hat schon Erfahrungen mit denen gemacht. Er schlägt dann wie ein Pferd aus weil ihn die Biester zwischen den Zehen piesacken.

Der folgende Kandidat wobei ich hier von einem Weibchen ausgehe (schleppt Eier mit) soll auch pieksen, bei rund 15-20cm Länge hält man aber schon automatisch Abstand vom Hundertfüßler.

Ein abschließendes Bild heute um zurück zum Thema Afrika live zu gelangen dieses Wohngebäude. Auf der Tour mit dem Prado entdeckt hat Mike gleich noch den Bewohner mit abgelichtet. Irgendwie typisch und mit morbidem Charme. Würde zu gerne mal wissen wie es in solchen Gebäuden aussieht! Dach undicht? Schimmel an den Wänden, Möbel vorhanden? Vielleicht frage ich den nächsten einfach mal und mime den unwissenden Touristen.
Zerfall.

2 Gedanken zu “Afrika-Blind aus Gewohnheit

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