Ein Jahr geht schnell vorüber… Rückblick

Auch schon wieder ein Jahr her wo ich zuletzt die Heimat besucht habe und zum Antritt der Weltreise eine Abschiedsparty gegeben habe. Unterwegs bin ich ja schon länger, hab aber meist im Sommer einem Zugvogel gleich meine Wurzeln in Berlin besucht. Diese Saison aber nicht einmal nen Fuß nach Europa gesetzt und vermisse trotzdem nichts. Der Sommer in Afrika ist angenehmer als man ihn sich vorstellt, die Regenzeit ist halt niemandem geläufig und bis auf die Schwüle kurz nach den sporadischen Schauern etwas milder als zur Trockenzeit im Winter.

Nehmen wir diese Jahresetappe mal zum Anlass einen Rückblick meiner bisherigen Tour zusammenzustellen. Angesprochene Party vor dem Trip ohne Zeitlimit hat mich gebührend von Freunden und Familie Abschied nehmen lassen.

Die Wahl des Fahrzeuges hin zur WALKÜRE die in Portugal wartete war bis zuletzt noch etwas ungewiss. Zumindest schied mein Stricher frühzeitig aus und ging an einen Kumpel. Der kleine türkise Bus wurde dann doch noch in Berlin verkauft und ich fuhr eine Abschiedstour im Wüstenschiff gen Süden. Schon in neuem Gewand und ebenfalls verkauft wird der 407 mit einem Urlaub verbunden dort dann abgeholt. Berlin ade.

Der Schwarzwald als traditionell letzter Stop in Deutschland, diesmal weit vor dem ersten Schnee. Mit Atlas durch die Kiefernwälder spazieren und Pilze sammeln. Energie tanken vor der langen Fahrt durch Frankreich was ich schon mehr als genug kenne. Erst die Pyrenäen interessierten mich, da die Witterung es dort mal noch zuließ entspannt zu Reisen. Der 407 mit 5Zylinder Herz kämpfte sich wacker durch die Berge und ließ mich eine heiße Quelle mitten im Wald ansteuern.

Noch weiter hinauf nach Andorra und auf der anderen Seite der Berge nach Spanien runter führte mich der Weg nun ohne Zeitdruck über Zaragosa in die Wüste Bardenas.

Naja, wer richtige Wüsten kennt braucht hier nicht halten, vor allem die Touristenströme auf dem Rundkurs sind schon erschreckend. Da war mein nächstes Highlight schon atemberaubender wenn auch nicht einsamer. Die urzeitlichen Höhlen von Altamira die als Weltkulturerbe gelten. Ein Muss für Nordspanienbesucher.

Pilgern tut der Aktivurlauber hier ebenfalls, der einfach Camino genannte Jakobsweg führt durch hügeliges Hinterland in Asturien. Tolle kleine Ortschaften unterwegs. Den Strand der Nordküste nicht weit musste ich natürlich auch besuchen und Las Medulas stand ebenfalls auf der UNESCO Liste, eine ehemalige Goldschürfer Region wo ganze Berge abgetragen wurden.

Weitere Termen findet man in Galizien und ist damit schon gut auf dem Weg zu Portugals Norden. Hier und speziell an den Küsten herrscht noch Hochsaison im Urlaubstrubel. Ich nahm noch etwas Kultur mit am Rande der Strecke und schaute am Surferhotspot jedoch ohne Welle vorbei. Doch mit dem nahenden Ziel Algarve war es vorbei mit dem Urlaub, die WALKÜRE brauchte eine Inneneinrichtung, die Übergabe des 407 stand bevor. Der Umzug von einem zum anderen fand stilecht am Strandparkplatz statt.

Sagres, Lagos,Portimao und speziell Barao Sao Joao waren im vergangenen Jahr Heimat geworden. Ich besuchte nochmal all meine Plätze und verabschiedete mich mit einer erneuten Testfahrt im 508 von Freunden und der Region. Ein Moped steht hier noch, das andere (die kleine Aprilia) wandert mit auf Welttournee. Der Küste nach Osten folgend vorbei an Faro und rein nach Spanien. Auch hier unten alles bekannt also schnurstracks in Richtung Fähre. Die letzte Nacht am Strand von Tarifa. Morgens direkt auf’s Boot in Algeciras um die Grenzformalitäten hoffentlich nachmittags hinter mir zu haben.

Marokko nach 18Monaten Abstinenz als erste richtige Etappe des ungeplanten unterwegs seins. Hier im Land hab ich mehr Zeit verbracht als in allen anderen, kenne fast jede Ecke und will mal schauen was dazwischen so los ist. Viele kleine Pisten irgendwie östlich um den Hohen Atlas ist der Plan, doch auch schon bei Midelt und nach dem Zedernwald erwartet mich Schneegestöber. Atlas freuts.

Nur wenige Kilometer weiter durch die ZIZ Schlucht hinein ins orientale Marokko, Lehmhütten, Dattelpalmen und karge Landschaft. Erster Kontakt mit einem Sandkasten für große Spielkinder, die WALKÜRE zur Generalprobe… buddelt sich durch

Hier in der Gegend ist auch das Titelbild der homepage entstanden, etwas entfernt die Kunstwerke Orion, Spirale und Himmelstreppe… Man trifft viele Reisende und ist nirgends alleine.

Abenteuerlich Dank Hilfe des Defenders finden wir offroad den Weg zurück in die Zivilisation. Nicht weit entfernt der berühmte Krater den ich zwar schon einmal besuchte, aber nicht bis zum Rand fahren konnte, weitere Probe fürs Reisemobil. Abgelegenster Schlafplatz bisher.

Schnell vorbei an Merzouga will ich die Piste Taouz-Zagora in Angriff nehmen, mit dem Oued Rheris eine Herausforderung ohne Allrad aber gemeistert. Dann stand doch ein Termin auf der Agenda, das Taragalte Festival in der Wüste M’Hamid direkt an meinem Geburtstag, wenn das keine Einladung ist. Man traf bekannte Gesichter und neue Freunde und hat ne tolle Zeit.

Zusammen mit einem Allrad Kurzhauber und dem Defender schmiedete ich Pläne die alleine nie anzustreben wären, eine Wüstenfahrt zum
Erg Chegaga… Wahnsinn aber auch dies wurde gemeistert.

Video zur Dünenfahrt im Sand

Zwischen Dünen und auf dem Lac Iriki weitere unvergessliche Tage, an der Oase Sacree dann der Abschied ich will wieder alleine weiter. Etwas das Draa Tal hinauf und dann quer feldein in Richtung Anti-Atlas mit seinen unglaublichen Felsformationen. Speziell die Blue Rocks wollte ich erneut sehen, hatten neue Farbe bekommen, etwas grell wie ich finde.

Weiter ging es durchs Ait Mansour Tal nach Amtoudi und dessen außergewöhnlicher Speicherburg. Hier war ich auch noch nie zuvor, nicht verpassen!

Dann wieder in bekanntes Terrain an die Heiße Quelle bei Fask und später über Guelmin an den Atlantik. 1000km ie N1 hinunter nach Dakhla als wohl einzige Strecke in Richtung Mauretanien… Naja ich hab weitere 100km Umweg in Kauf genommen und einen enttäuschenden Besuch in Smara vorgezogen um bei Laayoune wieder auf die gewohnte Strecke zu gelangen… der Sonne entgegen.
In Dakhla dann etwas Zeit in der Schneiderei verbracht um mein umlaufendes Zelt an der WALKÜRE zu fertigen. Mit Sonnensegeln und Frontverkleidung für die Windschutzscheibe.

Letzte Wartung am Truck, Vorbereitung und Besorgungen um dann in Richtung Mauretanien Land, des Windes zu starten. Wenn ich die Grenze nicht schon einmal passiert hätte wäre das ein Abenteuer. Meines folgte aber wenige Kilometer weiter beim Versuch eine Piste am Erzzug entlang zu finden. Definitiv nicht ohne 4×4 möglich, denn schon mit dem Geländemotorrad hatte ich bei der Erkundung meine Probleme.

So also hieß es wieder stur Asphalt bis Nouakchott. Einige Zwischenstopps abseits der Straße und auch an der Ebbstrandpiste im Nationalpark mit eingerechnet. Blöd nur nicht auf Geländereifen gewechselt zu haben…

Die Hauptstadt nur im Norden gestreift um eine genauso langweilige Straße bis hoch nach Atar zu fahren. Neue Ecke die ich noch nicht kannte. Bis Chinguetti dann tolle Landschaft wenn auch miese Wellblechpiste. Diese historische Stadt hat Charakter und mit einigen Campings auch die Infrastruktur dafür. In alle Richtungen nur Wüste, also für mich wieder zurück mit Abzweig zur Oase Terjit. Dies über eine recht passable aber unbenutzte Piste, tollste Landschaft des Adrar Gebirges mit Felsmalereien und keinem Menschen weit und breit. Später auf dem Weg fand ich auch die Ursache, man musste das Oued bei Mheireth queren und hier war es dann steil und sandig, zum Glück kam genau richtig ein Hilux mit deutschen Touristen um mich rauszuziehen…

Die Oase dann später nix besonderes, aber die neu gebaute Asphaltstraße nach Tidjikja die ich nutzen wollte hatte es dann in sich. Sanddünen und Verwehungen alle paar Kilometer, trotz richtiger Straße also ein Wüstenabenteuer.

Videos davon online und auch hier auf der Homepage verlinkt zu finden. Großes Interesse in den sozialen Medien fand später auf der Route nach meinem Post mit den verlassenen Mercedes G-Modellen statt. Drei Fahrzeuge noch recht gut vom Blech her und im Rest der Welt begehrte Restaurationsobjekte. Anfragen nach Koordinaten aus Russland und den USA habe ich bekommen, mal sehen wie lange die dort noch verweilen.

Die Route traf am südlichen Ende wieder auf eine Straße die westlich in die Hauptstadt führte, auf diesem Teilstück dann ein Jubiläum für mein Fahrzeug… 100.000km auf der Uhr, nach fast 40Jahren wird das auch mal Zeit. Lustiger Weise hab ich mich bei 99.999/9 für das Jubiläumsfoto nochmal eingebuddelt. Sehenswerter fand ich später aber am Hafen Nouakchotts die Altblechbrigade die den Fisch zu den Fabriken fährt. Pick-Ups weit über ihren Zenit hinaus noch in täglicher Nutzung.

Ich fuhr weiter nach Süden zur Grenze nach Senegal. Wollte diese aber nicht passieren, von Norden kommend eine reine Abzocke wie man weiß, mit Abstecher über Mali viel entspannter. Aber diese Tour ist der Senegal nicht auf meiner Liste, nur dem gleichnamigen Fluss folge ich ein paar Tage bis zu seinem Ursprung hinauf. Dabei gab es einen 250km Abstecher durch wahnsinnig tolle Sahel Landschaft mit unendlich vielen Baobabs als ich die Grenze zum Mali über Selibaby-Kayes passierte. Ein Video zeigt die Gegend und Strecke. Der Grenzübergang winzig klein und alle paar Wochen kommt mal ein Verrückter.

In Mali dann ähnliche Strecke bis zur Großstadt Kayes, dort ginge es auf dem schlechtesten Highway der Welt nach Bamako oder Dakar, ich wollte weiter dem Strom folgen. Das recht unerfreuliche Abenteuer mit dem Militär am Wasserfall des Bafings wie der Senegal hier heißt, fesselte mich dann nur einen Tag später. Ein von Chinesen erbauter Staudamm und Kraftwerk wird zukünftig die Natur verschandeln, das darf man natürlich nicht filmen, und warum man fallendes Wasser als Erinnerung und Foto haben möchte versteht man hier nicht…

Auf jeden Fall wurde ich dafür in Gewahrsam genommen, von Pass und Telefon befreit und durfte wie ein Sträfling im eigenen Truck 80km Piste zurück nach Kayes folgen um mich dort beim Chef der Brigade zu erklären. Freiheitsberaubung würde ich das nennen, in Afrika und erst recht dem zerrütteten Mali an der Tagesordnung. Ich durfte schließlich weiter und fand meinen Weg mit Flussüberquerung per Fähre irgendwie doch noch bis zum Cool Camp in Manantali wo der Fluss quasi an einem weiteren, in den 70ern von Deutschen erbauten Staudamm beginnt. Zeit mal Urlaub zu machen und ich richtete mich ein und half im Gegenzug dem Betreiber bei einigen Projekten.

Angekommen in Schwarzafrika mache ich hier mal eine Pause und Teile den Rückblick… Fortsetzung folgt.

Ein Gedanke zu “Ein Jahr geht schnell vorüber… Rückblick

  1. uwe schreibt:

    … schön, nochmal eine zusammenfassung deiner erlebnisse zu lesen!
    ich wünsche dir ein weiteres tolles reisejahr (und endlich schluss mit den corona-einschränkungen!).
    viele grüße
    uwe, bisher mit der afrika-ente

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