Die Ökofarm Kekeli bei Agou am Zio

Ich hab es mit meinem 5m langen und 2,20m breiten Mercedes Düdo Reisemobil also irgendwie über Mofawege zur Farm meines Kumpels geschafft. Ein Video dazu war ja im letzten Blog zu bestaunen. Diese kleine Farm ist nicht nur auf keiner Karte zu finden, sondern auch 8km weit weg von der nächsten Piste, dafür direkt am Wasser des Fluss Zio gelegen an dem auch etwas weiter nördlich das Projekt Zion Gaia zu finden ist. Dort war ich ja früher schon 6Wochen aktiv gewesen und werde auch in ein paar Tagen zum Abschied nochmal vorbeifahren. Doch nun erstmal hier ruhen und etwas mitwirken. Camp steht, im Hintergrund sieht man die Gästehütten.

Die Agro-ecologique ferme Kekeli hat zusätzlich noch einen Gemüsegarten und ne Baumschule auf dem Gelände. Ich hab schonmal was über Kekeli geschrieben, für mich einer der wenigen Togolesen die verstanden haben was in der Welt schief läuft und dagegen auch mit seinem Projekt was tun möchte. EcoTourismus und Lehrveranstaltungen zur biologischen Landwirtschaft, gut vernetzt und auch des Englisch mächtig, gibt er Vorträge außerhalb in Ghana und Benin. Seine Erfahrungen stammen aus einigen Reisen, er ist selbst etwas in Westafrika rum gekommen und hat gesehen was überall mit den Ressourcen seines Landes passiert.

Ich stehe lieber direkt am Eingang, will nur ein paar Tage bleiben und nicht auf der Wiese versacken. Die zwei traditionellen Rundhütten sind Gästehäuschen.

Wer also mal ein hübsches Fleckchen Land sehen möchte und dabei noch Gutes tun will, meldet sich bei ihm. Zuallererst, und nicht nur wegen mir stand mal wieder Rasen mähen auf dem Plan. Bei der Vegetation im ersten Bild nachzuvollziehen, wäre hier ne Sense angebracht, jedoch wird afrikanisch alles mit der Machete getätigt. So also stutzt man mit gebeugtem Rücken und ausholenden Hieben Stück für Stück das sprießende Grün. Als zweites Hilfsmittel steht ein Ast mit Haken zur Verfügung der ggf. Büschel an der Wurzel fixiert.

War mir eine doch irgendwie zu komplizierte und rückenmordende Angelegenheit, so beschränkte ich mich auf das Zusammenraffen per Harke und den Abtransport per Schubkarre. Bei einigen Kubikmetern Grünmaterial für den Kompost in praller Sonne aber ebenfalls ein Akt der mit Literweise Schweiß quittiert wurde. Zum Glück liegt der etwas abkühlende Fluss ja keine 50m entfernt und war an diesem Tag locker 5-6mal mein Ziel zum Baden. Optisch etwas trübe ist das Wasser grad aufgewühlt und sedimenthaltig, der Boden Sandig und bis zum anderen Ufer nicht tief… keine Krokodile!

Atlas war zwar auch einmal drin, kann aber anscheinend mit der Strömung nix anfangen oder was auch immer, er mag hier nicht freiwillig rein. Bleibt lieber im Schatten auf dem letzten Stück hoher Wiese unterm Truck liegen.

Besucher gibt es immer mal wieder und so stirbt er nicht vor Langeweile sondern kann lautstark Eindringlinge in sein Heim und sein Territorium ankündigen. Hier mal ein Opa mit Enkel der ein paar Bäume aus der Baumschule abholte. Zwar nicht unbedingt zur Aufforstung der geschundenen Wälder gedacht aber immerhin Avocado und anderes nützliches.

Zum Mittag gibt’s dann klassisch Pate mit Ademe. Also der, aus einer Schüssel umgestülpte am Stück erkaltende Maisbrei mit einer Sauce die entfernt dem Spinat ähneln könnte. Die Pflanzen dazu wachsen im Garten. Zur Ernte wurden die oberen Blätter und Knospen abgezwickt damit der Rest der Pflanze auch breiter wachsen kann.

Auf der Farm gibt es auch ein Gehege für Hühner, genug Schatten und Auslauf, als Futter gibt es Mais und Soya, ab und an Kompost zum rumwühlen und nach Insekten suchen.

Im Garten bei ihm sonst grad recht wenig nutzbar. Dieser befindet sich nicht wie die Felder hinterm Haus sondern direkt in der Nähe vom Wasser allein der Bewässerung wegen. Selbst wenn in der Regenzeit mal drei Tage nix fällt muss man nachhelfen. trocknet alles wahnsinnig schnell aus hier. Normalerweise verkauft er in Lome Petersilie und Karotten, da aber grad dank Corona alles schwieriger ist, war hier etwas Stillstand. Ich hab mich also mal ran gemacht die Kräuter wieder vom Unkraut freizulegen dass hier binnen weniger Tage echt überall wuchert. Vorher sah es aus wie nebenan.

Ansonsten baut er unter schattenspendendem Moringa auch Artemisia an. Dieses heimische Mittel zur Bekämpfung von Malaria ist viel zu selten kultiviert. Dafür aber in jedem Mittelchen was man in der Apotheke kaufen kann…

Einige Beete sind mit Kräutern und Gräsern als Gründünger belegt, der dann demnächst untergehoben wird. Der Boden aber sehr humushaltig, wenn trocken zwar sehr hart aber nach den Regen der letzten Tage echt eine tolle Erde zum bearbeiten. Hab also mal angefangen alles rauszureißen und abzulegen. Wurzeln trocknen so und Unkraut verschwindet, darunter bleibt die Erde frisch und mit Mikroorganismen gesättigt.

Regen übrigens auch ein Stichwort auf das ich mal näher eingehen will. Der warme Sommerregen der bei uns gerne gesehen wird ist noch ne kalte Dusche dagegen was hier runter kommt. Man sieht es kommen und kündigt sich meist auch mit etwas Wind an. Hier war es noch sonnig als die ersten Tropfen schon fielen.

Und wieder mal zeigen bewegte Bilder mehr als nur ein Schnappschuss. Ein Regentanz auf dem Handy festgehalten.

Schönes Bild übrigens auch dies hier mit Blick auf dem in den Wolken liegenden Berg Mont Agou, Togos höchster Erhebung. Die Sonne etwas von Teakblättern in Schach gehalten, könnte man es schon idyllisch beschreiben.

Wer jedoch genau hinsieht erkennt die komplett gerodete Fläche im Vordergrund die hier überall vorherrschen. Wo einstmals Wälder standen ist nur noch vereinzelt Holz übrig. Vieles wird zu Holzkohle verarbeitet die in der Stadt benötigt wird, hier begnügt man sich mit trockenem Holz und nur wenn alles feucht ist greift man zur Kohle. Die gerodeten Flächen werden dann zur Landwirtschaft genutzt. Die Gegend hier geprägt von Handarbeit auf sehr fruchtbarem Boden in Blickweite vom Hügel, Maschinen kommen nicht zum Einsatz.

Viele kleine Dörfer und noch mehr einzeln stehende Farmen die sich um Mais, Yams und Maniok kümmern und damit die Grundnahrungsmittel anbauen. Klingt gesund und vernünftig… kann es aber anhand der überall sichtbar rumliegenden leeren Literflaschen Pflanzenvernichtungsmittel nicht sein. Glyphosat steht auf den meisten drauf und ist glaub ich aufgrund seiner Toxizität in Europa schon verboten. Produziert wird das Zeug trotzdem noch und einen Absatzmarkt findet man auf dieser perversen Welt auch schon irgendwie. Wie mit allem… der letzte Scheiß geht nach Afrika. Und die Leute hier sind noch Stolz drauf sich das gute Zeug aus der vorbildlichen und erstrebenswerten Welt leisten zu können… vergiften sich und ihre Böden…

Die Anbaumethoden dann durch die Handarbeit ebenfalls anders. Mais wird mit sehr viel Abstand und dafür zwei Pflanzen pro Loch in grobe Reihen gesetzt. Bei uns steht der weit enger und wird auf den großen Feldern leider ebenfalls mit viel Chemie frei von allem anderen Bewuchs und Schädlingen gehalten.

Yams wird per Hügel kultiviert, die Kletterpflanze die dem Wurzelgemüse die Energie gibt wird bis 5 Meter hoch und braucht etwas Stütze, hier Palmenstängel, gerne auch kleine Bäume die auf den entsprechenden Feldern stehen bleiben.

Bei Maniok kann man keinen Plan erkennen, die Pflanze treibt aus jedem Stück was irgendwie den Boden berührt oder als Abschnitt irgendwo landet. Ein Feld ist bis zur Ernte auch nicht zugänglich und total zugewachsen, wird dann von außen Stück für Stück abgehackt und ausgebuddelt. Foto spare ich mir, ein Durcheinander.
Ein noch größeres Durcheinander findet man im anderen Übel der Region. Wenn mal kein Land gerodet erscheint wurde das früher schon absolviert und eine Palmöl Plantage drauf gesetzt die nun wild zuwächst. Es dauert einige Zeit bis sich hier Früchte bilden und parallel ist die Produktion von Sodaby, dem billig selbst gebranntem Schnaps, ein lukratives Geschäft. Keine Ahnung wie, da die Flaschen für nur 1000cfa verkauft werden, und das Zeug ist echt starker Alkohol. Auf jeden Fall müssen ne Menge Palmblätter aus dem Weg geräumt werden. Dienen ja wie mal im Hüttenbau Beitrag erklärt auch als Baumaterial und gerne auch zusammengesteckt als Fertigbauwände.

Aber erstmal genug vom Farmleben…
Grüße aus dem Busch irgendwo zwischen Tseviekope und Kati

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