Die WALKÜRE in der Wüste, der Mb608 im Sand

Die Piste Taouz – Zagora ist anscheinend eine der am häufigsten genutzten im südlichen Marokko. Taouz als unbedeutender Ort hinter Merzouga nur der Eingang da dort der Asphalt endet. Die letzten Kilometer dorthin dementsprechend etwas langweilig. (Anmerkung… wenn eure Datenmenge für die paar kurzen Videos heute im blog nicht ausreicht… hebt es euch für das letzte Video auf… ein MUSS!)

clip Asphaltstrecke nach Merzoug

Die gestern schon angesprochenen ersten Kilometer Materialschlacht auf holprigem Untergrund haben dann noch wenig Charme, man erkennt aber schon wie sich die Landschaft ändert.

clip Wellblechpiste Taouz-Zagora

Hier gibt es auch noch eine mehr als ausreichende Infrastruktur für die etwas komfortabler Reisenden Wüstenfahrer. Fantasievolle Namen und pompöse Gebäudekomplexe im Niemandsland bewerben Zimmer mit WiFi und Dusche. Wer es authentischer mag kann auch im Nomadenzelt hinterm Hotel übernachten.

Ein Haufen Motorradfahrer und Quad-Enthusiasten nutzen diese Chance, aber auch die Offroader, die zwar perfekt fürs Gelände sind aber sonst eher zu klein um als Reisemobil zu gelten. Auf jeden Fall können sich die Herbergen nicht über fehlende Besucher beschweren.

Die Tauglichkeit des letzten Schiffs im Bild bezweifle ich jedoch etwas. Amerikanischer Hersteller und langer Radstand, dazu das hypermoderne minimalistische Schneckenhaus auf der Ladefläche… aber man kann zuhause behaupten damit in der Wüste gewesen zu sein. Sicherlich spannende Geschichten bei den Kumpels und Nachbarn, das Fahrzeug hat nen Monaco Kennzeichen und den Typ hab ich vor Geld stinkend schon an der Tanke getroffen.
Bis Ramlia zieht sich das weiter so durch die Landschaft. Die Piste hart aber ohne Sand auch für FWD zu schaffen. Orientierung kein Problem, einfach folgen, ganz zur Not an den Strommasten orientieren.

Solche Abschnitte dann schon wieder Abwechslung und toll zu fahren. Wenn niemand vor dir Staub aufwirbelt auch ein Traum für alle Sinne.

Wie gesagt auch ohne Allrad kann das eine tolle Erkundung sein und wer sich traut noch hier durch zu fahren erlebt dahinter bald noch ein Highlight.

Die Ebene wir flacher und breiter, nur noch die Steine in der Umgebung verhindern dass man freiwillig von der Spur abkommen mag.

Doch auch das Problem löst sich etwas später und der erste ausgetrocknete See liegt dir zu Füßen, die Piste geht mitten hindurch.
Warum nicht einfach mal Pause machen wo die WALKÜRE es will. Gang raus, Motor aus und Rollen lassen. Die letzten Meter sogar ohne Chauffeur.

clip MB608 WALKÜRE in Freiheit

Ich muss mich für die Hintergrundmusik entschuldigen. Die Musikauswahl dank etlicher Zugaben von Freunden noch nicht vollständig durchsortiert. Irgendwie passt das Partyambiente aber in meinen heutigen Tag. Er startete im Nirgendwo und wird sicherlich auch ähnlich enden, dazwischen kein normaler Straßenverkehr und genügend Zeit für alles andere. Warum also nicht mal ne marokkanische Kräuterpfeife am Morgen genießen und die Ereignisse des Tages mit Verstärker erleben. Mitten auf dem See, Türen auf, Terrasse runter und Zeit zum Frühstück.

Ich hab mein Fernglas im Anschlag und am anderen Seeufer sammelt sich ein Trupp Geländewagen die nen Pavillon aufbauen. Nach und nach kommen dort immer mehr Motorradfahrer zusammen, ne Art Rallyeveranstaltung oder geführte Tour. Bei mir knallt die Sonne und ich tanke Vitamin D… Ein Bad im See ist ja schlecht möglich, aber wenigstens Sonnenbaden kann man-ausgiebig. Meine Terrasse der ideale Ort und der Sitzsack bequem. Mir geht es gut und die Musik wurde besser, ich sitze mittlerweile nackt hier und denke mir warum nicht, kein Marokkaner weit und breit. Die Motorradfahrer müssen sowieso denken was macht der verrückte Kerl da mitten auf dem See…

Irgendwann heute muss der Langschläfer Markus hier auch durch. Das Foto entstand dann nach seiner Ankunft und ich schon wieder mit Hose am Hintern. Er ist auch alleine Unterwegs und kann so schlecht Fotos von sich während der Fahrt machen, seine Instagrammer stehen aber auf Staub Bilder also stellt er das Gerät ein und ich drücke im passenden Moment auf den Knopf während der LandRover über den See brettert… tolle Bilder geworden. bei Overland Defender zu bestaunen.

Im Gegenzug will ich das natürlich auch mal probieren. Aber geradeaus ist im Düdo jetzt nicht der Bringer, quer muss das Ding… und tut es auch. Große schnelle Kurven und der Moment bevor er hinten ausbricht kündigt sich deutlich an.

Echt schon schön das eigene Fahrzeug mal in Aktion zu sehen. Diese Bilder natürlich nicht von meinem Fotohandy und die Ergebnisse sah ich erst ein paar Tage später. Sonst hätte ich sicherlich noch ewig auf dem See rumspielen können um weitere Aufnahmewinkel auszuprobieren. Aber seitlich voll eingefedert mit Dachansicht ist schon auch nicht schlecht.

Die Wildnis ruft aber und der Ausgang vom See muss auch erst gefunden werden.

Dahinter dann erneut eine Herberge die um Besucher bettelt. Klar ist jedes ankommende Fahrzeug vorher deutlich zu sehen und immer steht einer und winkt dass du anhalten sollst. Schade, falls wirklich mal jemand Hilfe braucht ist diese Geste verpufft.

Wie beschrieben ist Ramlia mit jedem Fahrzeug zu erreichen. Der Ort zu vernachlässigen, Lehmhütten und bettelnde Kinder vielleicht eine Möglichkeit um Nahrungsmittel zu kaufen… Restaurant würde ich das hier nicht nennen.

Da sind wir wieder beim Markennamen vom giftigen Zuckerwasser… Die Zukunft hat dann wohl noch weniger Zähne als die aktuellen Alten. In Ramlia gibt es sonst immerhin Solarlaternen und Internet. Südlich erstreckt sich ein Palmenhain mit Feldwirtschaft. Eigenversorgung steht hier also an.

Bis hierher schafft es jedes Fahrzeug, die Querung vom Oued Gehris eher nicht und ich lasse Luft auf 2bar aus allen vier Reifen ab. Die hinteren legen sich schön auf die Seitenwand und geben dem zusätzlichen Profil Spielraum, die vorderen flach und hart weil alt von 2002 machen immerhin die Lauffläche länger und lassen mich nicht vorne gleich tief einsinken. Bin echt gespannt was noch kommt. Zum Glück nicht ganz alleine durch diese Prüfung.

Clip Sandfahrt in der WALKÜRE

Unglaublich, aber es läuft. Die WALKÜRE mit Halbgas in der zweiten Fahrstufe durch den Sand. Herzklopfen und Glücksgefühl in einem ich bin Stolz und froh mehr wollte ich ja nicht. Dass das Ding nicht über Dünen geht ist mir klar dafür sind Mercedes T2 genannt Düdo 508 oder 608 nicht gemacht, aber von solchen Passagen wollte ich mich auf der Tour nicht aufhalten lassen…
Erfolg.

Das Oued dann als richtige Herausforderung. Und meine Zuversicht schwindet. es geht locker 5-6 Meter die Böschung hinauf und das auf einer Länge von vielleicht 25-30m. Im aktuell ausgefahrenen Zustand keine Chance, eine kleine Welle ist auch drin bei der ich mit Schwung derbe aufsetzen würde. Selbst der Landy vor mir hatte etwas zu kämpfen und ist ganz schön eingetaucht.

Jetzt heißt es Entscheidung, Umkehren oder Risiko. Das Gute ist, wenn ich wirklich stecken bleibe geht rückwärts immer einfach bergab. Ich schnapp mir mal die Schaufel und lege einige Meter Sand beiseite. Das erhöhte Mittelstück würde an der Vorderachse bremsen, und der angesprochene Hügel, die Welle ist zum Glück harter Sand der zwar etwas weg muss, dann aber wieder Traktion bringen kann. Die Schönheitskorrektur der Ausfahrt aus dem Flussbett dauert eine halbe Stunde und ist dann quasi meine sportliche Betätigung für heute. Während dessen kommen zwei Einheimische im 4×4 Pickup an. Logisch sind das die Guides die auf Steckenbleiber hoffen um ein Geschäft zu machen. Mit dem wohl einzigen RWD Fahrzeug weit und breit bin ich eine große Chance endlich zum Einsatz zu kommen.

Die Spannung steigt ich wieder am Steuer, der Motor ist noch warm. Vorwärts immer, rückwärts nimmer und rein ins Oued. Nicht ganz Vollgas, das heb ich mir für die letzten Meter auf. Zweiter Gang sollte reichen um oben noch genug Druck zu haben und nicht schalten zu müssen, vorher aber mehr Geschwindigkeit zu nutzen. Das Ergebnis ist dann mit Sound in bewegten Bildern zu sehen.

Ouedquerung in der WALKÜRE, Offroadvideo !!!

Traumhaft und einfach nur geil. Die Generalprobe mit Bravour bestanden, das ist zwar die Grenze des Möglichen aber immerhin im ersten Anlauf aus eigener Kraft zu bewältigen. 20% Steigung im Tiefsand aus nem Flussbett raus. Überglücklich und Stolz auf mein Fahrzeug. Der Blick zurück auf die aus dieser Perspektiv harmlos wirkenden Meter und die enttäuscht abziehenden Helfer die um ihre Chance gebracht wurden. MERCEDES bringt’s.

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