Einreise nach Marokko, Tangier

Europa hinter mir, Afrika voraus. Beim ersten Übersetzen vor einigen Jahren überwog die Aufregung ins Unbekannte einzudringen. Eigentlich wollte ich das erneut herausfordern und mich nach Tanger Ville verschiffen, hat aber nicht geklappt und so lande ich mal wieder im großen, recht neuen Mittelmeerhafen. Und weiß was mich erwartet. Immerhin die bequemste Variante in Marokko einzureisen. Grenzformalitäten werden schon auf dem Schiff erledigt. Immer wieder erstaunlich, wie gerne sich Menschen jeglicher Kulturen anstellen. Eine Schlange vor dem Schalter als wenn der letzte ohne Stempel von Bord geschmissen würde. Ich genieße erstmal die See samt aufkeimenden Erinnerungen, Pass stempeln kann man später noch.
Gut was los hier am Nadelöhr zwischen Atlantik und Mittelmeer. Nebst der Fähren kreuzen Containerfrachter und Fregatten, dazwischen dümpeln Fischer in kleinen Nussschalen mehr Ruderboot als Fischerboot. Die Möwen kreisen und der Wind ist streng. Doch nach ner knappen Stunde ist die Fahrt vorbei. Es könnte echt schneller gehen, schätze der Kahn hat keine 10Knoten gemacht. Die Passagiere sollen ja auch Kohle im Restaurant lassen… einige Trucker nutzen die Zeit um die kostenlose Dusche zu beanspruchen, hatte auch kurz überlegt.

Meinen Stempel bekam ich dann gegen Ende der Fahrt auch ohne anstehen, der Pass gescannt, meine Nummer für Marokko ist noch aktiv. Bis alles von Bord ist dauert es nochmal ne gefühlte Ewigkeit. Grob zur Planung sollte man ab Ticketkauf nen halben Tag für die paar Kilometer in Sicht zur Einreise Marokko einrechnen. Mit Reserve an der Zollkontrolle, wo ich auch schon einmal drei Stunden steckte. Etwas Bammel wegen meiner Papiere die noch vom alten Bus stammen und auch die vom Moped stimmen nur mit dem Kennzeichen überein, aber interessiert eigentlich niemanden hier.
Meine Abfertigung dann gelassen angegangen und mich um nix gekümmert, nur den Anweisungen gefolgt und im Fahrzeug gewartet (um nebenbei blog zu schreiben) Ich sollte einmal aussteigen und hinten aufmachen. Klappe runter, hochgehüpft und Tür auf… das Chaos hat ihm gereicht und ich war ohne näheren Blick abgefertigt. Meine Papiere und jetzt neu zwei kleine Zettel mit Strichcode bekam ich wieder ausgehändigt. Vor der Ausreise nach Mauretanien muss ich mich noch um die anderen mit korrekten Fahrzeugbezeichnungen und Nummern kümmern… inshallah.

Ich hatte also etwas Zeit mir meine Route zu überlegen. Von Ceuta wäre es kürzer um am Mittelmeer das Rif zu umfahren. Das Wetter schaut noch gut aus, aber mit dem Regen gestern in Tarifa nicht perfekt und ich will schneller in den Süden. Warum also nicht mit letzten Blick am Atlantik irgendwie querfeldein fahren? Also meine vorerst letzte Einreise nach Marokko gleicht meiner allerersten. Die kleine Küstenstraße nach Tanger nehmen um die Autobahn zu umgehen… doch was ist das?

Das hätte mit meinem 3,30m hohen alten Bus böse Kratzer im GFK gegeben. Die Marokkaner haben aufgerüstet und wollen keine Touristen mehr gratis aus dem Hafen lassen. Um nach Ksar Kebir zu kommen (erste Tanke) muss man diese Höhenschranke passieren. Eigentlich unnötig, da nix sonst den Weg für große Fahrzeuge versperrt. Geldmache, da die Autobahn als einzige Alternative bis Tanger mit das teuerste Stück in Marokko ist.
Mir egal, es passt und ich betrete diesen quirligen Ort für erste Besorgungen. Diesel unter 10dH also grob kalkuliert ein Euro… und ein Teller Bohnen (Lubia) wie gewohnt auch nen 10er. Soweit alles beim Alten.

Die kurvige Küstenstraße mit dem typisch Nordmarokkanischen Flair. Alte Autos gemischt mit viel mehr modernen und die Häuser auch prunkvoller als noch vor Jahren. Viele Straßenverkäufer mit Töpferwaren oder landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Granatäpfel für 50ct… das Kilo 😉
Es dunkelt langsam und eigentlich fahre ich hier ungern im Dunkeln. Andererseits hab ich das Moped noch hinten drin und einen ruhigen Platz findet man hier auch nirgends. Außerdem ist heute Sonntag und in einer der größten Städte des Landes Tanger geht es da am Abend erst richtig ab. Warum nicht.

Die Großstadt dann mit KFC und McDonalds, vierspurigen Straßen und fertig gestellter Promenade in gigantischem Ausmaß. Hab vor Jahren noch die Bauarbeiten beobachtet und mir damals gedacht wozu eine fast 100m breite mehrere Kilometer lange Promenade am Wasser entlang? Andere Kultur, denn hier tobt echt der Bär wie man sagt(e). So stellt man sich den KuDamm nach der Wende vor.

Tangers Promenade im clip

Und der Clip war erst am Anfang der Stadt… Vor mir übrigens ein GLA 45 AMG und hinter mir ein Bentley SUV… noch nie zuvor gesehen. Die Kluft zwischen den Armen und Reichen hier besonders. Und die Entwicklung in letzter Zeit erstaunlich, bin gespannt wohin das führt.
Ich schwimme im Stau mit, ne besondere Eigendynamik hier, da man sich gerne auch einfach so feiert. Die ohne Auto nutzen die Promenade zum Flanieren, die mit den Boulevard daneben. Es wird gehupt, gewunken, laut Musik gehört und aus dem Wagen gelehnt, Motoren hoch geheizt und dazwischen der normale Verkehr der von A nach B will. Ich hab was entdeckt und muss über alle Spuren und den doppelten gezogenen Strich, macht man hier zur not auch mal so. Parkplatz gefunden und ab an die Bar…

Ein 124er Langbenz zum Schneckenmobil umgebaut. Bitte was? Ein mobiler Verkaufsstand für die Nordmarokkanische Spezialität Schneckensuppe. Von mir wegen der Gewürze geliebt, viel Ingwer dabei und gut bei kühlen Temperaturen. Ein Schmaus den man mal probiert haben sollte, ich mag es und lasse keine Chance ungenutzt. 5dh normalerweise eine Schale plus Suppennachschank als Zugabe, hier 7, geht aber echt ok.

Die anderen Kunden schauen mich wie gewohnt interessiert an, der Typ mit dem Bart der sich an Schnecken traut… ich meinerseits genieße das Schauspiel um mich herum. Die geschäftige Promenade, die anderen Gäste und sogar die Leute mit ihren Wagen die quasi zum Drive In seitlich am Verkaufsmobil halten. Echt ne auffällige Geschäftsidee der Benz.

Und das Display der Gewürze sicherlich nicht nur zur Zierde da. Der Größe der Tröge nach zu schließen haben die beiden Jungs hier ordentlich Umsatz und Nachschub nötig.

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1dh für den Typ mit der gelben Weste der plötzlich neben meinem Fahrzeug auftaucht ist halt auch Marokko. Nix ist umsonst und ausländische Nummernschilder gerne Opfer. Er hat sich sicherlich mehr versprochen, aber nicht bei mir. Weiter geht’s ich will mir mal die Medina ansehen, da war ich noch nie. Parkplatz direkt bei den Reisebussen sollte für ein paar Minuten schon passen. Der hiesige Typ in Weste quatscht mich aber sofort voll ob ich Haschisch kaufen will… und zeigt mir das das die Medina ist… das aufdringliche muss man erst mal ignorieren und so bekommt keiner was.
Alles schön beleuchtet hier und viel zu hübsch arrangiert.

Der Eingang zur Medina, also dem alten Stadtzentrum mit schmalen Gassen meist ohne Fahrzeugverkehr und Wohnblocks gemischt mit Souvenirshops dementsprechend auch… nun ja ne andere Kultur. Altes Gemäuer mit schrillem China Licht in Szene setzen… Marokko.

Dahinter zumindest nicht anders als vergleichbare Stadtteile woanders nur dass hier echt wie im Rif mir jeder Dope andrehen will, es nervt einfach.

Die Runde ist schnell durch, nix besonderes, wenn man sowas schonmal gesehen hat. Es wird spät und ich muss noch nen Schlafplatz finden. Hab da ne Idee. Bloß raus aus der Großstadt. Dieses aufkeimende Gefühl der Aversion gegen aufdringliche Jugendliche die es hier schnell zu etwas bringen wollen. „Hey my friend, haschisch“ etc… ist zum Glück nicht überall so. Wer also zum ersten Mal in Marokko ist lässt bitte Orte wie Tanger, Marrakesch oder Chefchaouen zumindest die ersten Tage aus um sich etwas an den normalen Umgang hier zu gewöhnen.

Doch es gibt Momente, da Platzt mir echt der Kragen. Im Stop and Go hat es ein Kerl geschafft sich hinten auf mein Ersatzrad zu stellen um mitzufahren. Ein anderes Auto machte mich erst drauf aufmerksam. Mutprobe, auf Drogen oder einfach nur Langeweile? Ich hielt abrupt an und wollte ihn los werden. Da beschwert der Kerl 16-20Jahre alt sich auch noch und will sich an Spiegel und Schnorchel hängen, der reißt raus und ich bin wütend. Ich springe mit nem Knüppel bewaffnet aus dem Auto bevor mehr zerstört wird. Atlas zum Glück echt aggressiv, sodass sich niemand in die Kabine trauen würde. Doch ein Passant hat alles beobachtet und entschuldigt sich bei mir, schreit den Typen auf arabisch an und schert ihn zum Teufel bevor ich ihn in die Finger kriege, der suchte Streit. Ich sammle meine Rohre ein und kann mit Rückendeckung des netten Herren meinen Weg fortsetzen. Auch sowas passiert mir nicht zum ersten Mal… ich denke da an die letzte Einreise nach Ceuta wo ich gleich zwei Kerle auf meinem Anhänger mit Moppeds verscheuchen musste und auch Hilfe bekam… welcome to morocco…

Mein Ziel für heute (weil Morgen früh besuchen) soll die Herkules Grotte sein. Laut Karte außerhalb der Stadt, doch hier oben am Wasser von Villen umgeben und meine Hoffnung auf nen ruhigen Platz schwindet. Jedoch findet sich ein leeres Grundstück mit offenem Tor. nicht fragen, Chancen nutzen und nach etwas holprig matschigem Weg hinter ein paar Büschen mit bestem Panorama auf die Umgebung der verdiente ruhige Stellplatz.

Ich hätte echt die Aussicht vom Bett durch die Frontscheibe auf Tanger fotografieren sollen… riesiger ruhiger Platz nur einen Kilometer von der Grotte entfernt. Wer da demnächst was sucht bekommt Koordinaten. Am Morgen war dann entspannt Zeit zum umräumen und richtig ankommen. Die Sonne lacht und Atlas döst in der Freiheit ohne sich um was kümmern zu müssen. So muss das sein.

2 Gedanken zu “Einreise nach Marokko, Tangier

  1. Jörg schreibt:

    Hallo Phillip,
    Wir haben uns im Frühjahr in Portugal beim Hippiemarkt kennengelernt. Sind die mit dem alten schönen Magirus Deutz Merkur. Sind auch gerade auf dem Weg nach Westafrika, aber zur Zeit noch in Spanien. Vielleicht sehen wir uns ja unterwegs.
    Viele Grüße
    Jörg und Anja

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