Der Norden Portugals

Ich passiere die Grenze zu Portugal am Rio Lima und muss recht bald schon eine Mittagspause einlegen. Der Start am Morgen hatte an der Quelle ja wie im letzten Blog zu lesen etwas mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen. Ein hübsches kleines Örtchen mit Aussichtsterrasse und Wasseranschluss bietet sich um meine Reserven wieder aufzufüllen und die Filteranlage zu betreiben.

Ich bin also wieder in Portugal und erkenne keinen Unterschied zum spanischen Norden. Beim letzten mal als ich über Sevilla eingereist bin hat mich die grüne Natur im Vergleich zum trockenen Spanien umgehauen, hier ist alles wie gewohnt und vielleicht auch einen Tick zu trocken. Mandelbäume, Korkeichen und die gewohnte Aussicht vom Fahrersitz. Hier mal im Zeitraffer als Gast bei mir.

Video Portugals Norden im Zeitraffer

Die Strecke führt nach Ponte da Lima und würde später am Meer enden . Diesen Umweg will ich mir aber sparen und nehme die Nebenstraße nach Barcelos weiter durch die gewohnt hügelige Landschaft.
Fast bereue ich es schon denn Viana do Castelo sieht auf der Karte vielversprechend aus. Wann also wage ich den Abstecher zum Ozean ohne viel Umweg? Bei Vila do Conde hab ich ganz schnell im Stadtverkehr umgedreht, muss das Meer nicht an einer Strandpromenade der Großstadt begrüßen.

Hinterm Rio Ave dann ist es ruhiger und nur eine handvoll Restaurants säumen die Promenade. Es ist aber Wochenende (glaub ich) denn alle Parkplätze sind voll. Was soll es, ich muss kurz anhalten denn Atlas ist wie immer nicht zu halten wenn er das Meer riecht. Alles piekfein hier und über die Düne geht es nur auf holzbeplankter Promenade. Am Strand dann jeder mit eigenem Schirm und züchtig gekleidet… wollte mich eigentlich schnell wie gewohnt meiner Klamotten entledigen und reinhüpfen. Für den Moment reicht es aber mit der Scham, da Atlas grad seine Meinung zu solchem Touristrand kund tut und nen dicken fetten Haufen in den Sand kackt… na Super. Immerhin hab ich was dabei und muss es nicht nur verbuddeln. Abmarsch ist aber so ohne Leine trotzdem angesagt, erst recht weil hier ein Hundeverbots Schild am Eingang prangte… Idyllisches Bad muss also warten.

Weiter geht es über Schnellstraßen Richtung Porto und schnell um die Großstadt herum. Ich weiß nicht woher plötzlich meine Abneigung gegen Metropolen kommt, ich glaube einfach das ich langsam echt Urlaub nötig habe und weit weg von Zivilisation und Betonklötzen sein mag. Arbeiterschließfächer wie ein Kumpel die Behausungen nett umschreibt… ich muss hier raus.

Über den Rio Douro der die Stadt teilt und dann doch wieder etwas Landeinwärts… Eine letzte Chance gebe ich meinem Kulturbegehren noch und will mir mal Coimbra ansehen. Altstadt auf Berg am Fluss mit vielen Studenten, so die Kurzfassung online. Ich schaffe es noch bis zum Einbruch der Dunkelheit und finde einen entspannten Platz gegenüber des Zentrums direkt am Wasser auf einem großen leeren Platz. Der Springbrunnen lässt Wasser plätschern und der gemütliche Abend ist gerettet…

Coimbra also zum Kennenlernen als Stadtjogging am Morgen.

Atlas wollte nicht mit, passt auf den Bus auf. Es geht steil die Gassen hinauf, die üblichen Ansichten von alten Kirchen und Gemäuern.

Doch eines ist anders in diesem Zentrum. Hier laufen ne Menge Pinguine rum. Schwarze Klamotten mit Umhang und Lackschuhen, kann mir grad nix unpassenderes für die Pflastersteine hier vorstellen. Außerdem ist ein Gewusel und Gebrülle allenortes zu vernehmen. Die Auflösung erschließt sich mir oben zwischen den Universitätsgebäuden. Anscheinend eine Art Einführungsritual, denn Grüppchen von zivil gekleideten werden von den Pinguinen schikaniert. Überall das Gleiche, wer nicht spurt und Schäfchen spielt darf nicht in den Klub. Da es einige solcher Gruppen gibt schätze ich es geht um Studentenverbindungen oder Fachbereiche, auf jeden Fall ein lächerlicher Akt, ich mach mich vom Acker.

Begeistert war ich nicht von Coimbra, kann es aber auf meiner Liste abhaken und muss nicht nochmal her kommen. Die Bewegung tat mir gut, den Rest des Tages sitze ich wohl wieder hinterm Steuer. Doch der Start verzögert sich etwas. Blöd wie ich war hab ich gestern Abend vergessen Diesel nachzufüllen um das Gemisch von Pflanzenöl zu reduzieren. Fuhr ja fast zu 100% damit aber starten will der Selbstzünder damit nicht. Also Filterkartusche leeren und mit Diesel angießen, Einspritzleitungen entlüften und etwas orgeln lassen. Nette Stelle zum Basteln:

Auch dieses Problem ist schnell gelöst und da er wieder läuft kippe ich Frittenöl nach, wird wieder ein geruchsintensiver Tag, gratis on the road.

Jetzt soll es mich aber wirklich zur Küste führen. Über die Schnellstraße IC2 in Richtung Leiria und dann mal nach Nazare. Das E am Ende normalerweise mit Apostroph. Ich steuere diesen Ort gezielt an, da hier mit die größten Wellen der Welt anlanden sollen. Etwas nördlich bei einer alten Festung mit Leuchtturm haben Surfer schon 24m hohe Wellen genommen. Der Aufstieg zum letzten Parkplatz wird diesig, nebelig und salzhaltig. Durch die kleinen Gassen wird es etwas eng, Bedenken hab ich nur weil ich nicht weiß oder sehe was dahinter ist. Aber ich finde einen geräumigen Platz und erkunde den Rest zu Fuß. Der Südliche Strand direkt in Nazare liegt weit unter mir und auch in der Gischt verdeckt.

Vor mir die kleine Landzunge wo man sich mit nem TukTuk bis zum Ende fahren lassen kann, Beine vertreten ist aber auch angebracht. Doch wie man sieht keine Wellen.

Das wird auch nicht besser als ich direkt dort bin und aufs Meer starre, auch kein Surfer im Wasser aktuell. Lohnt also heute nicht und ist wieder keine Gelegenheit mein Brett mal raus zu holen. Der Strand Richtung Norden wäre dann derjenige welche und man kann nur ahnen, wie hohe Wellen sich lang über den Sand reinwälzen können…

Fazit: Keine Wellen aber dafür noch schlechte Sicht, ich flüchte. Nur einen Ort weiter in Sao Martinho do Porto gibt es eine ruhige Bucht trotz zentraler Lage und der Sprung ins Wasser, der zum täglichen Wohlbefinden beitragen soll ist herrlich. Atlas kackt mal nicht an den Strand und es gibt ein Abschiedsfoto.

Immerhin bin ich endlich in Portugal, liege gut in der Zeit und kann mir noch etwas ansehen bevor die Arbeit am Projekt los geht. Mafra steht auf dem Plan, der Weg ohne die Autobahn zu nutzen meist parallel dazu und immer mal wieder kreuz und quer. Doch der Aufwand hat nicht gelohnt, da ich das Schloss dort nicht besichtigen werde. Ein gigantischer Komplex aber zumindest gibt es ein Foto.

Als nächsten Stopp habe ich Sintra ausgewählt. Ebenfalls auf nem Hügel gelegen und sehr touristisch wie es scheint. Nicht weit weg von Lissabon beliebtes Ausflugsziel und ich komme pünktlich zur Dämmerung an als sich die Meisten Besucher schon in die andere Richtung begeben, so hab ich Platz zum Parken und Ruhe beim Spaziergang. Der Palast oben im Zentrum wird nur noch von der Burg am nächsten Hügel überragt. Fotos hab ich nicht, da es schon dunkelt aber die Runde war schön und angenehm warm. Kann man sich mal angucken wenn Lissabon das Reiseziel ist und man aus der Stadt raus will. Vor dieser nächsten Etappe graut es mir schon besonders und ich hab nun wirklich keinen Bock mehr auf Städte. Ich entscheide mich also noch heute Abend über die Autobahnumfahrung diesen Molloch zu passieren.

Lissabon ist am Fluss Tagus gelegen der hier gigantisch breit vor dem Einzug ins Meer wird. Augenscheinlich gibt es nur zwei Brücken und eine davon zeigt mit ne Mautstelle an. Über drei- bis fünfspurige fast leere Autobahnen umschiffe ich also die Millionen von Lichter der Hauptstadt und bin glücklich auf der Vasco da Gama Brücke endlich alles hinter mir zu lassen. Diese mehrere Kilometer lange, beleuchtete Brücke ist ein wahres Erlebnis und Wunder der Baukunst.

Es läuft gut und ich fahre noch ein Stück bis ich mir irgendwo einen Schlafplatz suche, geht ja am nächsten Morgen gleich weiter mit der letzten Etappe!

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