Las Bardenas Reales

Tudela soll heute noch mein Ziel sein, entlang dem Ebro müsste es auf der Autovia eigentlich gut laufen. Der Wind hat jedoch noch kein Stück abgenommen und es drückt anständig von vorne.
Was ich dort will? Der Nationalpark Las Banderas Reales ist eine wüstenähnliche Gegend mit sehenswerten Strukturen. Wer das mal googelt wird erstaunt sein. Da eine Schotterpiste als Rundweg hindurch führt gibt es natürlich auch so manche “Vanlife Vlogs” und andere youtube Szenen davon. Will mich also mal in real davon überzeugen.
Der Park öffnet 9Uhr und schließt eine Stunde vor der Dämmerung, keine Chance drin zu übernachten, da Ranger jeden verjagen.

Mein Ziel also gleich morgens mit kurzer Anfahrt starten. Ich übernachte im Ort davor im Windschatten eines stillgelegten Supermarktgebäudes. Es muss nicht immer ein tolles Panorama geboten werden. Die Anfahrt zum Infogebäude über eine schmale und kurvige Straße, sieht nicht sehr hoch frequentiert aus, könnte also lustig werden.

Es gibt am Empfang eine Karte zur Orientierung und ich werde darauf hingewiesen nirgends den Weg zu verlassen. Mittig des Rundweges liegt ein militärisches Sperrgebiet mit Kaserne. Hier sollen auch öfter Übungsflüge und Bombenattrappenabwürfe zu beobachten sein. Den Rundweg will ich aber mit dem Moped bestreiten und steuere nur die erste Kreuzung und Sehenswürdigkeit mit Parkplatz an. Immerhin ist der Eintritt frei.

Auf den ersten Blick ins weiträumige Tal haut es mich jetzt nicht vom Hocker, für ne Wüste zu sehr bewachsen und für außergewöhnliche Strukturen hab ich wohl schon zu viel anderes gesehen, ich bin gespannt was noch folgen wird.
Der berühmte Castildetierra als Nummer Eins Attraktion ist … nett. Viel kleiner als gedacht aber immerhin besonders, da hier der Prozess der Entstehung der Strukturen der Region besonders gut sichtbar ist. Weiche sandige Gesteinsschichten werden durch Erosion abgetragen und hier im Besonderen schützt eine harte Schicht am Gipfel den Zuckerhut in seiner Erscheinung.

Aus der Perspektive hebt sich das farblich super vom blauen Himmel ab, windig ist es übrigens immer noch! Viel interessanter ist aber der Blick gegen die Sonne aus dem kleinen Valley dahinter. (Macht das Ding auch größer)

Ob schon Wetten laufen, wann der Park durch die Natur seine Attraktion einbüßt, oder vielleicht sogar die Flieger etwas damit zu tun haben werden?

Es ist kurz nach 9Uhr und noch bin ich alleine auf dem Parkplatz, da ich aber schon Autos vor und hinter mir hatte gehe ich davon aus, dass alle die andere Richtung eingeschlagen haben. Letzte Chance für ein Foto mit Bus auf leerem Platz. Hier also das „vanlife Instagram Wüstenfoto“ hust… Ironie…

Die Aprillia abgeschnallt und Atlas mit etwas Auslauf bedient werde ich nun auf zwei Rädern den Rest des Parks erkunden. Schotterpisten sind echt das ideale Revier für den Zweitakter der gut am Gas hängt. Die Runde soll knapp 30km betragen, fühlt sich aber dank einiger Vollgasabschnitte jenseits der 100km/h viel kürzer an. Auch kommt nie das erwünschte Wüstenfeeling Einsamkeit auf, da man immer etwas oder jemanden sieht. Die Gebäude der Militäranlagen oder Rangerposten und vermehrt immer weitere Fahrzeuge die mir wie vermutet entgegen kommen.

Die Formationen in der Ferne schauen schon nett aus, ohne Fernglas oder Teleobjektiv wirkt das aber gar nicht. Zwischen Piste und Bergen liegen im Norden locker ein Kilometer und an jedem möglichen Trampelpfad ein Verbotsschild. Das macht keinen Spaß. Als nächstes werde ich von einem Kerl mit Schild auf der Piste ausgebremst… Bitte leise sein, hier wird ein Film gedreht. Das war lustig, irgend ein B-Movie Endzeit Schrott mit ner Halbnackten vor nem abgetakelten Wohnwagen. Die hämmert erst auf etwas ein und watschelt dann in die “Wüste” um umzufallen… Immerhin gibt der Wind den flatternden Klamotten und dem 5m langen Tuch um den Hals echt eine tolle Bewegung.
Dahinter dann immer mehr Fahrzeuge und die Crew wird bald keinen Spaß und Ruhe mehr zum Drehen finden.

Ich bin bald rum und hab immer noch nix aufregendes entdecken können. Man nimmt was man kriegen kann und ein Hügel direkt neben der Piste ist dann auch Haltepunkt für alle die hier passieren. Man darf sogar auf den Gipfe klettern, das spare ich mir, die Aussicht kann ich mir denken und noch mehr Wind brauch ich heute nicht. Auf halber Höhe immerhin dieses Foto.

und zum Abschluss noch eins vom Motorrad, das hat echt am meisten Spaß gemacht hier draussen.

Bardenas Reales haut also nur Leute vom Hocker die noch nie um Tabernas in Andalusien waren, erst recht nicht Marokko Reisende… und die Krönung kommt mir nun auch noch entgegen, ein voll besetzter XXL Reisebuss. Naja, zumindest lag es einiger Maßen auf der Strecke wo ich noch so hin will, ansonsten wäre ich ziemlich enttäuscht gewesen.

Hier mal ein Vergleichsbild von einer ähnlichen Landschaft in Marokkos Norden hinterm Rif, und wer wirklich Wüste will soll sich mal zum Erg Chegaga wagen… steht übrigens ganz groß auf meiner Liste für diese Tour.

Als ich am Bus ankomme bin ich schon fast zugeparkt. Wer also in der Nähe ist und sich das unbedingt antun mag sollte gleich früh morgens, am besten noch vor 9Uhr einfach hier rein fahren. Eine Schranke oder Zaun hab ich nirgends gesehen und die kleine Karte am Infopunkt kann man sich auch sparen, der Überblick am Navi/Maps.me reicht vollkommen.

Eine interessante Begegnung mit einem Luxenburgischen Düdo-Pärchens gibt es aber noch. Mit nur 2Wochen Urlaub schon 3500km auf der Uhr. 508er in 7Meter mit Hochdach ist auch keine Rakete, also gab es auch viel Lenk- und weniger Ruhezeit. Denen ist gestern auf ebener Strecke einfach so die Frontscheibe mittig geplatzt und zerborsten. Immerhin gab es binnen 12Stunden Ersatz und der Urlaub geht weiter. Schon der dritte mit dem selben Problem von dem ich dies Jahr höre. Zum Glück hab ich für mein Expeditionsmobil Einbruchschutzfolie für Schaufenster besorgt, die zumindest vor totaler Zerstörung meines Glases schützen soll. Ich berichte wenn angebracht.

Mache mich also wieder auf die Socken, der Tag ist noch jung und die spanische Nordküste nicht mehr weit. Ja ein ordentlicher Umweg nach Portugal wenn man vorab schon am Mittelmeer gewesen ist. Aber wie gesagt, endlich mal Zeit und Saison für diesen Exkurs. Schnellstraße nach Logrono und Vitoria Gasteiz um später durch toll bewaldete Hügel im Baskenland nach Bilbao zu gelangen. Hügel heißt aber auch wieder aufwärts, war vor Jahren einmal schon auf dem Heimweg durch Logrono und Pamplona gefahren, diesen Weg kreuze ich nun und wusste um die Steigungen. Warum Bilbao? Keine Ahnung, da war ich noch nie, außerdem gibt’s da nen McFit und ich kann mal wieder zum Sport. War schön und effektiv, frisch geduscht der Abend schon im Gange… Ziel für heute Nacht? Logisch das Meer. Einmal durch die Stadt reicht mir um nen Überblick zu bekommen, vom Fluß getrennt, viel Gewusel überlal und ziemliuch steil und zugebaut mein Fazit, weg hier.

Bis zum nächsten Strand der laut Karte verheißungsvoll aussieht ist es ein Stück aus der Stadt hinaus nach Westen. Bei Orinon kann man über die A8 schnell dort hin gelangen, deshalb auch ein reiner TouriOrt. Campingplatz und Appartmentkomplexe, zum Glück aber alles recht leer. Es ist auch schon später Abend und ich parke direkt erste Reihe auf dem Weg zwischen Düne und Camping, Meeresrauschen am Fenster, so gehört sich das. Und noch in der Dunkelheit gab es die ersten Berührungen mit dem Atlantik der Biskaya. Zuletzt gesehen Anfang Juni auf dem Rückweg nach Deutschland in Südfrankreich… ohne Meer kann ich halt nicht… und Atlas auch mal wieder in seinem Element. Rennen, buddeln und Stöcker durch die Gegend schubsen, unsere Freiheit.

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