Kork, wunderbares Material aus der Natur

Die Korkeiche ist neben dem Eukalyptusbaum der wohl am häufigsten angepflanzte und bewirtschaftete Baum an der Algarve. Ich habe noch nicht eine Einzige gesehen, die nicht geschält wurde, also dessen Rinde unberührt ist.

Auf diesem Bild gut zu erkennen der untere dunkle Bereich der 2015 zuletzt beerntet wurde. Einem Edgar gehört dieser Abschnitt und wenn dessen Erntehelfer mit Leitern ausgestattet gewesen wären würde sicherlich mehr Rinde fehlen.
Alle 10Jahre sagt man kann einem Baum die Rinde genommen werden die dann wieder dick genug nachgewachsen ist. Deshalb reichen einstellige Beschriftungen. Manchmal dauert es aber wohl etwas länger und man muss sich mit nur einem Teil der neuen Ernte zufrieden geben.

Die Korkeiche wächst überall im Mittelmeerraum und war mir schon immer ein interessanter Baum. Offensichtlich verwand mit unserer guten deutschen Eiche trägt auch sie Eicheln, die Blätter aber sehen nicht so schon gewölkt aus.

Das faszinierende an dieser Erfindung der Natur ist aber, dass die Rinde anscheinend nicht verrottet. Man findet häufiger mal abgestorbene Äste, wo nur noch die Hülle steht oder liegt und das vormalige Holz darin zu Staub verfallen ist. Selbst wenn Moos oder Flechten drauf wachsen wird es nicht morsch. Deshalb eignen sich Korkrindenstücken auch sehr dekorativ als Blumentopf. Auch naturnahe Waschbecken und andere Schalen hab ich schon aus diesem Material gesehen.

Der Baum ist also sehr widerstandsfähig, was bei dem Klima hier auch von Nöten zu sein mag. Waldbrände gibt es auch immer mal wieder und schon nach wenigen Monaten erstrahlt neues Grün und Wachstum aus rabenschwarzen Stümpfen.

Aber falls die Rinde kurz vor dem Feuer erst der Ernte zum Opfer fiel ist der Baum dahin. Nach dem Feuer aber der wertvolle Kork nicht mehr zu gebrauchen. Aber warum erzähle ich euch den ganzen Scheiß eigentlich?
Heute handelt der Beitrag mal von einem anderen Baumaterial außer Stahl und Holz. Zumindest Artverwandt mit Letzterem und heimisch in Portugal geht es nun um Kork. Man denkt an Verschlüsse von Weinflaschen und vielleicht Pinnwände, Fußböden habe ich auch schon aus dem natürlichen Material gesehen. Mich interessieren aber eher dessen Eigenschaften zum Thema Dämmung/Isolation.

Ich besuche ein Korkwerk nahe Silves und darf mir alles mal genau ansehen. Die Berge die hier lagern übersteigen all meine Vorstellungen. Ein Mangel herrscht anscheinend nicht, wenn auch der Preis für den Rohstoff nach den letzten Bränden an der Algarve gestiegen ist.
Per Radlader wird die Rinde zum ersten Arbeitsschritt gebracht. Es kommt nicht auf die Form oder Farbe an. Zuallererst wird nach grober Sortierung in einem Mischer alles gut geschreddert.

Das Granulat sieht nun einfach nur nach sehr fluffiger und trockener Kompostmasse aus. So leicht man könnte sich eine Badewanne voll zum eintauchen vorstellen. Ich widerstehe aber der Versuchung hier schon gleich zu Beginn aus der Fabrik gejagt zu werden und gehe brav weiter.

Das Zeug wird auch in Säcke verpackt und gelagert oder auch verschifft. Auf jeden Fall ist ne ganze Halle damit bis unters Dach voll.

Weiter geht es aber mit dem Schüttgut. Gezeigtes Granulat aus meinen Fingern wird mit Luftdruck in den Turm rechts gewirbelt und rieselt von dort in das Haus mit dem Schornstein links um dort thermisch behandelt zu werden.

Soweit ich es erkennen kann sind keinerlei chemische Zusätze im Spiel, die Korksplitter werden mit Hitze, Druck und Rauch einfach wie Popcorn aufgeplustert und zu Ballen gepresst. Diese lagern dann zum Erkalten und Trocknen (Restfeuchte) im Außengelände. Solch ein Klotz hat schon noch etwas Gewicht und kann gerade noch so angehoben werden. Hier läuft aber nix mehr ohne Gabelstapler.

Eigentlich könnte man die Klötze so wie sie sind schon zur Isolierung her nehmen. Man stelle sich eine Burg aus Korkbauklötzen vor um die eine Schicht Lehm gestrichen wird, ich glaube besser kann man nicht isolieren. Die handelsüblichen Einheiten sind aber etwas handlicher und weiter geht es mit Bandsägen am Fließband.

Rechts der Anfang wo die liegenden Klötze auf dem Fließband zugeschnitten werden. Der Staub wird abgesaugt, fertig ist die gewünschte Schichtdicke. In einer weiteren Halle geht es dann an die seitlichen Überstände um im Ergebnis saubere Platten wie auf dem Wagen liegend zu bekommen.

Es liegt eine Menge Kork hier rum und das Geschäft muss anscheinend gut laufen. Immer mehr nachhaltige Menschen wollen naturbewusst und gesund dämmen. Die fertigen Pakete mit der Aufschrift „Amorim“ Made in Portugal gehen stolz hinaus in die ganze Welt. Doch vorher muss zumindest etwas Plastik vor Beschädigung beim Transport schützen.

4Pakete zu je 10 Stück 50x100cm Platten in 30mm Stärke in der Summe 20Quadratmeter gehen hier und jetzt in meinen Besitz über. Meine Frage nach Reststücken und B-Ware, Verschnitt oder sonstigem „gratis“ Material erfolglos, da alles was nicht verkaufsfähig ist wieder in den Schredder kommt und erneut gepresst wird. Immerhin… und ich schätze auch, dass das Feuer und der Rauch aus Kork genährt wird.
Ich bin also im Amorim Werk und hole meinen Baustoff direkt ab, so hatte ich die Chance mir alles anzusehen und mich davon zu überzeugen Gutes zu unterstützen. Auch der Webauftritt der Firma ist echt gut und überzeugend. Hab ich echt mal wieder Glück sowas direkt um die Ecke zu finden.
Der Preis hier zwar weit günstiger als im Baumarkt, und mit knapp unter 10,-€ der qm ähnlich wie Armaflex aber immer noch dreimal so teuer wie das grausame Styrodur dass hier leider allgegenwärtig ist. Das Gewicht auch nicht zu unterschätzen 120kg der Kubikmeter aber alles für ein reines Gewissen und ein natürliches Raumklima.

Mein Stapel und noch ein eingepackter Karton daneben zusammen knapp ein halber qbm und damit immerhin 60kg. Aber auf das bissel Gewicht kommt en nun auch nicht mehr an. Los geht’s. Muss alles nur noch an Wand und Decke.
Die Verarbeitung super leicht, man kann es mit einer Säge schneiden, je feiner das Blatt so besser der Schnitt. Meine Rahmen Bauform macht es einfach, quadratisch, praktisch, gut.

Immerhin kann man ruhigen Gewissens Dreck fabrizieren der weder giftig für die Atemwege noch schlecht für die Umwelt ist. Und perfektionistisch wie ich nun mal bin fällt davon mit sauber geschliffenen Kanten auch eine Menge an. Die Reste des Staubs noch vom Schnitt aus dem Werk verstecken sich in den Zwischenräumen. Mein Kompressor war quasi nach jeder Platte doppelseitig im Einsatz.

Am Ende des Tages gab es einen ganzen Eimer voll der aber trotzdem kein Kilogramm wiegt. Naje, wenigstens rieselt mir so nix mehr aus der Wand oder vom Dach.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und die Wände sind fertig. Die Dachstücken sind alle zum Einsetzen vorbereitet. Einen großen Vorteil hat der Kork gegenüber Styrodur, man kann ihn meiner Wölbung im Dach nach biegen.

Einfach nur geil und mit der Unterkonstruktion für die Innenverkleidung auch schon fest und fertig. Kork als Dämmungsmaterial sehr zu empfehlen und ohne chemische Gerüche und Ausdunstungen echt angenehm. Eine dezente Rauchnote ist noch zu erkennen, ansonsten wäre sogar das schwarz eine schöne Fläche die man so lassen könnte… wenn ich nicht schon andere Pläne hätte.
Sollte Kork für Busse mit Blechhaut verwendet werden könnte man über eine Dampfsperre nachdenken, muss man aber nicht. Für mich und meine Holzhütte auf jeden Fall das ideale Dämmmaterial, regional und Nachhaltig. Pinie und Kork…

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