Arbeiten am Fahrwerk

Nachdem endlich meine 23,8mm ATE Radbremszylinder aus Deutschland gekommen sind konnte ich mich nun auch der Bremse hinten widmen. Machte vorher keinen Sinn die zu öffnen, da ich wusste was nach 17Jahren unangetastet auf mich zukommt. Hier in Portugal habe ich vergeblich nach den passenden Ersatzteilen für die große Bremse gesucht und nur die 22er für die kleineren Düdos angeboten bekommen. Also war zwischendurch mal wieder Mechanik an der Tagesordnung.

Ich erspare euch den Anblick einer komplett verstaubten, angerosteten Bremse mit Behausungen der Erdwespen und Spinnenweben drin. Dafür aber sind Trommel und Beläge noch in einem sehr guten, wenn nicht sogar originalen Zustand und brauchen nur mal eine optische Überarbeitung. Wenn ich mir schon die Mühe mache, dann richtig, vor allem weil man bei Einzelbereifung die Trommel recht deutlich sieht. Hier das Ergebnis nach je 2Stunden schleifen und bürsten.

Die Ankerplatten waren eigentlich noch ganz passabel… jedoch will ich bei dem Fahrzeug ne Weile Ruhe haben und kann erneut den Sandstrahler um die Ecke mit etwas Arbeit versorgen. Wenn schon, dann richtig. Zeitlich etwas früher und vor dem Ausbau der Bremse war das hier der beklagenswerte Anblick des Fahrwerkes der Pritsche und da ich es nur einmal und dafür richtig machen will geht es also auch den Federn an den Kragen. Hab ja grad den Platz.

Die Brieden ließen sich zwar gut lösen aber der Rost versteckte sich wie erwartet in jeder Ecke und griff schon die Restgewinde in der Achse an. Unter den Federn auch nicht besser.

Die Aufrostungen zwischen den Federn hielt sich in Grenzen, aber etwas Pflege hat die Gute nach all der Zeit im staubigen Campo verdient. Nun hieß es einen Tag schleifen und polieren.

Die Federn noch ordentlich gebogen und es braucht keine extra Lage dazwischen. Auch hätte ich keinen Herzbolzen länger als der jetzig verbaute mit 130mm besorgen können. 10.9er Härte sollte der schon haben und nicht durch eine Baumarktschraube ersetzt werden. Alle Lagen bekommen also einzeln eine Abreibung und kommen danach wieder an ihre angestammte Position.

Nicht jedoch ohne eine neue Lage Farbe, die auch vor Korrosion schützen soll. Der Chassislack hält den Belastungen hoffentlich ne Weile stand. Branto Korrux also im Härtetest auf Federlagen und Bremstrommel.

Und auch die letzte Lage wurde später noch entfernt und einer der Hebelarme wieder gangbar gemacht. Damit die Federung auch ordentlich arbeitet sind funktionierende Gummilager von großer Bedeutung. Der geteilte Ausbau war echt entspannter als die ganze Feder umher wuchten.

Diese Federlagerungen hier vom 608 im ganzen Stück eingepresst und etwas stabiler. Dafür gleitet dessen Buchse direkt auf den Armen der Aufnahmen die mit dem Rahmen vernietet sind. Meist Garant für längere Lebensdauer, da Gummi dort Rost festhält und erweitert. Hier mal ein negativ Beispiel von meinen neuen Freunden die mit Hilfe und Gegenhilfe ihren Düdo an der Hakle flott machen.

Schlimm wird es erst richtig, wenn die Aufnahmen also am Rahmen wegrosten, der Tausch hier ist eine aufwändige, schweißtreibende und laute Angelegenheit. Etliche Nieten (wie auch beim Motorlagerausbau) gehören geschliffen und ausgebohrt um zum gehen überredet zu werden. Zum Glück waren die Dinger am Schlachterrahmen noch sehr gut in Schuss. Kein Teil wurde also verschwendet. Bei seinen hingegen wurden schon Nägel aufgeschweißt um wieder Material anzubringen… naja, tut Not. Ich hab also mal ne Zeit lang Nachbarn.

Der Zufall wollte es mal wieder so, dass wir uns exakt an dem WE kennen lernten, als ich den Rahmen schon in den Schrott hauen wollte. Die Dinger sind begehrt, das weiß ich zwar, aber den Tag Arbeit wollte ich mir nicht einfach so ans Bein binden. Nach etwas Bürste und Lack können sich die Dinger echt wieder sehen lassen.

Auch jedes einzelne Kleinteil wie Stabilhalter und Brieden von der Geländepritsche wurden bei mir in die Mangel genommen. Wenn es schon eine Schicht Farbe gibt haben sich gleich noch weitere Teile angemeldet.

Der Farbton mit dem klangvollen Namen Gelboliv war als Ral 6014 die erste Wahl der Bundeswehr und nun auch meine, da ich einiges an Patina behalten möchte und keine Komplettlackierung anstrebe. Frisch angemischt gibt es also was zu pinseln.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und der Einbau dann eine wahre Freude. Wie neu und mit ruhigem Gewissen kann ich mich hoffentlich die nächsten Jahre auf meine Bremsen und das Fahrwerk verlassen. Hat sich doch gelohnt, oder?

Da dort hinterm Differential jetzt auch mal ordentlich Platz war konnte man gut werkeln um den Wassertank der aus dem Spenderbus kam frisch gereinigt dort zu installieren. Unter nem getarnten Fahrzeug macht ein weißer Tank natürlich keinen Sinn… Farbe für alle, Ergebnis überzeugt. 100L Wasser also gewichtstechnisch in der optimalen Position.

Und da die Pritsche vorne ja auch noch ein Fahrwerk in ähnlichem Wartungszustand besitzt werde ich mich demnächst wohl auch um diese Federn kümmern müssen. Jedoch reicht es mir erstmal, da sich das Ergebnis rumgesprochen hat und oben gezeigter grüner Düdo neben den Aufnahmen auch Not an den Ersatzfedern hat. Ihre bogen sich in jede Richtung und sprengten sogar gegeneinander auf. Aus vier mach zwei also und das ganze nicht zum ersten oder letzten Mal… die hinteren Federn vom Schlachter waren mit nem kurzen 407 nie überfordert, etwas verstärkt halten die auch nen mittleren 508 besser in der Spur. Neu wäre zwar besser, aber dafür fehlt das Budget und auch die Möglichkeit hier unten. Recycling und eine tolle Gesellschaft und helfende Hand an der Werkstatt. Zugewinn für alle Beteiligten.

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