Barão de São João

Der Hippiemarkt also selbst Sonntag Nacht noch nicht zu Ruhe gekommen. Die Musik und Gelage bei den Nachbarn sind auch aus dem Bett im Wüstenschiff noch ne Weile unterbewusst zu vernehmen. Das Ergebnis für meinen Flohmarkt war recht ordentlich und im Laufe des Tages kamen auch noch Freunde an die ich in Santa Fe zuletzt gesehen habe. Am kommenden Tag ist Weihnachten und wir beschließen einfach hier zu bleiben und ein gemütliches Fest zu verbringen. Also keine Eile nach dem Aufstehen.
Viele Stände wurden am Abend noch eingeräumt und der Platz leert sich zusehends. Noch am Abend machte ich meine Runde bei den Futtertresen und sammelte das gebrauchte Frittenöl ein. Dazu gab es immer mal wieder die letzten übrig gebliebenen Leckereien.

Es hieß also mal wieder Öl filtern, was bei einigen Nachbarn wie gewohnt Verwirrung stiftete. 20Liter Ausbeute ohne in einer Tonne zu fischen, kann sich sehen lassen. Leider ist das nicht der einzige angefallene Müll. Es gibt neben dem Markt echt gute Möglichkeiten. Eine Papier-, Glas- und Plastiktonne sowie zwei für Restmüll. Der Anblick dort aber ein unverständliches Durcheinander. Warum sind selbst Leute von meinem Schlag die im Einklang mit der Natur leben (oder es vorgeben) zu dämlich wenigstens grob zu trennen. So kam es, dass die Wertstofftonnen halbvoll waren aber dafür der Restmüll überquoll. Und ist der Anfang erst mal gemacht schären sich die Folgenden einen Dreck darum und schmeißen einfach weiter in die ungefähre Richtung der Tonnen. Leider hab ich kein Foto davon, da die fleißigen Müllmänner des Ortes recht Zeitnah angriffen und einpackten bevor Wind und Hunde schlimmeres Chaos verursachen konnten. Danke und mal wieder fremdschämen angesagt. Zumindest hier sollte jemand etwas Organisation ansetzen.

Als Verhöhnung der ganzen unglaublichen Geschichte dann die handbemalten Schilder auf dem Bauschutt daneben. „respect the environment, please bring your own cup“ aber den Slogan in der Wildnis neben Neonröhren entsorgen, besser hätte eine Beweisaufnahme zur Anklage nicht laufen können, schämt euch Möchtegern Hippies.

Meine selbst gebastelten Weihnachtsbäume, 100% nachhaltig aus nem gigantischen Kienapfel und nem handgesägten Holzring per Schraube verbunden, fanden leider nicht soviel Anklang auf dem Markt. Hätte bei Anfragen sogar verschenkt… aber sie waren natura zum selber dekorieren ausgeschrieben, mangels Materialien und meiner Plastikphobie. Eiweiß und Salz hat nicht gut funktioniert. Meine Nachbarin hingegen ein Basteltalent und gut ausgestattet fand es eine schöne Aufgabe zu Weihnachten, das Ergebnis kann sich sehen lassen und plötzlich sind die Dinger beliebt. So wurden knapp 10 Bäumchen doch noch an die übrigen Bewohner des Platzes verteilt bevor ich von allen ein Foto machen konnte. Für nächstes Jahr auf jeden Fall ne gute Idee… wenn auch mit dem ganzen Glimmer und Pompoms nicht ganz so bio. Ich präsentiere: Der Vanlife Weihnachtsbaum, Platz ist dafür in der kleinesten Hütte.

Manche Tage vergehen echt schnell. Der Abend nahte und wir waren eine nette Truppe, die Engländer mit der Bar nebenan blieben auch und spendierten den Rest der kühlen Biere für die kleine Feier am Abend. Aus den gesammelten Resten ist schnell ein ordentliches Lagerfeuer gebastelt und durch das Dreibein köchelt auch einiges auf der Flamme. Es gibt Glühwein und Maronen, Kandierte Schinken-Datteln und einiges an Gebäck.

Wir sind zwar nicht die Einzigen auf dem Platz aber mehr als 95% haben das Weite gesucht. Ein Großteil ist nach Barranco gefahren, das schauen wir uns Morgen in aller Ruhe an. Unter den restlichen Grüppchen mal wieder bekannte Gesichter die vor vier Jahren meinen Weg kreuzten… und so schnell gibt es wieder Geschichten auszutauschen. Wenn auch im dunkeln schwer zu lesen…today is a good day.

Barao de Sao Joao, wie es vollständig heißt ist ein kleines Dörfchen ca 15km von der Küste entfernt nahe des Zoos von Lagos. Wenig Durchgangsverkehr, dafür gefühlt aber zur Hälfte in britischer und deutscher Hand. Die Umgebung nach Osten gespickt von Farmen und Grundstücken mit Nutzwert. Nach Westen gibt es Wald soweit das Auge reicht. Joggingrevier. Es gibt auch einiges künstlerisches zu bestaunen. Keine Ahnung wer diese Darstellungen verbrochen hat, die Tittel dazu würden mich auch interessieren. „An Portugals Titten“?

„Piss a la tete“?

Und bei rosa Elefanten wird mir alles klar… da muss haluzinogenes im Spiel gewesen sein.

Der letzte Sonnenaufgang…? halt, der wäre andere Seite, diesmal war es der Monduntergang, der nach der Wintersonnenwende mit gleichzeitigem Vollmond ja ein seltenes Schauspiel war. Auf jeden Fall der letzte Morgen in Barao, wir packen die letzten Müllreste vom Platz an die dafür vorgesehenen Entsorgungsstellen und man trifft sich in knapp drei Wochen wieder…

Und das so sicher wie der Kultfaktor für das Gemälde an der Wand auf dem Hippiemarkt. Bis bald.

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