Katalonien grenzenlos

Ich wollte mal Strecke machen und hab den Rest der Autobahn „La Meridienne“ durchgezogen, wenn auch die Umgebung vielversprechend ausschaute. Die letzten Kilometer steil bergab, Prozentangaben von 12,5 auf der Beschilderung raus aus dem Zentralmassiv. Der Pas de l’Escalette dann eine wahre Achterbahn und kein Wunder dass LKW hier auf 50km/h beschränkt werden. PKW mit Anhänger übrigens auch, aber ich zähle mich zu keiner der Kategorien, also Laufen lassen und ordentlich rudern. Hat den Großteil der Brummifahrer wohl nicht erfreut meine Kiste, die vorher mühsam überholt wurde wieder an sich vorbeiziehen zu sehen… au revoir mes amis…

Das Mittelmeer aber zum Greifen nahe und schon auf Höhe Montpellier wird es beginnende Dämmerung. Beziers muss ich heute nicht mehr erreichen und entscheide mal in Pezenas Halt zu machen. Die üblichen Vorhaben und ein zentraler Parkplatz zum Übernachten. Die Altstadt mit Festung sehenswert aber nicht überragend. Etwas patriotisch angestrahlt würde ich behaupten. Schilder aber auch schon auf Katalan.

Frühmorgens wieder hinterm Steuer und endgültig genug von der A75. Die nächsten Kilometer geht schon parallel eine Landstraße in Richtung Beziers und dort natürlich quer durchs Zentrum. Etwas eng und hektisch die Stadt, wer mit größeren Gefährten unterwegs ist sollte das meiden. Zum Abschluss über den Fluss an der neuen Brücke mit Blick auf die „Alte“. Motiv auch schon ab und an mal hier auf der hp zu finden.

Auch Narbonne als nächste Stadt hab ich schon öfters durchfahren und natürlich auch schonmal die Kathedrale gesehen. Die Überlegung mal nach Carcassonne abzubiegen jedoch verworfen. Würde sich nur lohnen wenn ich mich für eine Querung der Pyrenäen entscheide, dafür ist es aber schon die falsche Jahreszeit. Es reift mal wieder der Wunsch wie „normale Leute“ in den Sommerurlaub zu fahren, wäre ne tolle Ecke dafür. Würde mir dann aber sicherlich denken, wenn schonmal hier kann ich auch weiter… und dann wären wir bei der Planung einer mehrjährigen Reise… soweit bin ich noch nicht. Also träume ich weiter und passiere den Afrika-Park bei Sigean, passiere die umliegenden „Etang“ mit Visier auf Leucate.

Gegenüber La Franqui am Plage de la Palme hatte ich im letzten Jahr einen so schönen Platz direkt am Wasser mit Blick auf die KiteSurfer und Spaß auf der GasGas im Sand. Der Regen der letzten Tage (Wochen?) jedoch hat die flache Umgebung komplett versinken lassen. Nicht nur Zufahrten und Parkplatz sind komplett versunken, auch ist der Strand nicht zu erreichen ohne knietief im Modder zu waten. Ich fahre also weiter in die Sackgasse bis zum geschlossenen Campingplatz. Davor stehen auf einer Freifläche immer einige Camper und ein Franzose zeigt mir den versteckten Weg auf den Platz um am letzten intakten Hahn Wasser zu zapfen. Er ist auch jedes Jahr hier auf dem Weg in den Süden und beschwert sich bei mir, dass im letzten Jahr eine große Höhensperre auf den PKW-Strand Parkplatz errichtet wurde. Nun gibt es nur noch die Ecke hier zum Stehen und auf 500m² kommen 5 Camper. Nix für mich hier. Ich bedanke mich bei ihm indem ich ihm gestehe, dass ich die Höhensperre zur Seite geschoben habe, jetzt passt auch er dort durch. Doch auch diesen öden Schotterplatz ohne aktuellen Zugang zum Strand möchte ich doch nicht ansteuern. Etwas weiter vorne war eine kleine Ecke im Grünen mit Blick auf die Teichseite und perfekt für Hund und Ruhe.

Richtung Norden ist das Gebiet zu groß um im Spaziergang erkundet zu werden. Alleine ist man dort trotzdem nicht wie sich beim Gassi am Morgen herausstellte. Ein alter Jäger mit Flinte kam mir entgegen und wollte wohl Enten schießen. Die Glocke am Halsband seiner Hündin rasselte aber unentwegt und verscheuchte alles Getier im Umkreis als sie Atlas sah und spielen wollte. Meinen alter Griesgram hingegen ließ das kalt und er trottete seinen Weg weiter. Sonnenaufgang mit etwas Vegetation und Wolken ist auch weit interessanter als nur blank über Wasser, zum Strand fand ich hier auch keinen Weg… muss halt bis Spanien warten.

Ich verbummelte den Tag mit Allerlei Kleinkram und Sachen im Bus. Wollte eigentlich noch ne Nacht bleiben, doch die Polizei verscheuchte mich. Natürlich fuhr ich nicht bei der ersten freundlichen Ansage und rechnete kurz vor Sonnenuntergang schon nicht mehr mit erneutem Erscheinen. Jedoch falsch gepokert und so blieb mir nix übrig. Ich wechselte ein paar Meter an die Promenade von La Franqui und hatte damit echt Glück. Es fing in der Nacht an in Strömen zu regnen und vorher stand ich schon auf matschigem Grund, Risiko minimiert, Dank an die Uniformierten, gibt doch wieder die Karma-Punkte zurück.

Morgens dann also gleich ab hinters Steuer, keiner von uns wollte vor die Tür. Aussitzen fand ich auch unnötig, also Perpignan ansteuern und ohne große Umwege gen Spanien. Die Schneebedeckten Berge der Pyrenäen heute nicht mehr sichtbar, dicke fette Wolken am Himmel und damit meine Routenplanung eindeutig.

Schnellstraße entlang der Autobahn über Le Boulou und Figueres nach Girona und runter zur Küste. Der eine kleine Pass, quasi eine Furt durch die Berge mit mäßigem Anstieg. Doch vorher klarte es auf und es war Zeit fürs Frühstück. Ein alter Mercedes am straßenrand bleibt von Gleichgesinnten nicht ausser Acht gelassen. Ein Junger Spanier nach nem Jahr roadtrip auf dem Rückweg nach Valencia hält bei mir um sich meinen Bus anzusehen. Ich dagegen bin noch sprachloser, ein Mercedes MB90 und damit eine Seltenheit in Deutschland. (kein MB100) Wie sich später dank der busfreaks klärte ein in Spanien in Lizenz gebauter Transporter für Post und Lieferverkehr. Interessant auf jeden Fall.

Mein Eimer bringt mich wie erwartet zügiger als im letzten Jahr über den Berg und durch den wie seit Jahren unbesetzten Grenzübergang. Immernoch in Katalonien, aus Sicht der EU jetzt in Spanien, komische Welt. Noch bis weit nach Barcelona sollten mich die Landesfarben gelb/rot und auf den Aspahlt gemalte Schleifen begleiten. Bestrebungen der Unabhängigkeit immer noch und ausichtslos in vollem Gange? Bin eigentlich nicht interessiert, immerhin ist das Wetter besser.

Ich mache gut Strecke und lasse die Küste links liegen. Eh alles zugebaut und nicht nach meinem Geschmack. Sonnenuntergang mit Yachthafen… wem’s gefällt.

Ziel für heute ist Mataro, ein Vorort Barcelonas, wo meine Fitnesskette einen Tempel hingesetzt hat. Sport und Dusche, schöner Abend. Strategisch günstig gelegen hatte ich eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz vom Decathlon. Morgens vor dem Berufsverkehr rein in die Hauptstadt mit nur einem Ziel auf der Wunschliste. Den Fortschritt der Bauarbeiten an einem gigantischen Projekt verfolgen. Baslika Segrada Familia von Gaudi. Das sakrale Gebäude mit etwas anderer Erscheinungsform optisch keine Veränderung zum letzten Besuch vor nem halben Jahr… Restbauzeit noch mit knapp 10Jahren angesetzt… wenn es keine Elbphilharmonie oder Flughafen wird… Interessant trotzdem immer wieder. Und vor Jahren schon habe ich mir vorgenommen das Ding erst zu betreten, wenn es fertig und eröffnet ist. Warum auch Eintritt für ne Baustelle bezahlen?

2 Gedanken zu “Katalonien grenzenlos

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