Abstecher zur >Gorge de Tarn<

Der Autobahn durchs Zentralmassiv wurde ich schnell überdrüssig. Nix anderes als in Deutschland, gehetzte LKW Fahrer und generelles Unverständnis für langsame alte Karren in den Süden, erst Recht wenn es bergauf geht. Ich halte nicht lange durch und sehne mich nach Abwechslung. Bei Lempdes dann der erste empfohlene Cirquit, eine Rundfahrt entlang dem Fluss Alagnon. Raus aus dem Stress und rein in die geschlängelte Route bis Massiac. Solche Ansichten und die Natur danach zieht doch jeder gerne dem endlosen Asphaltband vor.

Der Exkurs war mit knapp 25km jetzt nicht ein nennenswertes Abenteuer, aber wer Zeit hat kann sich das mit anständigen Pausen zum Genießen erlauben. Frisch erholt ging es mangels besserer Alternativen wieder auf die A75. Ein Hörbuch im Ohr und frisch gestärkt könnte ich es heute noch bis Spanien schaffen. Doch wozu die Eile, hab gehört hier lässt sich auch Einiges entdecken. Die Tarn Schlucht zum Beispiel soll sehr sehenswert sein. Ich mach mal nen Plan und nehme auch günstig gelegene Ortschaften in der Durchfahrt mit. Strategisch clever mal die Supermärkte abchecken. In Saint-Chely-d’Apcher zum Beispiel war ich sehr erfolgreich und musste erstmal mampfen und umpacken.

Das Örtchen nicht weltbewegend aber hübsch und vor allem ruhig. Schon wieder Nachmittag… und in der Schlucht brauche ich auch nicht erst am Abend ankommen. Bleibe also hier und kann am nächsten Morgen sogar erneut ne Kiste, diesmal Joghurts und Aufschnitt, einpacken. Meine Lebensmittelvorräte sind ziemlich angewachsen. Jedoch habe ich etwas Mangel an Obst. Gibt es halt mal Müsli statt den Obstsalat zum Morgen. Danach ab hinters Steuer.

Die Autobahn verlasse ich bei Banassac und nehme eine hübsch geschlängelte Nebenstraße um nach Saint Enimie zu gelangen. Es gibt auch eine noch weitere Runde am Lot entlang um noch weiter östlich auf den Tarn zu treffen. Die hier eine so gut wie nie benutzte Route mit tollen Aussichten wen auch das Wetter heute wieder bewölkt.

Mein Ziel ist also die Tarnschlucht von Osten her aufzurollen und bei Millau hinter der Zollbrücke für die letzten Meter zum Mittelmeer wieder die Autobahn zu nutzen. Man kann dem Tarn wohl direkt unten nahe seinem Bett auf einer gewundenen Route folgen. Beim ersten Blick in das Tal frage ich mich nur noch wo…?

Saint-Enimie war ein toller erster Anlaufpunkt und hat einen gigantischen Parkplatz direkt unten am Wasser. Im Sommer muss hier gut was los sein. Das mittelalterliche Städtchen hat sich hübsch heraus geputzt. Ich parke ab und mache einen Spaziergang.

Die kleinen Gassen im Ort alle gepflegt und fotogen. Oftmals gibt es Tafeln für Erklärungen der historischen Wanderung. Viele der Häuser sind natürlich Unterkünfte und Bistros, zur Zeit aber fast alles geschlossen und ruhig. Die meisten Häuser wurden aus groben Steinbrocken errichtet, die Wege hingegen alle aus rundgelutschtem grobem Kiesel. Es passt so nicht nur perfekt in die Umgebung sondern ist auch logistisch clever. Wozu auch Baumaterial hier runter schaffen, wenn der Fluss genügend vorbeibringt.

Tourismus wie erwähnt eine große Nummer hier, auch Canoing und Rafting wird öfters angepriesen. Wanderwege gibt es zu beiden Seiten hinauf auch etliche. Ich überquere die Brücke und finde eine tolle verlassene Hütte direkt in der Flussbiegung am Ende des Ortes. Oben mit Garagentor oder Schaufenster und unten drunter noch zwei Etagen mit Blick aufs Wasser und Zugang zu Selbigem dazu nem Garten daneben. Wäre doch der ideale Punkt um ein Wildwasserhotel zu etablieren geht mir so durch den Kopf.

Ich hab alles gesehen, der Tag ist noch jung und ich beschließe die Schlucht noch etwas weiter zu erkunden. Zurück zum Bus, der immer noch einsam auf dem Parkplatz wartet. Gesellschaft könnte er heute auch nicht mehr bekommen, jemand hat die Zufahrten mit einer Kette abgesperrt. Die Parkplatzfläche liegt direkt im Flussbett, Morgen soll es regnen, zähle eins und eins zusammen macht kein guter Platz zum Übernachten, obwohl das Rauschen toll zum Einschlafen wäre.

Letzter Blick über die Aussicht die man von dieser betonierten Fläche hat. Das Licht zwar nicht gut dafür, aber die steinerne Brücke und die an den Hang geschmiegten Häuser daneben, toll. Glasklares Wasser mit noch angenehmer Temperatur die beim Bad nach dem Joggen nicht sofort zum Kältetod führen würde… Ausflug hat sich jetzt schon gelohnt, mal gucken was noch kommt.

Der Weg nach Westen dann auf einer schmalen kurvigen Strecke immer wieder von Felsvorsprüngen und Tunnels gesäumt. Mein „Wüstenschiff“ passt locker durch, mit nem größeren Kasten wie dem „Tanzsaal“ zum Beispiel hätte ich hier schon ein mulmigeres Gefühl. Muss meine Überlegungen den Bus einzutauschen wohl nochmal überdenken. Ich mag es durch solche Gegenden zu fahren.

Die Orte sind hier alle nur zwischen Fluss und Berg gequetscht und, passen optisch super in die herbstlichen Ansichten. Ich genieße die Aussicht und zuckel mit knapp 30km durch die Gegend.

Weit komme ich nicht, ich hab da was entdeckt, was sich lohnt näher betrachtet zu werden. Nächste Parkmöglichkeit in La Malene an einer höher gelegenen Stelle mit Blick auf den Fluss. Die Tarnschlucht, jetzt schon den Abstecher wert.

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