Das Zentralmassiv im Herzen Frankreichs

Es gibt viele Wege in den Süden. Die letzten Jahre bin ich meist vorbei an Lyon die Saone hinunter bis zum Mittelmeer. Es ginge auch quer durchs Land Richtung Limoges nach Bordeaux zum Atlantik. Doch irgendwie hab ich mangels Leistung meist die Berge dazwischen gemieden. Dieses Jahr, mit 23PS Bonus, gibt es dafür keine Ausrede mehr und so wurde Clermont-Ferrand anvisiert. Es geht also gen Westen und der erste Halt liegt an der Loire in Digoin. Strategisch günstig auf einem Camper Parkplatzt, wie er so oft in sehenswerten Städtchen Frankreichs zu finden ist. Vorteil: Klo und Wasser, zentral gelegen und gratis. Meist genügend andere Reisende in der Nähe dass auch der Bus sicher steht. Ich bin schon am Nachmittag dort und bereite den Ofen für den Abend vor. Die Weißware ringsum schaut argwöhnisch wird aber vorläufig nicht von Rauchgasen gestört, es bleibt mild genug.

Das Städtchen sehenswert, wenn mich auch nicht das Zentrum selbst interessiert. Direkt am Wasser mit Atlas entlang schlendern eher mein Ding.

Interessant ist auch eine Brücke über den weltberühmten Fluss. Nichts besonderes könnte man meinen, bis man den Zweck erkennt. Ein Kanal übers Wasser mit anschließender Schleuse. Der Gang hinüber lohnt auch wegen dem naturbelassenen Park auf der anderen Flussseite.

Der Park wiederum auch mal etwas anders. Mitten drin ein kleiner Tümpel, ein Teich mit Insel. Und auf diesem ruhen ein Dutzend Hausboote, oder Ferienbungalows auf Flößen. Wohl die etwas andere Art Urlaub zu machen. Wie eine Kolonie Aussteiger sieht das nicht aus. Und nasse Füße oder ein Beiboot braucht es auch.

Die Anlage mit einer handvoll kleiner Hütten im Bauwagenstil auch gezielt auf Öko-Kundschaft aus. Ein kleiner Streichelzoo und große Freiflächen für spielende Kinder während die Eltern Wein schlürfen können. Irgendwie muss ja auch das nächste Fass leer werden, damit dort neue Bewohner einziehen können.

Nur über die Kanalbrücke und schon ist man im Zentrum des Ortes, eine tolle Idee. Ich kehre zurück zu meinem Heim und genieße den Abend wie üblich mit Kochen und Hörbuch, Film oder anderer Unterhaltung. Am Morgen nochmal ne Runde Joggen und ein kleiner Bummel durch die Altstadt. Hübsch gepflegt und typisch französisch.

Weiter geht es hinterm Steuer, ich lasse mich treiben und stoppe immer mal wieder wie auch an diesem Chateau. Herbstlich in Szene gesetzt aber das Tor verschlossen…

Dafür zieht ein herunter gekommenes Nebengebäude meine Blicke an. Der Weg dorthin nicht durch Zaun oder unüberwindbare Mauer getrennt, hab mich halt verlaufen.

Für den wachen Beobachter ist ein offenes Fenster in Reichweite zu erkennen. Interesse und Neugier lassen mich auf Erkundungstour gehen.

Früher mal wohl als Stall und Lagerplatz für landwirtschaftliches Gerät genutzt. Immernoch zugerümpelt mit haufenweise Balken und Brettern, und Maschinen die in ein Museum oder Vorgarten gehören. Sonst aber nichts zu holen was Platz im Bus finden sollte.

Ich will heute noch ankommen. Hab mal gelesen die Vulkane der Auvergne sind sehenswert und ein Unesco Weltnaturerbe. Der >Puy le dome< hinter Clermont-Ferrand auch mit guter Infrastruktur für Wanderer. Doch zuerst heißt es zweiter Gang und aus der Stadt hinaus 500 Höhenmeter mit dem Gespann absolvieren. Klingt jetzt nicht gerade schnell, aber im Gegensatz zu früher musste ich nicht ganz runterschalten, echt steil hier. Zwei große Parkplätze gibt es, einer für die faulen Besucher die die Bergbahn bevorzugen.

Man sieht es schon am Wetter, Der Wandertag bringt fernsichtfreies Vergnügen im Nebel. Die letzten Tage kam wohl sogar schon Schnee herunter. Der Aufstieg trotzdem irgendwie interessant.

Der Parkplatz war am Morgen auch gut gefüllt. Es war Wochenende und Ausflugszeit für Ortsansässige. Der Wanderweg von der Südseite >MaultierwegBonschuGuten Tag< zurück bekam.

Das Gipfelfoto hat nix gebracht, Weitsicht null und ziemlich kühl hier oben. Ich natürlich voll durchgeschwitzt und auch nicht ambitioniert im Restaurant einzukehren. Also Abstieg und erneut die steinige Serpentine in kniefreundlichem Tempo absteigen. Ich hoffe wenigstens Atlas kam auf seine Kosten und freute sich über die etlichen Gerüche am Wegesrand.

Nun hab ich mich also nicht nur zu Fuß sondern auch mit dem Bus hier hinauf gequält um nix zu sehen. Kann ich nicht akzeptieren, habe Zeit und die Wetteraussichten versprechen Besserung. Ich hab genügend Holz und keine Langeweile, bleibe noch eine Nacht und gebe die Hoffnung nicht auf.

Gleich früh am Morgen mache ich mich auf die Socken. Der Himmel ist klar, die Temperatur auch gestiegen. Atlas bleibt im Bus, ich hab vor meine Joggingrunde anders zu konzipieren. Schwitzen ist angesagt und diesmal stimmen dafür auch die Klamotten. Zum wandern werden 45Minuten für die Strecke angelegt, der Rekord zu Fuß liegt bei knapp 12. Ich schaffe es immerhin um die 20Minuten auf den Gipfel und werde mit dieser Aussicht belohnt.

Der See auf dem Bild ist ein Wolkenfeld, welches sich erkennbar durch eine Senke schlängelt. Die Sonne lässt kein Bild in Richtung Osten zu, man kann dort grob die Schemen der Stadt erkennen. Doch die schänste aussicht gibt es nach Süden. Die Vulkane der Auvergne.

Naja… wer schon den Vesuv, Ätna und Stromboli gesehen hat darf hier etwas enttäuscht sein. Die Entstehung der Hügelkette auch anders als wie bei Schildvulkanen. Trotzdem eine tolle Gegend und ähnlich dem Schwarzwald eine sehr ansprechende Umgebung zur Herbstzeit. Der Puy le dome als höchster Gipfel jedoch völlig fern der unbelassenen Natur. Ganz oben ragt eine gigantische Antenne aus der Basis der Armee in den Himmel hinauf. Das Ausflugslokal ist auch eine große Nummer um der halben Million Gäste im Jahr Herr zu werden. Dazu noch einige kleinere und die Station der Bergbahn… betonierte Wege, Zäune und Treppen. Immerhin wohl schon ziemlich früh verunstaltet worden denn auch eine Tempelruine befindet sich hier oben.

Der Weg war das Ziel und ich hatte den Aufstieg fast für mich alleine. Nun beginnt aber die Zeit der Sonntagsausflügler und ich glaube den Frust muss ich mir nicht antun. Ich entscheide mich für den „verbotenen“ Weg entlang der Versorgungsstraße die parallel zu den Gleisen der Bergbahn spiralförmig um den Berg führt. Klingt jetzt noch unspektakulärer, ist aber ein angenehmerer sportlicher Abstieg für die Knochen und man kann minutenlang ohne Risiko auch mal rückwärts den Berg hinab joggen. Tolles Gefühl.

Für heute bin ich glücklich und auch ziemlich kaputt. Gut aufgeheizt und nach dem Frühstück bereit für eine neue Etappe. Der Parkplatz füllt sich und ich gebe gerne meine vier Stellplätze frei, auf halber Strecke ins Tal nochmal ein Ausblick auf die Stadt.

Um dort auf die A75 und damit so ziemlich einzige mautfreie Autobahn des Landes zu wechseln. Mir reicht es jetzt mit der Kälte, ich muss weg. Die Bahn kennt wie ich nur eine Richtung… Süden.

8 Gedanken zu “Das Zentralmassiv im Herzen Frankreichs

  1. Hof Schwarzes Moor schreibt:

    Hallo Phillip!
    Ich bin ja erstaunt. Wolltet ihr dieses Jahr nicht Richtung Süd-Osten?

    Aber unabhängig davon – Die Route, die du dir dieses Jahr ausgesucht habt, ist wirklich geil. Die fahre ich seit Jahren im Winter. Aber aufpassen. Die A75 und die Region darum ist nicht nur bergig – und natürlich wunderschön. Auch zu dieser Jahreszeit. Aber du kannst da auch ganz schnell einschneien. Auch auf der Autobahn! Ist mir dieses Jahr im Februar passiert. Aus der Fahrt heraus von 80 kmh kontinuierlich langsamer geworden. Und dann standen wir da zwischen den Anderen ca. zwei Stunden bis die Räumdienste die Piste wieder soweit frei hatten, dass man weiterrutschen konnte. Das macht bei den langen und steilen Gefällestrecken keinen Spaß. Wirklich nicht! Aber im Stau haben sich alle in Sichtnähe gefreut, dass ich in großen Mengen heißen Tee ausschenken konnte.
    Aber wie gesagt, die Gegend ist geil dort. Ich habe gute Freunde bei St. Affrique. Am Bahnhof von Mont Paon. Liegt wurderschön in Hanglage im Tal außerhalb aller Ortschaften. Wunderschön zum Radfahren und Wandern. Und kurvige Strecken für’s Motorrad gibt’s auch. Deswegen habe ich fast immer diese Route gewählt.
    Gute Fahrt weiterhin. Bei mir wird auch dieses Mal frühestens Mitte Februar. Kriege vorher noch ’ne neue Schulter.

    Mit lieben Grüßen

    Stephan

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  2. Philip schreibt:

    Du machst das richtig! Ohne Stress und ganz gemütlich südwärts, so soll das sein!
    Hab ne schöne Tour mit tollen Erlebnissen!
    Besten Gruß aus dem ungemütlichen Norden!

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  3. muetze schreibt:

    Servus, warst du eigentlich auch mal in Montceau-les-mines? Ist auch eine sehr schöne Stadt, liegt direkt am Canal du Centre (welcher die Saone mit der Loire verbindet) und liegt an sich auch auf dem Weg zwischen Chalon sur Saone und Clermont Ferrand bzw an der RCEA/N70 Chalon sur Saone – Paray le monial

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