Der Anti Atlas um Tafraoute

Ab Guelmim gab es am Morgen einige Reisevarianten. Wir schmiedeten also Pläne für die nächsten Tage die Christie noch mit an Bord ist bevor ich sie in Agadir am Flughafen abliefern muss. Wir sind wieder in Marokko und haben hier unten eigentlich schon alles besucht, Plage Blanche, Fort Bou Jerif, die Heißen Quellen von Fask, wir könnten in die Wüste auf den Lac Iriki und zum Erg Chegaga, aber das würde alles den Rahmen sprengen. Die Wahl fällt nicht schwer auf eine entspannte Zeit im AntiAtlas um Tafraoute, ohne Zweifel die atemberaubendste Region in Marokko. Dafür geht es nun in die Hauptstraße bis Bouizakarne und ab dort in die Berge. Durch Zufall ist heute im Ort Souk und natürlich halten wir für Besorgungen. Besser, also günstig und regional kann man nicht kaufen. Angebote vergleichen und hat das Leben ungeschminkt vor der Linse.

Man merkt das der Frühling da ist, es gibt Melonen und auch Erdbeeren. Doch Orangen und Wintergemüse macht noch die breite Masse aus, hier mal auf einem hübsch „überarbeiteten“ Foto vor authentischer Kulisse.

Und auch unser Vierbeiner kriegt seine Belohnung fürs ständige Wache halten. Beim Metzger wird gerade Kuhschädel gespalten. Wer denkt davon bleibt Abfall übrig irrt sich, das sind die besten Stücke und quasi schon reserviert. Trotzdem gibt es eine Tüte abschnitte und sogar Bonus aus Innereien, die eigentlich zum Verkauf aushingen, nett fragen hat bisher immer geholfen. Auch fürs Foto natürlich.

Die Route nun weg von der National, auf eine kleine „R“ irgendwas. weniger Verkehr, mehr Natur. Der Himmel zieht zwar etwas zu aber die Feuchtigkeit bringt die Umwelt hier zum blühen und grünen, herrlich.

Man muss schon regelrecht eine Stelle suchen, wo das Gras oder wilde Korn nicht zu hoch gewachsen ist. Atlas hat seine Freude, man sieht ihm das an. Den ganzen Winter nur Sand und Hitze… was für ein Hundeleben. Die Pause für mich auch nötig, Berge heißt wieder mit der Schwerkraft kämpfen, zweiter Gang Vollgas… und Daumen drücken dass es reicht. Der Bus macht das unter den Umständen echt gut.

Um den Star der Reise noch besser in Szene zu setzen haben sich die Marokkaner was tolles ausgedacht. Jede Region hebt sich nicht nur durch ein Schild von der Benachbarten ab, nein es muss ein Tor gebaut werden. Ohne Funktion im Nirgendwo, also muss es vor die Linse.

Der Anti-Atlas vor uns eine rundgelutschte ältere Form der Berge im Zentrum des Landes. Beim Überflug hat Christie mal ein Foto gemacht, man kann auf den Gipfeln am Horizont immer noch Schnee erkennen. Tolle Perspektive und irgendwo da unten sind wir nun.

Das Herz der Region dann um das Örtchen Tafraoute gefasst und mehrfach schon von uns besucht. Speziell die Blauen Felsen südlich der Stadt ein Traum für die Seele. Dort verweilen wir einige Tage und bekommen auch wieder bekannte Gesellschaft der Nachzügler.

Die erste Nacht noch mit abziehenden Wolken relativ kühl, und aus Gemütlichkeit werfe ich sogar mal wieder den Ofen an. Doch die nächsten Tage dann sommerlich und die Nächte mild. Schade dass das Vanlife Treffen zu Weihnachten hier wegen unmenschlicher Temperaturen an die heiße Quelle verlegt worden ist, war trotzdem schön. Die Gegend hier jedoch ein wahres Paradies. Die Felsen hier sind zum Bouldern und Klettern geeignet, lassen jeden Maler und Fotografen frohlocken und eignen sich auch bestens für den Motorsport. Eigentlich ist der Gedanke mal mit einer Trial Maschine zu reisen im letzten Jahr hier aufgegriffen worden. Danke Mike für die Inspiration… yesssss

Ich könnte euch noch hunderte tolle Aufnahmen präsentieren, in allen Perspektiven, wer Zeit hat spielt halt auch gerne rum. Es ist ein Traum, den gönne ich mir und lass es durch die Stille knattern. Ehrlich gesagt werde ich fast schon übermütig, man glaubt echt gar nicht, was das Moped alles so kann. 2m hohe fast gerade Steine hochfahren zum Beispiel… ich könnte schreien und jubeln…ok, tat ich so auch.

Und natürlich gibt es auch wieder viele Videoclips zu einem Filmchen zusammen geschustert, der Hammer in bewegten Bildern für Freunde der motorisierten, sinnlosen Fortbewegung. Leider noch nicht fertig, wird also einzeln nachgereicht.
Die Zeit drängt trotzdem langsam, der Rückflugtermin rückt näher und auch die Vorräte gehen zur Neige. Es waren schon einzelne mit dem Moped in der Stadt, doch auch Hamamm steht mal wieder an und ne Snacknight ist auch gewünscht. Auf geht es, weg von den Felsen, ab nach Tafraoute.

Die Umgebung immer wieder und an jeder Ecke erstaunlich. Das Tal der Ameln oder das Ait Mansour Valley, die Pfade auf dem Jebel Kest… es gäbe so viele Möglichkeiten hier wirklich ne Weile und trotzdem abwechslungsreich zu verbringen. Sehen auch einige Touristen so und die Herbergen und Straßen sind gut besucht. Der Ort sehr gepflegt für marokkanische Verhältnisse, hier steckt ne Menge Geld. Trotzdem findet man auch kleine Restaurants mit üblichen Speisen und heute muss mal niemand von uns beiden in der Küche werkeln. Der Rest der Truppe bleibt am camp, wir verabschieden uns schonmal, denn auch für mich beginnt nach dem Abflug mein Heimweg ohne Umwege. Aber erstmal noch eine Nacht nahe der Kletterwand im Westen der Stadt. Noch hinter der Ebene, wo sich sonst Hunderte von Campern tummeln. Sonst bedeutet, die Saison hier ist vorbei? Das Mandelblütenfest schon vorüber und wie auch in Dakhla kaum noch überwinterer mit restlichem Visa anwesend. Der Platz wie am nächsten Tag zu sehen, leergefegt.

Doch nicht annähernd so idyllisch wie unsere Wahl hinterm Hügel, wo man schon etwas Bodenfreiheit auf dem Weg gebrauchen kann. Die Nacht sternenklar, der Mond eine winzige Sichel und wäre die Stadt nicht erleuchtet mit unendlich vielen Sternen am Himmel.

Ausgangspunkt für eine Wanderung ins nächste Tal… Christies Wunsch statt klettern oder erneut Motorrad fahren… nagut, Atlas freut sich nach halber Strecke auch schon auf den Heimweg. Die Bilder davon jedoch ein erneuter Augenschmaus. Wer also noch nie in der Region war hat was verpasst!

Gegen Nachmittag brechen wir auf, Souk in der Stadt und weitere Besorgungen nötig. Eine Besonderheit heir die Babouches genannten Schuhe mit ausladender Lasche. Schon mehr Kunstleder und Plastik dabei als die letzten Jahre, doch wer genau sucht findet noch genähte Handarbeit mit Autoreifensohle… auch in nicht so knalligen Farben wie es hier angesagt ist. Meine Mitbringsel sind eredigt und guten Honig bekommt man auch noch. Ansnsten stehen Arganprodukte hoch im Kurs, aber zu teuer wie ich finde.

Den Hamamm Besuch haben wir uns bis zuletzt vor der Abfahrt aufgespart. Im Norden Tafraoutes ist ein neues entstanden, geräumig, bunt gekachelt und noch sauber, Normaler Preis mit 13dH… Der Boden schön warm und bei Bedarf auch das Wasser echt heiß. Ich mag diese Art der Hygiene, wenn auch gewöhnungsbedürftig für Europäer. Bei Christie war eine Frau die schon 5Jahre lang Marokko bereist und heute zum ersten Mal im Hamamm ist. Sie hat verzweifelt die Dusche gesucht, bis es ihr erklärt wurde. Schon länger her im blog, also nochmal zusammengefasst.

Es gibt einen Tresen am Eingang, dort kann man Sachen deponieren und bekommt seine Eimer, normalerweise zwei, ich begnüge mich aber immer mit Einem. Gut ausgerüstet ist man mit einer Schöpfkelle oder nem Becher, einer Seife und nem Handschuh der jeden PET- Schwamm an Rauigkeit in den Schatten stellt. Badelatschen angeraten, Badehose oder Unterhose bleibt an! Nach dem Vorzimmer/Umkleide geht es in den kalten Raum mit den Toiletten, danach folgen 2-3 weitere Räume die immer wärmer werden, manchmal nur der Letzte dann auch mit warmem Boden. Ich reinige mich in den ersten Räumen, je nach Befinden. Kniend, hockend oder sitzend mit warmem Wasser aus deinem Eimer Kellenweise über Kopf und Körper geschüttet. Wassernachschub muss man selbst organisieren und temperieren. Danach begebe ich mich in die hinteren Räume und entspanne am Boden, mache teils Dehnübungen und genieße die Wärme die aber nie einer Sauna nahe kommt. Die Haut weicht gut auf. Der Rückweg dann wieder von Raum zu Raum und gibt die Möglichkeit nochmal mit Schwamm und Seife Hautreste runter zu schrubben und abzukühlen. Auf Wunsch gibt es auch Massagen für um die 50dH, aus Erfahrungen sind die aber meist eher grobe Einwirkungen und hartes mit dem Lappen rumgeschrubbe. wer’s mag…

Sauber und entspannt geht es dann locker ne Stunde später bei nicht mehr ganz so heißem Wetter auf den Weg Richtung Agadir. Die Option durch Tal der Ameln haben wir im letzten Jahr genommen, diesmal geht es Östlich des Gebirges etwas zügiger auf der Hauptroute nordwärts. Naja, Berge gibt es auch hier und nicht nur einmal musste der erste Gang eingelegt werden… das zusätzliche Gewicht im Bus macht sich bemerkbar… jetzt bekomm ich Haue.

Nach den ersten Kilometern gut ausgebauter Straße geht es schlagartig in Normalität über. Einspurig, ausgefranste Ränder und das Mutspiel mit dem Gegenverkehr. Jetzt wünschte ich mir mal im Tatra durch die Gegend zu donnern 🙂

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