Laayoune – TanTan – Guelmim

Die Oase mit der heißen Quelle war jetzt nicht so der Aufreger, dass wir weitere Tage dort verbringen wollten. Es ging also am nächsten Morgen weiter mit einem Auftrag. Es stellte sich beim Wechsel des eingeflogenen Mittellagers heraus, dass meine Kardanwelle am hinteren Kreuzgelenk einen Schaden hat. Daher stammen die Vibrationen, die wohl erst das Mittellager kaputt gemacht haben (oder anders herum) auf jeden Fall ist es nun nicht mehr auszuhalten und der nächste Stop definitiv in einer Werkstatt. Die aber ist knapp 200km in der nächsten Stadt Boujdour entfernt. Pokern oder gleich abschleppen, ich bin mutig und fahre langsam voraus, vermeide Lastwechsel und genieße die Landschaft.

Immerhin warnen hier Schilder vor Sandverwehungen und Kamelen, könnte man sonst glatt übersehen, bei so abwechslungsreicher Umgebung. Wir kamen knapp 5 Stunden später doch heile an und es wurde höchste Zeit, ein Lager hat sich nun komplett aufgelöst und ich mache mir Sorgen wie man das wieder hin bekommt. Ausbau ging schnell, nun zu Fuß mal die Werkstätten ablaufen.

Unglaublich und mal wieder Marokko, mit nem Mercedes ist man hier super aufgehoben. Die Kreuzgelenke wohl die selben wie beim Bremer, vielleicht auch W123, auf jeden Fall gibt es die im Zubehör neu! Eine kompetente Werkstatt mit selbstgeschmiedetem Hammer, zweckentfremdeten Durchschlag und nem alten Getriebekörper als Werkbank und Unterlage ist auch schnell gefunden. Rohe Gewalt überredet das alte mit den eingestanzten Ecken zu weichen. Meine Frage nach ner Rundfeile um die Löcher rund zu bekommen wurde mit „wieso?“ beantwortet. Die alten Lagerschalen ein-zweimal durchgekloppt und mit Sandpapier hinterher geschliffen, schon passt das neue Lager wie angegossen.

Das Neue hat nun sogar nen Schmiernippel, wahrscheinlich der einzige Mb407 wo man auch die Kreuzgelenke abschmieren muss. Das Teil kostet keine 6,-€ und gehört nun definitiv nochmal in die Ersatzteilkiste, drei Gelenke gibt es immerhin am Bus. Ich kam mit den Jungs gut klar, wir hatten viel Spaß beim basteln und für die Arbeit hab ich nen Winkelschleifer dagelassen, hatte zwei im Bestand dabei. Mit Werkzeug und Elektrogeräten sieht es bei der Versorgung schlechter aus als mit Ersatzteilen. Alle Glücklich, weiter geht’s nach kurzem Snack.
Unsere Verfolger haben uns mittlerweile eingeholt und sind aufgrund der guten Nachricht nun ruhigen Gewissens vor mir unterwegs. Ich glaub es zieht sich noch weitere Stunden bis wir einen Platz ausmachen. Wir treffen völlig unverhofft mal wieder auf bekannte Gesichter. Ein Tschechisches Pärchen im T4 war in Dakar Nachbar von uns und ist etwas schneller unterwegs. Die Tour durch Gambia nun zu Ende und schnellen Fußes auf dem Weg nach Europa. Wir haben Zeit und genießen etwas abseits einen ruhigen Schlafplatz. Am nächsten Morgen entdecke ich sogar beim Spaziergang mit Atlas erneut eine heiße Quelle, diesmal fast kochendes Wasser und nur in Schüsseln erkaltet nutzbar.

Sehr schwefelhaltig und nur zum Abwaschen geeignet, wie man an den Ablagerungen sieht. Das stetig sprudelnde Rinnsal erwärmt den umliegenden Boden, der aufsteigende Dampf die Luft in der Nähe, irgendwie hab ich mal wieder Respekt vor der Natur. Weit zum Meer ist es nicht, mal gucken ob das versickerte Wasser irgendwo wieder auftaucht.

Richtig geraten, die Küste hier Steilabbruch und knapp 20m tief. Das nun angenehm warme Wasser tritt aus mehreren Öffnungen im Stein aus. Das Ergebnis eine kleine grüne Insel zwischen den Felsen. Nur von Salzwasser kann auch keine Pflanze überleben. Die Küste hier soweit das Auge reicht ohne Strand… also können wir auch weiter fahren. Mal gucken wie weit es heut reicht.

Laayoune steht als nächste Stadt auf der Karte. Hauptstadt der Westsahara und damit Großstadt in der Wüste, erst seit den 70ern errichtet und sicherlich uninteressant, haben wir auf dem Hinweg ausgelassen. Sie liegt etwas landeinwärts und hat eine kleine Hafenstadt vorgelagert. Diese ist Industriezentrum mit Zementfabrik und einer gigantischen Mauer von locker 10Kilometern Länge die die Straße von der Küste abschirmt. Dahinter erst 9Kilometer nichts und dann eine Fabrik die ein Förderband aus der Wüste unter er Straße hindurch beliefert.

Wenn Ressourcen da sind werden sie auch genutzt. Die Mauer wurde auf dem Hinweg noch gebaut, scheint nun fertig zu sein. Über 2m hoch mit Stacheldraht, muss man sich auf 10Kilometern mal vorstellen… Der Hafenort ansonsten quadratisch und modern, die Verbindung zur Hauptstadt zeugt erneut von großen Plänen. Die Nationalstraße 1 wird hier zur zweispurigen Autobahn.

Schon ein komisches Gefühl auf glattem frischen Asphalt die 60km/h Marke zu überschreiten. Keine Leitplanken, kein Straßengraben, nur eine Ebene. Und diese eine Düne, die fleißig mit dem Bulldozer bearbeitet wird. Sand schaufeln als Lebensaufgabe. Die Baustelle natürlich weder abgesichert noch die benutzte Fahrbahn gesperrt… marokkanisch.
In Laayoune dann auch überwiegend graue Gebäude, die von frischem Zement zeugen vorherrschender Anblick. Gebaut wird überall. Ausschweifende Plätze und breite Alleen geben ein Gefühl von Überheblichkeit. Hoffentlich werden die frischen Palmen dann auch im Sommer gegossen und enden nicht wie ein Großteil der Neubauprojekte in Vergessenheit und verdorren.

Moderne Autos, hohe Gebäude, Gehsteige und Straßenlaternen, hier ist ne Menge Geld reingeflossen.

Selbst einen McDoof erblicken meine ungläubigen Augen. Mitten im Zentrum wie als Zeichen der Macht neben dem zentralen Kreisverkehr. Zur Mittagszeit kaum besucht, wir werfen mal einen Blick hinein. Die Preise mindestens europäisch, hab da keinen Vergleich, aber für ein „Sandwich“ wie die Burger hier genannt werden 35dH macht fast 4,-€, Wahnsinn. Außergewöhnliches ist nicht im Angebot, Schaf-falaffel oder Ziegenkopf-burger hätten mich vielleicht in amerikanisiert interessiert.

Unsere Einkäufe erledigen wir wie gewohnt bei den kleinen Straßenhändlern. Das hat den Vorteil, dass auch immer Snacks nebenan zu bekommen sind. Einmal volles Gedeck bitte. Ein Truthahnsandwich, eines mit frittiertem Fisch, dazu zwei Suppen mit Brot, zwei Kartoffelteigbällchen und zwei Tee. Quasi das MaxiMenu und zusammen nur 25dh also knapp über 2,-€

Wir verplempern etwas Zeit beim spazieren und haben für heute Abend einen Schlafplatz aus dem Reiseführer ins Auge gefasst. 15km südlich liegt eine Oase und soll sehenswert sein. Der Fluss, der die Stadt passiert schneidet tief in eine Schlucht und die Oase erreichen wir bei Dämmerung. Die anderen sind schon da und erwarten uns mit schlechten Neuigkeiten. Die Polizei war hier und schickt uns am Abend erneut weg. Sicherheit etc. Wir sollen zurück in die fahren.

So kommt es auch als wir gerade am Umpacken für die Nacht sind. Nette Beamte der Gendarmerie, aber nicht zu überreden. Probleme aktuell wie es heißt, davon zeugte auch die enorme Polizeipräsenz in der Stadt. Überall Mannschaftswagen und sogar rollende Hauptquartiere. Die Stadt finden wir gefährlicher als eine Oase abseits allen Lebens, doch es geht um Zuständigkeiten, wir dürfen nichtmal beim Gendarmerieposten übernachten und müssen zwei Kilometer weiter die Stadtgrenze passieren. Dort jedoch ist nix außer entstehendes Industriegebiet mit Mauern und Bauland… Gute Nacht.

Die Aussicht am nächsten Morgen dann alles andere als erquickend. Die Oase soll aber auch nicht mehr toll gewesen sein erzählen die Begleiter. Überall Müll und die Wasserbecken zwei verdreckte kleine Tümpel. Na gut, dann halt weiter im Takt, on the road und auf nach Norden.

Auf dem Weg runter haben wir die Küstenstraße vorbei an Tarfaya genommen, diesmal die N1 retour weiter im Land ohne Ablenkung vom Meer. Nur gigantische Windradanlage ist da im Entstehen. Zumindest stehen schon das Trafohäuschen und locker 30-40 Räder immensen Ausmaßes, schön gerade in mehreren Reihen. Nur leider dreht sich keines und nur einige sogar auf Freilauf gestellt obwohl genug Wind herrscht und uns wieder von vorne zu schaffen macht. Ich hab die Schnauze voll und brauche eine Pause. Wir fahren wegen unterschiedlichem Tempo getrennt, wissen aber für heute Nacht wohin. Wir machen eine Pause mit Blick aufs Wasser und genießen Abendessen zum Sonnenuntergang. Wer weiß wie viele wir noch so erleben können. In der Dunkelheit und damit etwas mutig geht es auf die letzten Kilometer zur Lagune Khenifiss. Bei Bedarf macht meine LED Leiste die Nacht zum Tag. Es herrscht jedoch zu viel Verkehr. Nur die letzten Kilometer Piste zum Stellplatz kann ich brennen lassen. Man sollte mich auf den Kanaren sehen können habe ich das Gefühl. Keiner weiter hier, nur Ollis Bus und der Tatra.

Die Lagune ein Paradies für Vögel, man kann von oben gut Flamingos beobachten, Fernglas nötig. Hier am Stellplatz mit Pfeil gibt es einige Fischerhütten, die haben unten ihre Boote und fahren zur Flut in der Lagune die Netzte auslegen. Wir haben eine Sporteinheit am Morgen vor. Joggen bis zum Strand und dort über die Dünen toben.

War in der Summe doch eine Anstrengung mit 7Kilometern Laufen im Sand und 2Stunden Beschäftigung, Frühstück verdient. Den Rest des Tages dann mit gutem Gewissen im Sattel. Erneuter Zwischenstopp dank wechselnder Begleitung am Trou du diable.

Zwischenstop an einer weiteren Lagune wo ein Oued sich den Weg ins Meer bahnt.

Es zieht sich und ich will ankommen, nur wo? Bei TanTan überhlt mich ein Ladi mit Kamelbesatzung. So im Doppelpack auch noch nciht gesehen, leider zu spät fotografiert. Der hintere ist dann mal langsamer als ich und mein Opfer.

In TanTan setzen wir nicht einen Fuß vor die Tür, Guelmim heißt heute noch unser Ziel. Die Dämmerung tritt ein und Christie freut sich. Zum Abend in einer Stadt, das heißt Leben auf den Straßen. Wir parken im Zentrum und mal wieder erstaunt mich die Welt. Ich treffe auf Hassan der an den Quellen von Fask mein Bekannter wurde. dort schon zweimal und einmal in Abanyou getroffen ist das das vierte ungeplante aufeinandertreffen. Kurzer Plausch, wir haben beide andere Pläne und bis bald, inshallah.

Die Nacht ist für mich eigentlich Zeit der Ruhe, hier jedoch erblüht der Einheimische. Die Hitze ist verschwunden, die Märkte und fliegenden Händler erwachen zu neuem Leben. Alles ist bunt oder mit Gaslicht erleuchtet. Es knistert und brutzelt von den Grillständen, es surrt und zischt beim Zuckerrohrsaft und anderen Snacks auf der Straße. Es riecht nach so vielen Düften, unbeschreiblich. Überall Gemüse und auch frisches Fleisch angepriesen, Bäcker mit warmen Auslagen und viel zu viel Plastik aus China und Textil aus Indien dazwischen.

Wir fressen uns durch die Gassen bis Mitternacht alles auch ein ziemlich rasches Ende hat. Mag an der Zeit liegen oder am leichten Nieselregen der mit einem Male einsetzt. Zeit zu Verschwinden. Der Schlafplatz schon im Kopf geht es nur noch raus aus der Stadt auf die kleine Nebenstraße mit der Ziegelfabrik. Dort hab ich schon mehrfach frisches Wasser geholt und kümmere mich auch Morgen vor der Abfahrt um klares H2O.

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