Abschied von Dakar und dem CVD

Immer noch in Dakar aber nie langweilig. Trotzdem rückt der Abschied näher, unser spanischer Begleiter Edgar fliegt ab hier auch wieder in die Heimat. Vorher sind wir nochmal in der Stadt unterwegs und genießen frisches Kokoswasser von einem der zahlreichen fliegenden Händler.

Der Junge (Verkäufer) hätte eigentlich eher in der Schule sein sollen, doch so richtig gibt es dafür kein System im Senegal, wer arbeiten kann zieht das der Bildung vor. Es erschreckt auch schon lange nicht mehr und so gewöhnt man sich an Kinder die für ihre Eltern den frisch gefangenen Fisch ausnehmen und verkaufen. Oder in der Ziegelproduktion und bei der Landwirtschaft mithelfen. Doch wo es mir echt aufstößt sind Geschäfte, wo sich andere mit Kinderarbeit bereichern. Zum Beispiel in der Textilindustrie. Hier gesehen am Marche Sandagal, einem Zentrum für Wachstuch Verarbeitung zu bunten Westafrikansichen Gewändern, die nicht nur an Touristen verkauft werden.

In einer mehrstöckigen Fabrik in der belebten Marktstraße gibt es Verkaufsräume in den unteren Etagen, immer mal wieder ne knatternde Nähmaschine dazwischen um die Handarbeit zu zeigen. Doch in den oberen Etagen (wo sich die wenigsten verirren, und das auch nicht bei Führungen gezeigt wird) sieht man den Bilder wie oben gesehen. Wörtlich hinter Gittern und sicherlich zu nem Hungerlohn. Arbeitsplatz an Arbeitsplatz und weder Musik noch offene Fenster. Tolle Atmosphäre, wenn man an unserem Bildungssystem auch meckern kann und muss war wenigstens die Aussicht aus dem Fenster in die weite Welt ein ablenkender Anblick. Schnell raus hier und weg vom Marktviertel, wo jeder Straßenzug ähnlich aussieht.

Mal wieder ein krasser Gegensatz der Blick auf den gut bewachten Präsidentenpalast knapp einen Kilometer weiter. Eingezäunt und eingekesselt zwischen Hauptstraße und Küste mit Blick auf alle einlaufenden Schiffe ist dies sicherlich nur der repräsentative Sitz und nicht Wohnort.

Wir spazieren durch die Stadt und entdecken sogar die Kathedrale von Dakar, hübsch anders von außen. Architektur mit Verbindung zur Kultur hier.

Und innen erst recht. Keine prunkvollen Statuen oder goldverzierter Stuck an der Decke, simpel und klar, sogar mit Erklärung der Dreifaltigkeit überm Altar für verirrte Neulinge. Auf jeden Fall ein komisches Gefühl seit langem mal wieder ein „Gotteshaus“ zu betreten. Kann mich nur auf den Touren durch Italien, Frankreich und Spanien und nur minder in der eigenen Heimat über gigantische Paläste wundern. Und der Obermacker predigt barfuß von Wasser und Brot. Viel Einblick in Moscheen ist uns ja nicht vergönnt, die aufwändigen Teppiche und detaillierte Intarsien an den Wänden sind aber ein ähnlicher Kontrast zur realen Welt draußen. Religion ist doch überall das gleiche Übel.

Dakar bietet alles was man sich denken kann, die Märkte voll buntem Gemüse und die Warenhäuser mit Artikeln der ganzen Welt. Auch Supermärkte gibt es natürlich und gewisse Kleinigkeiten bekommt man hier am ehesten. So deckte ich mich ein mit heimischer Marmelade und haltbaren Säften aus Bissap und Baobab ein, Erdnussbutter ungesüßt und natürlich ein paar Gewürzen. Und für Olli heute Abend eine Überraschung. Es gibt ne richtige Fleischtheke, gekühlt und hoffentlich kontrolliert. Auf jeden Fall fliegenfrei wenn auch teuer.

500g Rinderhack für 5,-€ aber ihm lechzt es nach nem Hamburger. Und die passenden Brote hab ich um die Ecke auch gefunden, dazu nen Haufen Salat und Tomaten… Internationales Abendessen in der Größe einer kleinen Pizza.

Apropos Olli, der hat von der Stadt so gut wie gar nix gesehen. Ausruhen und segeln standen abwechselnd auf dem Plan. Afrikanisch in der Zeiteinteilung auch nicht immer planbar. Doch im Endeffekt hat er auf dem kleinen Katamaran mehrfach die Insel Gorree umrundet und auch nen Tagesausflug auf nem richtigen Segelboot gemacht. Angeleitet von einem Multitalent der sonst im CVD Segelclub Segel flickt und Boote betreut, fand er Freude am Leben auf dem Wasser.

Wer also mal in der Nähe ist und nicht weiß wie der CVD zu finden ist, fragt einfach nen Taxifahrer nach dem Löwenhaus… das kennt jeder und ist direkter Nachbar. Die kleinen Nebenstraßen auch echt gemütlich und für günstige Abendessen und frischen Fisch ideal.

Ansonsten sind auch immer interessante Leute vor Ort die ihre Boote restaurieren und den Großteil der Zeit wie Urlaub verleben. Ein Holzsegler aus den Vierzigern war das größte Projekt am Strand. Der kleine davor fast schon wieder bereit fürs Wasser und die Weite.

Und wer ohne alles hier ankommt kann sich vielleicht auch aus einem der Ruinen am Strand einen Traum zusammenflicken und in den Wellen der Sonne entgegen verschwinden.

Am Morgen der Abfahrt jogge ich am Strand mal in die andere Richtung. Die geschäftigen Geräusche der Fischer beginnen schon bei Sonnenaufgang. Die Kulisse doch irgendwie idyllisch.

Und wenn man sich den ganzen Dreck an Land wegdenkt findet man auch hier etwas Natur. Ein Haufen Seevögel profitiert von den Überresten der Fischerei und wartet auf dem Steg nebenan auf den richtigen Moment.

Wir haben gepackt und verlassen unseren ruhigen Hort nach Verabschiedung aller Beteiligten. Die Rechnung sehr übersichtlich in Anbetracht der Länge des Aufenthaltes. Das Segeln war Olli 100,-€ wert und dazu keine 3000,-CFA pro Tag für einen sicheren Stellplatz im Herzen Dakars, gerne wieder. Noch ein Snack bei der Köchin nebenan und ab auf den Fahrersitz, schon ungewohnt nach einer Standzeit von über ner Woche. Die entspannte Zeit endet dann direkt im Gewühl der Hauptstraße zur immer währenden Rushhour. Dakar in jede Richtung und zu jeder Zeit dicht…. Das Abenteuer geht weiter.

Hinterlasse einen Kommentar