Strandpause in Varela, Guinea Bissau

Nach der Bergung im Schwemmland gestern durch die senegalesische Armee mit dem 6×6 Monster waren wir nur noch auf der Suche nach nem ruhigen Schlafplatz. Ruhig im Sinne von Abgeschieden fanden wir eine Stelle abseits zweiten Grades, also von der Hauptstraße auf eine Piste und von dort nochmal in eine Seitengasse hinein. Leider war akustisch ruhig nicht einhergehend damit. In Hörweite (wenn auch nur dezent) gab es Trommelmusik am Abend, welche da noch interessant klang. Leider legte sich der Rhythmus die ganze Nacht nicht, außer er wurde von noch lauterer Afrika-Popmusik unterbrochen als die Akteure an den Ziegenhäuten wohl ihre Glieder streckten und Finger mobilisierten.

Der Rundgang am Morgen brachte aber innerhalb der nächsten 1,5km keinen Ursprung zu Tage und bevor wir uns im Wald verlaufen ging es heim zum Frühstück. Die Cashew-Wäldchen sind die hier vorherrschende Monokultur und ab und an mal mit Palmen am Rande gespickt. Früchte habe ich mal in Mali am Baum hängen sehen, hier sind nur alle im Blütenstatus. Die begehrte Nuss ist dann ein Nasenförmiger Auswuchs an den grün/gelb/roten Früchten, welche man ab und an auch auf den Märkten finden kann. Die Nüsse leider nicht, gehen anscheinend alle in den Export.

Als wir uns für die grobe Planung der heutigen Etappe absprechen siegt auch die Neugier und wir folgen zuerst der Musik und damit der Piste in die Wildnis hinein. Nach knapp drei Kilometern dann ein kleines Dorf mit viel zu vielen Menschen im Verhältnis. Bunte Zelte wie bei europäischen Festivals stehen zusätzlich um die Strohgedeckten Hütten. Eine private Hochzeit wie es scheint und wir werden schon von der Hälfte der Besucher aus der Ferne angegafft. Wir stören lieber nicht und wenden. Den Weg versperren nur die etlichen Geier, die auf die Reste der Veranstaltung spekulieren. Ich hoffe es gab keine Opferzeremonie oder andere blutige Riten.

Wir erreichen San Domingo und damit die letzte Ortschaft vor der Grenze zum Senegal. Hier müssen wir erneut durch, beschließen aber erstmal 52km weitere Pistenfahrt (einfache Distanz) um an den angeblich schönsten Strand des Landes (oder auch wie in Guinea den Einzigen) zu besuchen, Varela. Doch erstmal zumindest der Versuch Vorräte aufzustocken, das Angebot an halb vergammelten Tomaten und importierten Zwiebeln wie üblich, ein paar Auberginen und immerhin mal bezahlbare Eier. Umgerechnet 2,50€ kosten die Hühnerovale hier sonst als 10er Pack und ich finde welche für 1,70. Eier werden üblich natürlich einzeln, also lose verkauft. Ich schleppe immernoch eine europäische Verpackung mit mir rum und werde beim Auffüllen öfter erstaunt beobachtet.

Ansonsten Wasser holen wie üblich am Brunnen im Ort. Diesmal vor einer Schule und dementsprechend mehr Publikum. Die Busse am Straßenrand hinter Taxis abgeparkt dauert es keine zwei Minuten und ein Polizist kommt auf nem Roller vorbei. Ich bin mit einem Kanister fertig und er hat schon den Führerschein von Olli eingesackt. Hier ist Parkverbot, zwar kein Schild aber vor Schulen üblich, das weiß man. Die Taxis sind nicht mehr da und auch die nächsten die den schattigen Platz besetzen wollen werden weggeschickt. Er will natürlich ne Verwarnung aussprechen und dafür Geld kassieren. Es dauert wieder ne Weile bis er merkt dass bei uns nix zu holen ist und schickt uns so weiter… Das ist der Dank für die etlichen deutschen Pumpen die einen Großteil des Landes hier mit Trinkwasser versorgen. War mal wieder nen üblicher Betonring mit großer stählerner Handpumpe, gebaut 2005 wie das Schild behauptet.

Noch im Ort geht es von der Straße ab Richtung Küste. Viel Verkehr kann nicht da hinter wollen, der Zustand mal wieder sehr holperig und mit gigantischen Bodenwellen von der Regenzeit ausgewaschen. Idyllisch trotzdem und vor allem nicht rot und staubig. Für die nächsten Stunden also bei maximal 25km/h unterwegs, wachsam und wild lenkend die Ideallinie finden.

Wir passieren wir üblich viele kleine Dörfer oder Familienbehausungen. Es begegnen uns ab und an Kleintransporter oder PKW und der Tag nun auf seinem Höhepunkt. Kann man von dem Exemplar am Pistenrand nicht behaupten, ein Bruder meines 407 und das kleine Herz noch optisch vollständig anwesend. Der Rest jedoch seit Jahren verwahrlost und nicht zu gebrauchen. R.I.P. kleiner Düdo.

Die Vegetation wird dünner und wir erreichen die ersten Ausläufer der Mangroven die dem Meer vorstehen. Flussarme überqueren steht also vor uns. Hoffentlich nicht auf solchen Hilfsmitteln:

Eigentlich immer noch ne stabile Konstruktion wenn man von den paar morschen oder fehlenden Balken absieht. Jedoch wurde Ersatz nebenan gebaut und nur die Perspektive sieht nach Abenteuer aus. Wir nehmen also lieber die Betonfurt und rollen weiter dem Meer entgegen.

Mitten im Nirgendwo, in der vorgelagerten Ebene welche spärlich bewachsen aber von Kühen gut besucht ist, dann dieses Bild. Als Attraktion sogar auf Maps.me zu finden, ein Kreuz Christi und irgendwie mit der Umgebung nett anzusehen.

Am Wegesrand dann mal wieder eine neue Pflanze auf meiner „in live“ gesehen Liste. Baumwolle wächst hier als Unkraut am Wegesrand. Das umliegende Schwemmland würde ich gerne mal nach der Regenzeit in frischer Blüte beobachten.

Varela dann nach drei richtigen Dörfern der letzte Punkt auf der Karte. Der Nordwesten des Landes und wir seit knapp zwei Stunden 10km Luftlinie parallel zur Grenze unterwegs. Wir hören die Brandung und riechen die Seeluft. Die Piste die am Strand endet hat mehrere Abzweige. Der Sicherste weil am wenigsten sandige führt uns hinter einer ungenutzten Ferienanlage in ein kleines Wäldchen und damit zu ersehntem Schatten. Der Strand an sandig abbröckelnder 2m hoher Steilküste endend und niemand weit und breit. Zeit für Erholung, Atlas kann sich frei bewegen und wir unseren Beschäftigungen nachgehen.

Der schattige Platz in diesem Eukalyptuswäldchen eine echte Wohltat. Wind macht es noch angenehmer. Das bisschen Strand verschwindet gegen Sonnenuntergang durch die hereinbrechende Flut. Dafür können wir mal ohne Dunst am Horizont den Sonnenuntergang beobachten.

Der Strand endet südlich von uns nach rund 500m weiter und gibt teils steinige Steilküste frei. In die andere Richtung erstreckt er sich bis zum Senegal. Auch hier ist der Verfall zu erkennen und vor einiger Zeit gab es hier mal ein größeres Objekt mit Betonfundament. Die Natur holt es sich jedoch zurück und übrig bleibt…

… ein idealer Spielplatz am Wasser.

Ich und Freizeit, weiß gar nicht mit welcher Aktivität ich loslegen soll? Lesen, Slackline, Blog schreiben. Egal, hier bleiben wir etwas und der Anhänger muss eh mal vom Staub befreit werden. Das Motorrad zum erkunden der Piste nach Norden bis sie sich irgendwo im Sande verläuft. Der Rückweg dann am Wasser entlang und rauf auf eine knapp 1km ins Meer ragende Sandbank mit etlichen Pelikanen und anderen Seevögeln.

https://player.vimeo.com/video/259118724

Und dann erneut zum Spielplatz an der Ruine, die Spuren meiner Aktion sind nach der nächsten Flut verwischt als wenn nichts geschehen wäre.

Ich glaub wir verbringen drei Nächte, so gut wie ungestört. Ab und an ist jemand in der ehemaligen Ferienanlage hinter dem Wäldchen, ansonsten kaum Besucher am Strand. Wäre ein hübsches Fleckchen, wenn auch nur über die Piste zu erreichen. Wahrscheinlich der Grund der Aufgabe des Kolossalbaus in der Nähe. Der angesprochene Verfall spricht Bände und Wurzeln umschlingen diese Treppe schon seit Jahren.

Palmen wären zwar paradiesischer, doch der Schatten ist nötig, der Platz soweit aufgeräumt und die Brandung teilweise schon echt laut in dieser kurzen Entfernung. Näher kann man kaum am Wasser stehen.

Ich war auch mal im Wasser, doch in der Summe viel zu wenig. Auch mein Surfequipment ist auf dieser ganzen Tour immer noch nicht zum Einsatz gekommen. Windsurfen wäre hier aufgrund kleiner Wellen auch angebrachter, die Ausrüstung dafür findet sich im Wald.

Leider auch mal wieder eine Ecke (immerhin auf einem Haufen) wo Flaschen die nicht verbrannt werden können wie der Restmüll, gelagert werden. Kann in den Ausmaßen und mit durchweg Bierflaschen nur aus der Ferienanlage kommen. Bei der Vielzahl wäre schon ein Flaschenhaus oder anderweitige Recyclingoption einen Versuche wert und weitaus ansehnlicher. Vielleicht kapieren die es bald von alleine…

Wir haben uns fürs kommende WE mit dem Diplomaten aus Bissau im Senegal verabredet. Starten also gemütlich am Donnerstag Nachmittag um die Piste schonmal hinter uns zu bringen und dann Freitag mit genügend Zeit die Grenze zu passieren. Die Sonne im Rücken geht es also wieder drei Stunden schaukelnder Weise der Hauptstraße nach San Domingo entgegen. Schöne Strecke wenn man es genauer betrachtet, dritter Gang und im Standgas rollen lassen. Im Takt der Bodenwellen auf dem Sitz mitschaukeln. Gelassen läuft’s in Afrika.

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