Guineas Küste, nur Mangroven, wenig Strand

Wir sind nun also auf einer schmalen, staubigen und holprigen typisch roten Piste auf der Suche nach nem Zugang zum Meer. Doupourou und die Region im Norden davon optisch der aussichtsreichste Kandidat für diese Unternehmung. Hinter der Ortschaft aus ca. 50 Hütten bestehend dann eine Piste in Richtung Sackgasse mit rotem Fähnchen markiert. Die Karte mal zur Verdeutlichung.

Der rote Pin dann aber nicht das gesuchte Paradies, sondern ein sehr geschäftiger Hafen. Die Gegebenheiten ähnlich der aus dem letzten geschilderten blog, hier jedoch noch professioneller und auf den letzten 500m Zufahrt von Hütten und Ständen gesäumt. Das Hafenareal dann eine größere Räucherhalle und eine Überdachte Freifläche zum Netzte flicken, die Boote im Schlamm und alles andere rings herum. Ein kurzer Einblick durch zusammengeschnittene clips.

https://player.vimeo.com/video/256871286

Zur Erklärung: Der Hafen heißt Bongolon und wird auch ordentlich auf die recht bunt verzierten Boote gemalt. Diese sind sehr schmal und lang und beherbergen einen Außenborder in einer dafür vorgesehenen Durchführung im hinteren Drittel. Manche Boote haben Masten, die aber nicht für Segel, sondern zur Ausbringung von Netzen und Fallen helfen sollen und wie Kräne fungieren. Im Hafen selbst erregen wir natürlich großes Aufsehen. Der Hafenchef selbst, gleichzeitig Präsident der Region kommt gut gekleidet und mit Anhang ziemlich bald auf uns zu und zeigt sein Reich.
Der frische Fisch wird wie üblich auf dem Boden direkt gehandelt. Alles was anscheinend nicht sofort verkauft wird geht in die Räucherhalle, das einzige Gebäude auf dem Areal. Eine luftige große und dunkle Halle mit gemauerten Räucherbänken und einem sehr intensiven Geruch, der nur noch auf der Rückseite übertroffen werden kann. Dahinter befinden sich nämlich die Trockenfischgitter in der Sonne. Die größeren Fischstücke werden dort mit Salz eingerieben und an die Luft gelegt, den Rest macht die Natur. Die üblichen großen Säcke sind hier diesmal also mit Trockenfisch bestrückt und für den Export gedacht. Ja, richtig, die Einheimischen wollen den zähen salzigen Fisch nicht, der geht nach Ghana, erzählt mir der Präsident. Mit diesem Hintergrundwissen kann man vielleicht nochmal über das Video schauen 🙂

Die Kids zum Abschluss rufen eine unverständliche Parole, die uns schon öfter entgegenschwallte. Jemand ne Bedeutung parat? Wir verlassen den Platz und müssen aufgrund eintretender Dämmerung einen Zwischenhalt einlegen.

Strategisch günstig nur 200m vom Meer entfernt mache ich mich Morgen früh auf die Suche nach einem Zugang. Denn auch hier ist hinter dem Gestrüpp welches dank Machete zu bezwingen ist eine weitere natürliche Barriere der ekeligen Art. Schlamm und Mangroven verhindern einen Strandzugang, Brandung konnte man aber die Nacht über hören. Schwarzer Schlick und dieser sogar recht zäh, hält selbst Atlas ab mir zu folgen. Aber wo ein Wille ist bau ich mir aber nen Weg und erreiche nach einiger Abstinenz endlich wieder den Atlantik.

Wow, erst jetzt werde ich mir bewusst, wo wir das letzte mal den Ozean sehen konnten. Nouakchott und Nouadhibou in Mauretanien zählt nicht und der kurze Exkurs an die Ebbsandpiste dazwischen auch nicht. Also war es Lamhiritz in der Westsahara, wo wir eine windige Zeit verbrachten. Danach ging es durch Sahara und Sahel nach Bamako und von dort ins immer grüner werdende Guinea, wo endlich Palmen am Strand stehen, Paradies wie man sich es vorstellt.

Ich finde sogar eine Kokosnuss und das Frühstück ist gerettet, die Machete hackt das Äußere weg und die Milch ist auch frisch. Später spalte ich die Schale und löffle das Innere, war eine kleine und echt noch weich. Die umliegenden Palmen am Übernachtungsplatz habe auch noch was zu bieten.

Hier aber nur ein Schauspiel, da es keine Früchte sind sondern Vogelnester. Die kleinen Flechtkünstler sind in der Masse ein lauter Haufen und schwärmen durch die Gegend. Die Nester echt nur geflochtene Palmen und Blattreste und damit eine luftige und stabile Behausung in unerreichbarer Nähe.

Eine weitere Entdeckung dann am Boden. Blumenpilze nenn ich das Mal, der Fruchtkörper, das faustgroße runde Ding in der Mitte ähnelt einem Bowie und wenn der weg ist steht nur noch eine bunte Blüte am Stengel aus der Erde heraus. Für Pilzfreunde sicherlich exotisch.

Der Erklärbär ist dann aber auch mal sprachlos und entdeckt diesen Haufen. Auf den ersten Blick ein verkohlter Stamm, doch genauer erkennt man eine kristalline krümelige weiße Masse im Zentrum umgeben von Palmenblättern die mal als Einfassung dorthin gelangten. Wahrscheinlich eine Lagerstätte für Salz zur Fischverarbeitung, aber ob eine Räucherung schief gelaufen ist oder es ungenutzt abgefackelt wurde ist ungewiss. Dahinter erkennt man aber gut den Stellplatz und das nahe und trotzdem unerreichbare Meer.

Einen Zugang hab ich mit weitem Umweg aber auf dem Rückweg vom Strand gefunden um nicht wieder durch den Schlamm zu müssen. Wir halten dort in der Nähe mit den Bussen und so kommt auch Olli in den Genuss der schon dem Paradies nahe kommt, wenn man das rollende Heim nur weiter her bekommen könnte.

https://player.vimeo.com/video/257361963

Wir fahren nun also parallel zur Küste und sind jetzt der Pfeil auf der Karte oben. Es geht zum Cap Verga und die verschlungenen Pfade sind gut befahrbar, da auch der Verkehr der umliegenden Dörfer darüber läuft. Echtes Dschungelfeeling und wir finden einen Platz, der vor Jahren sogar mal eine „Hotelanlage“ war. Ein rostiger Container galt dort als Empfang und ein paar übrige Hütten werden nahe des Wassers von Einheimischen an Ausflügler vermietet. Eine Bauruine sollte mal ein Restaurant werden, aber auch das Vorhaben ist vor Jahren aufgegeben worden. Hier gibt es also nix und Platz im Schatten ist auch Mangelware. Ein einsamer alter Franzose im LandCruiser ermöglicht einen kurzen Austausch. Seine Straßenkarte von 1992 gibt uns auch keine näheren Infos zur Grenzüberquerung nach Bissau. Die Ruhe wird dann von einfallenden Geländewagen gestört, welche einige Familien weißer Hauptstädter (Botschaftsangehörige etc.) ankarren die hier das Wochenende genießen wollen. Sind mir zu viele Kinder und Liegestühle, ich suche Abgeschiedenheit, Olli stimmt zu und wir verschwinden.
Es gibt einige weitere Pfade die wir ausprobieren, doch irgendwas ist ja immer. Dieser LKW vor uns wird grad ausgeladen und das kann dauern. Der Hauptweg unpassierbar und die Umfahrung für den vollbeladenen Laster eine Falle, die Jungs aber tiefenentspannt und machen noch Scherze beim ausräumen.

Hat sich schön in den Graben gepflügt und bringt wohl den Liefertermin durcheinander, gelassen läuft es aber, das ist Afrika und kann passieren. Wir kehren also um und suchen ne Alternative.

Unser nächstes Ziel auf der Karte hat eine ungemein schmale Zufahrt und plötzlich stehen wir vor einer Mauer mit Tor. Schon etwas ungewöhnlich in einem Land wo sonst Palmenwedel Grundstücke markieren. Einiges ist noch im Bau und wir werden freundlich hereingewunken. Die schwarzen Arbeiter bringen uns zu ihrem Chef. Ein ziemlich korpulenter Italiener der fließend französisch spricht lebt seit 30Jahren im Land und ist zu Wohlstand gekommen. Ihm gehört ein wahnsinniges Anwesen mit privatem Strand und er freut sich anscheinend über Besuch. Es gibt eiskaltes Bier und seine Frau bringt Erdnüsse, wir sitzen auf einer Terrasse und schauen auf den Pool. Es gibt hier sogar eine Haus nur als Speisesaal mit riesigem Flatscreen, alle Gebäude haben Klima und er erzeugt hier Strom mit solar und Windrädern und im Notfall auch per Generator.

Angelo ist schon ein komischer Kautz, seine Angestellten sind glückliche und beschäftigte Sklaven und wir wollen seine Tätigkeiten nicht zu lange stören. Fragen ihn nach einem Plätzchen wo man am Strand stehen kann und bekommen seinen Vorarbeiter mit Anweisungen zugeteilt. Emanuel ist hier aufgewachsen und kennt Angelo seit 25Jahren, er zeigt uns auf seinem Mofa den Weg zum Strand. Letzter Blick auf das Tor, wenn ich schon nicht die Villa fotografierte.

Wir nehmen also den schmalen bewachsenen Weg zurück, der die ganzen 4Kilometer keinen Abzweig hat und nur zum Privatbesitz führt. Dann geht es über die staubige Zufahrt der Nahen Mine (ebenfalls Bauxit) auf die andere Seite des Kaps und von dort wieder einige Wege nah am Wasser entlang. Wir erreichen einen Privatstrand der unser kleines Paradies für die nächsten Tage wird. Der nördliche Nachbar, ein Franzose nicht da, weil seine Villa erst im Bau ist. Auf der anderen Seite eine kleine Unterkunft mit Restaurant welche heute aber ebenfalls leer ist. Unser Areal gehört anscheinend auch einem Deutschen, besitzt neben einem Palmenwäldchen einen festen Pavillon mit Grillplatz, eine Hängematte und und den schönsten Blick aufs Wasser.

Wir stehen schattig und sind sehr dankbar uns zu Angelo verfahren zu haben.

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