Imsouane vom Fisch zum Surfer

Die vom Strandsand verwehte Ruine des Sommerpalastes von Sultan Mohammed ben Abdallah in den Dünen bei Diabat ist, wie im letzten Beitrag beschrieben, echt eine tolle Kulisse. Viele kleine Büsche und verschlungene Weg und Ziegenpfade in dem Gebiet. Der weitläufige Strand auch viel ruhiger als hinterm Oued Richtung Essaouira. Der Morgenspaziergang war angenehm, nur das Wetter macht mir heute Sorgen, wo ist die obligatorische Sonne?

Auf geht’s es zur Suche entlang der Küste. Genauer gesagt erstmal vorbei am Hotelkomplex mit Golfresort hier abgelegen von der Nationalstraße 1. Diese dann wie gewohnt gesäumt von Arganbäumen und vereinzelten Palmen. Später auch noch hübsch kurvig und abwechslungsreicher in der Umgebung, gilt für mich als eine der schönsten Straßen in Marokko.

Bei leider immer noch bedecktem Himmel also au die Hauptroute Richtung Agadir. Durch angesprochene Kurven und Steigungen ich mal wieder ganz vorne. Aber nicht dieser Aspekt macht die Tour etwas fade, nein. Im Gegensatz zum Frühling ist etwas anders. Die Farben fehlen heute, der Himmel trägt zwar dazu bei, aber auch die Arganbäume die fast alle total grau wirken. Wie leergefressen, oder durch Wassermangel eingegangen? Gelten eigentlich als sehr robuste Bäume die lange Trockenzeiten überstehen können und dann nur keine Nüsse produzieren. Nur vereinzelt sieht man Ziegen in den Bäumen rumklettern und daran rumfressen.
Futter ist auch bei mir mal wieder Thema. Ich bin heute mal alleine unterwegs, das Ziel steht fest und dort treffe ich irgendwann auch meine Begleiter wieder. Ich halte in Smimou und schlendere durch die kleinen Geschäfte um regional und saisonal einzukaufen. Auch gibt es ne Tüte Schlachtereste für Atlas. Bei mir schlägt dann Gemüse und Eier, sowie ein Kilo Honig in der Wabe insgesamt mit knapp unter 100dH also 10,- ins Budget. Die Bienenleckerei dabei schon bei 60dH.

Imsouane heißt unser Zwischenstopp und die nördliche Abfahrt dann der Rendez-vous Punkt mit dem blauen Düdo. Die hübsche und schmale Zufahrt schlängelt sich einige Kilometer der Küste entgegen und bietet so einige tolle Fotochancen, nur leider kaum Parkmöglichkeiten. Die nun folgende durch Zufall auch schon bei der Abreise als Haltepunkt genutzt.

Aber man erkennt die Verbesserung. Nach einigen kleinen Nieseltropfen nun endlich zum Abend doch die letzten Sonnenstrahlen. Der Abend dann auf der Betonplatte unten am Leuchtturm mit Blick aufs Meer und den dortigen Sonnenuntergang ein nötiger Ausgleich. Erbsensuppe und Film von der Festplatte, manchmal sind auch die simplen Sachen mit entsprechender Kulisse völlig ausreichend um glücklich zu sein.

Warum eigentlich Imsouane? Dieser kleine Fischerort ist echt sehenswert, hat nen tollen Hafen und hier ist echt noch täglich mit den kleinen blauen Booten Betrieb. Außerdem ideal zum Wellenreiten.

Die Mischung der Gäste hier ist durch die in Massen eintrudelnden Surfer interessant. An guten Tagen kann man locker 100 Bretter mit Neoprenmännchen erkennen, die den Vorteil der an der Kaimauer vorbeirollenden Wellen nutzen und sich ohne viel paddeln dann kräfteschonend in die Wellen schmeißen und von dort bis an den hunderte Meter weiter gelegenen Strand treiben lassen. Surfers Paradise!

Mein Rundgang am Morgen bringt mir eine Horde freier Hunde als Verfolger am Strand ein. Nette Zeitgenossen und größtenteils Weibchen, sodass auch Atlas mal über spielen und toben nachdenkt. Muss Abwechslung für die Bande gewesen sein, denn sie begleiteten mich durch den ganzen Ort und im Norden bis an die andere sehenswerte Bucht mit weitem Strand bei Ebbe.

Wir genießen und haben heute keine Pläne. Das Einzige was auf meiner Agenda steht ist Fisch und der kommt fangfrisch gegen 11Uhr unter den Hammer. Nicht wörtlich, sondern bei der Auktion der Fischer direkt neben den Booten. Interessant anzusehen und jedes Mal wenn jemand seinen Fang auslädt scharen sich die anderen drum herum und feilschen.

Da mische ich aber nicht mit und will Meinen ausgenommen und geschuppt vom Händler um die Ecke. Wir haben eine große Tagine geplant und ich kaufe ne mittelgroße Dorade und einen dickeren anderen. Als ich auf der open-air Holzarbeitsplatte drauftippe zuckt der noch und wird quasi warm ausgenommen. Die Innereien werden unter den Tisch geworfen und von Katzen mitgenommen. ich bekomme das Gute plus Köpfe und dazu gibt es Zwiebeln, Karotten und Tomaten sowie Chilis.

Und schon geht der Tag dem Ende entgegen, im Wasser war ich nicht, die Wellen echt dürftig und nach dem Essen bekamen wir noch Zuwachs auf der Platte. Der Franzose im roten Bremer gesellt sich zur Runde. Wenn auch ein Armeefritze vorbei kam und uns auf den Campingplatz verweisen wollte. Der muss schließlich auch seine Miete zahlen, sagt er… Uns egal wir bleiben einfach und werden nicht nochmal gestört. Am späten Nachmittag schmeiße ich mich nur nochmal sportlich aufs Rad und will zu den Fossilienfelsen. Der Weg dorthin ein gutes Training, die letzten Meter jedoch eher zum Klippenwandern. Außerdem windig, also umkehren, aber hübsches Foto mal wieder.

Die Betonplatte, welche wohl mal das Fundament eines geplanten Hauses war hat nicht nur sehr hübsche Aussicht, sondern auch idealen Untergrund zu Wartung und Pflege, Achse abschmieren und mal meine Radlager und Bremsbeläge checken. Gleiches dann beim Franzosen um der Ursache der Kratzgeräusche auf den Grund zu gehen. Naja… es war nicht nur die Bremsflüssigkeit, die Jahrelang nicht angefasst wurde. Die Beläge haben sich von den Halteplatten gelöst und die Einzelteilen überall geschliffen. Heute und hier ohne neue Beläge nicht zu reparieren und nen Mechaniker geschweige Ersatzteilhandel gibt es im Ort nicht. Bleibt nur bestmöglich wieder zusammenbauen und Robin die Funktion der Handbremse nahe legen, wenigstens bis Agadir, dort finden wir Ersatz.

Der kommende Tag wurde zur Abreise erkoren. Wir haben zwar keinen Zeitdruck, aber noch Pläne vor dem nahenden Weihnachtsfest. Bis zum Gathering sind es noch einige Kilometer. Ja Richtig, dank Vanlife Marokko Facebook Gruppe habe ich ein Treffen unter Gleichgesinnten um die Feiertage angesetzt. Tafraoute scheint die beste Lokation für diese Zusammenkunft und vorher sind noch Sachen bei Agadir zu erledigen. Doch erstmal erneut zur Fischauktion, die am heutigen Montag in der großen zentralen Halle stattfindet.

Der Ablauf dort nur bedingt geordneter, die Bieter immerhin durch das Gitter von der Beute getrennt. Ansonsten laut und chaotisch und immerhin verbieten einige Verbotsschilder an der Wand spucken und rauchen.

Für uns heute kein Fisch, sondern ein Pfund frisch gepulter Muscheln, die noch schnell vor dem Aufbruch mit Knoblauch in Tomaten und Brot als Wegzehrung dienen. Der mühsame Aufstieg die südliche Zufahrt zur N1 hoch mit noch nicht ganz warmem Motor echt eine Qual, die Aussicht von da oben aber entschädigend.

An diesem herrlichen Tage nun im Dreier Konvoi weiter die Küste entlang. Mal gucken wohin es uns so treibt.

Hinterlasse einen Kommentar