Banana Valley bis Agadir

Ich wiederhole mich, aber was kann ich anderes behaupten, es geht weiter Richtung Süden und damit nun locker schon die fünfte oder sechste Woche in Folge der Sonne entgegen. Das kann manchmal echt anstrengend sein, vor allem wenn deine Frontscheibe vom Salz am Ozean etwas getrübt ist. Luxusprobleme und ich beschwere mich nicht. Ich bin soweit gekommen, dass das nächste Tal berühmt für seine schmackhaften Bananen ist. Und mal ehrlich, wer hatte schon die Möglichkeit reife Bananen zu essen die nicht grün geerntet und mit Chemie essbar gemacht werden? Hier im Ort Tamri dreht sich dann auch alles um die gelben Krümmlinge. Es gibt sie für knapp 70ct das Kilo.

Dabei mag ich die fetten dreieckigen Bananen lieber als die kleinen süßen. Die Dicken eignen sich eher zum morgendlichen Obstsalat und machen den schön cremig. Einkaufen war also angesagt und umweltbewusst mit Körbchen hole ich noch Papaya und Granatäpfel. Letztere wachsen nicht mehr hier, müssen von etwas nördlicher hergeholt werden. Im Austausch dafür findet der Güterverkehr der Bananen im Transporter statt. Den alten Transit hier habe ich soeben am Straßenrand entdeckt und den Fahrer etwas ausgehorcht. 2000kg muss er über die kurvigen Berge nach Norden schaffen. Die Federung hinten schon am Anschlag, der Blick in die Fahrerkabine verrät die Logistische Meisterleistung.

Das meiste Gemüse und Zitrusfrüchte hingegen wird auf PickUps bis zur Beladungsgrenze gestapelt und open Air chauffiert. Hier in der Gegend um Agadir durch das wasserführende Sous-Massa Delta wird viel angebaut. Regional und saisonal gibt es zur Zeit Orangen und Clementinen, wenige kleine gelbe Äpfel, massig Karotten und Kartoffeln, rote Beete und Blumenkohl. Zwiebeln und Knoblauch runden mit nicht all zu häufigen Paprika und Auberginen die Palette ab. Avocados gibt es massig und verhältnismäßig günstig mit 15dH das Kilo. Wo die her stammen weiß ich aber nicht.

Es wird recht zeitig dunkel, wir nähern uns der Wintersonnenwende und kurz nach 18Uhr ist die Sonne weg, immerhin zwei Stunden mehr als in der Heimat. klar, dazu die Zeitumstellung gerechnet aber in der Summe ab Sonnenaufgang immerhin knapp 150Minuten mehr Tageslicht, was der Seele und dem Wohlbefinden gut tut. So gehört sich das.

Wir sind mit drei Bussen unterwegs und wollen heute nicht mehr weit fahren. Gleich hinterm Ort und am Ende des Deltas geht es durch eine sandige Piste zum Strand. Muss ja auch mal sein und wir sind nicht die Einzigen dort.

Interessantes Gefährt aus russischer Produktion mit zwei australischen Rentnern die schon richtig weit rum gekommen sind. So lohnt sich der Lebensabend und der alte GAZ Funkwagen wurde von Benzinmotor auf Perkins-Diesel umgebaut. Die aboriginal Dekoration standesgemäß und viele Geschichten werden am schwindenden Abend erzählt. Am nächsten Morgen dann sogar mit hochgeklapptem Fahrerhaus technisch über den Motor und die Umbauten gefachsimpelt. Echt ein unzerstörbares Gefährt.

Der Strand hier von Ausflüglern mit Surfbrettern gerne besucht. Dementsprechend auch einige Souvenirverkäufer anwesend und gut ausgeschlafen mit Sport am einsamen Strand am Morgen geht es also weiter. Etwas weiter die Küstenstraße entlang gibt es noch schöne Plätze an denen ich schon einige Zeit auf früheren Reisen verbracht habe.

Hier treffen wir einen durchgeknallten französischen Althippie, mit dem ich ne ganze Weile über alles Mögliche quatsche. Er hat früher schon massig Autos nach Mauretanien und weiter verschoben. Nun genießt er auch schon länger seine Winter hier und hat eine Yamaha XT600 Tenere dabei, die gerade in einer Werkstatt neu lackiert wird. Selbes Modell hatte ich auf der letzten Reise dabei. Ihm ist die zu schwer für seinen klapprigen Heckträger und er liebäugelt mit meiner Schwalbe, wir verabreden uns am nächsten Tag mal zum Angucken.

Auf der anderen Seite haben sich Marokkaner eingefunden die ebenfalls ein interessantes Zweirad fahren. Die alte Flandria aus Belgien ist ein Mofa mit 49ccm und bis auf die Gabel in passablem Zustand. Exakt sowas könnte sich Lukas als fahrbaren Untersatz vorstellen. Wir reden über Verkauf und verhandeln. Genießen das Wetter und entspannen den Nachmittag hier.

Wie gesagt, der Nachmittag dehnt sich und ich denke an Wassersport. Leider ist gerade Flut und die prallt hier bis auf die Felsen der Steilküste, Strand gibt es nur bei Ebbe und das kann noch dauern. Zu allem Übel ist beim aufblasen des Gummi-Jet-Skis mit dem Kompressor mein Konverter abgeraucht… alle Jahre wieder, ich glaub ich verzichte einfach in Zukunft auf solchen Scheiß.

Später treffen wir uns mit dem Eigentümer im nächsten Ort und verkaufen das gelbe Fahrrad an dessen Bruder. Haben die Jungs bisher noch nicht genutzt… auf der ganzen Reise! Die Flandria wird es aber nicht, zu viel dran zu machen denke ich und wir ziehen weiter nach Taghazout. Das Surfer Paradies in Marokko wenn man nach Anzahl der shops wertet. Die Infrastruktur hier mit Herbergen und unweit vom Flughafen Agadir idealer als in Imsouane, doch auch nicht so kultig wie ich finde. Der Kultfaktor ist aber höher als im Rest des Landes und diese Figuren aus alten Palmenstämmen fetzen echt.

Ansonsten ist ab hier Schluß mit lustig. Die Küstenstraße wird gebaut und führt mit Umweg um dieses Nest im Hinterland bis Agadir. Dafür schließt quasi direkt hinterm Ort Taghazout Bay an, ein Neubau Hotelkomplex mit Ferienvillen und allem Übel was das Land eigentlich nicht braucht. Für uns uninteressant und kein Ziel, wir versuchen Agadir so schnell wie möglich zu durchqueren. Unser Ziel heißt Ait Melloul um Morgen hier mit technischem Auftrag startklar zu sein. Doch erstmal geht es an der belebten Kreuzung zum Abendessen. Das Viertel gut sortiert und bietet von Suppe über frittierten Fisch und einen sehr guten Avocado Shake so einigen Gaumenschmaus. Den Nachtparkplatz kenne ich schon, strategisch günstig auf der Straße zum Flughafen direkt neben dem Schrottplatz. Was? ja Richtig DAS Mechaniker Viertel hier in Marokko und von mir ebenfalls schon einige Male besucht.

VideoAit Melloul

Wir müssen Bremsbeläge für den Bremer finden, Ersatzreifen für mich, ne Mobilette für Team Blau und ich werde auch mal wieder einen Flohmarkt abhalten. Doch erstmal rein ins Gewimmel. Die Wege eng und wir finden recht zentral freie Randplätze für alle Busse. Kein Wunder, die Werkstatt nebenan wohl derzeit ohne Funktion.

Meine Suche nach nem Reifen der es zur Not auch durch den deutschen Tüv schafft erfolglos. Mir wurde das schärfste Zeug für horrende Preise angeboten. Und das Haufenprinzip der Ludolfs war eine Lagersystem-Meisterleistung im Gegensatz zu den Meisten hier besuchten „Profis“

Meine gewünschte Größe schnell mal nachgeschaut ist bei den Haufen eher schwierig, erinnern kann man sich schon lange nicht mehr was unten drunter liegt. Also bleibt nur umstapeln. An anderer Ecke habe ich sogar einen gut gepolstert aufgelegten T4 gefunden, kann man ja später nochmal gebrauchen… oder so.

Man man manoman, was hier alles so rumliegt, immer wieder erstaunlich. eine Mobilette fanden wir auch fahrbereit aber in marokkanischem Zustand, Bremsen ohne Funktion, alle Bowdenzüge nur noch teilweise anwesend, vieles mit Draht verbunden… aber zugelassen und fährt, also 2500dH wert und damit uns zu teuer. Vielleicht werden die Jungs ja hier fündig. Schätze aber mal selbst dafür wird noch Geld verlangt.

Ich gebe die Suche auf und erzähle lieber überall rum, dass es mittig bei den Touribussen gleich Zeug zu verramschen gibt. Wie es sich gehört breite ich einen Teppich aus, nicht zum Gebet, sondern zur Angebotspräsentation. Ein paar Brocken arabisch, zumindest die Zahlen und der Rest in französisch, ein zwei nette junge Typen zum dolmetschen dabei war das echt ne lustige und erfolgreiche Veranstaltung. Da mein Konverter die Hufe hoch gemacht hat hab ich einiges Elektrowerkzeug verkauft, macht jetzt keinen Sinn wieder zurück zu schleppen. Gebrauchte Ersatzteile von Mercedes gehen auch gut und Kleinzeug sowieso immer. In der Summe erfolgreich.

selbst mein dreckiger Bastelteppich fand zum Schluss einen Abnehmer und schmückt nun sicherlich eine Werkstatt. Die ganze Sache innerhalb einer Stunde abgehakt und auch der Franzose hat vier passende Bremsbeläge gefunden. Abfahrt! Als Belohnung halte ich mit den Jungs an der nächsten Straßenecke. Fettkringel nenn ich sie mal und immer mal wieder überall zu finden. 1dH also 10ct für solch eine Kalorienbombe, die ein frittierter Donut, oder Pfannkuchen mit Loch ist.

Wir treffen uns noch mit dem Hippie-Franzmann und schauen das Motorrad an. Auch ob evtl. n der Werkstatt seines Kumpels basteln möglich ist, doch beides sieht nicht vielversprechend aus und wir ziehen weiter. Lukas hat noch ne Adresse in Inzegane, einem weiteren Vorort von Agadir bekommen, wo gestern Mobiletten-Souk war, vielleicht aber auch heute noch was zu finden ist. Mofas gab es dort zwar nicht mehr, aber alles andere wurde gehandelt, wirklich alles. Die Grenze vom Müll und Verkaufsgegenstand kann optisch passender gar nicht dargestellt werden.

Slum oder Ghetto könnte man schon behaupten, auf jeden Fall ist ein Großteil der Handelsfläche jüngst untergegangen… oder das sieht hier immer so aus. Erstaunen tut mich sowas nicht mehr, peinlich anzusehen aber immer wieder. Bloß weg hier.

Wir nehmen die Route vorbei an der Kreuzung in Ait Melloul, wo ich nochmal schnell Fischsnacks für die Fahrt einsacke. Die Hauptroute raus aus dem Ballungsraum Agadir machen wir nur noch nen schnellen Suppenstop im geschäftigen Sidi Bibi um kurz darauf von der Straße nach Tiznit abzubiegen um Tifnit am Meer anzupeilen. Wir erreichen den großen Parkplatz neben der „Küstenwache“ gerade noch vor der Dunkelheit. Gegen übernachten hat der Militärfritze zwar was, aber mich bekommt hier heute keiner mehr weg. Wir beschließen es drauf ankommen zu lassen und gehen jeder unserer Abendbeschäftigung nach. Natürlich ruft der Uniformierte Verstärkung und die kommt zum diskutieren. Das Argument Sicherheit zieht wieder nicht direkt neben einem Militärposten stehend. Außerdem zeigt und erklärt Robin die fehlende Bremse an seinem Fahrzeug und dass er damit nicht mehr in der Dunkelheit unterwegs sein wird. Damit war Ruhe und wir hatten eine erholsame Nacht von Wellenrauschen begleitet.

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