Stausee im Nirgendwo

Wir waren also auf dem direkten Weg zum Stausee nördlich Khemisset um Meknes zu umfahren und dort in der Abgeschiedenheit einen Tag auszuspannen. Die Region sandig karg zur Zeit mit besonderem Charme. Die Felder unbestellt aber überall wird gepflügt und geackert. Fruchtbar muss es sein, davon zeugen die unzähligen Heumieten die meist so aussehen.

Die Stelle am See noch genauso wie vor 9Monaten verlassen. Wir verbringen einen ruhigen Nachmittag und genießen das Wetter. Zwei Busse fallen dort natürlich wieder auf und so hatten wir am Abend noch Besuch vom Wichtigtuer der Ecke hier und es dauerte ewig bis Personendaten telefonisch an den Obermotz weitergegeben wurden. So ist Marokko auch, muss man mit leben. Die Nacht totenstill, kein Geräusch, kein Wind und auch keine Vegetation die davon ins Rascheln geraten könnte. Dazu Vollmond, ein traumhafter Anblick. Doch auch recht frisch und so gönnte ich mir den eingeheitzten Ofen. Hätte euch gerne wieder tolle Sternenbilder präsentiert, doch alles geknipste bisher mit dem Telefon und daher nachts ungeeignet.

Doch dafür gibt es Panoramas und am Morgen noch den Rest vom Mond zu bestaunen, gleichzeitig mit dem Sonnenaufgang auf einem Bild… das muss erstmal getoppt werden. Es scheint mal wieder ein perfekter Tag zu werden. Und was macht der Enthusiast mit soviel Freizeit… keine Frage, rauf aufs Moped. Schwalbe ausführen.

Auch meine Begleiter hatten mal ne Runde gedreht und können nun meine Faszination teilen, echt agil der kleine Ossi. Und in ungewohnter Umgebung macht er sich doch ganz gut. Ich erkunde einen Umkreis von knapp 10km und bin über den minimalen Spritverbrauch erstaunt… Zur Huldigung diese Ansicht:

Wir bekommen am Nachmittag nochmal Besuch und erklären freundlich, weil ja jetzt Zeit für entspannte Gespräche ist, dass wir noch ne Nacht bleiben, unsere Daten hat er ja schon 🙂 Ich glaube jetzt erkennt mich der ältere Herr ohne Uniform auch wieder und es wird ein interessantes Gespräch. Während dessen beäugen sich meine Mitstreiter die Mobilette und wollen nun auch solch ein Ding. Challenge angenommen, nächstes Projekt Motobecane suchen.

Bei all den Zweirädern heute darf ich eines nicht vergessen, die sportliche hat hier erst Recht Grund zur Freude, die Ruine hinterm nächsten Hügel dann das erste richtige Spielfeld und was soll ich sagen, es läuft und die Umgebung steht ihr gut.

Unglaublich, was da an Kraft drin steckt und auch hillclimbing, also Hangfahrten ein Kinderspiel. Ich folge später einigen schmalen Eselpfaden und erkunde das Terrain abseits der Wege… hab ich schonmal geschwärmt, dass das bike die richtige Entscheidung für dieses Jahr war? Vor allem kann man auch direkt neben dem Heim üben und trialstop, Slalom sowie Sprünge trainieren.

Sehr motoraffiner Beitrag heute, egal. Man sollte im nächsten Bild mal auf die Struktur der Hügel im Umkreis achten. Wie ein riesiger Sandberg, der sich mit jedem Regenschauer der Erosion hingibt und irgend gen Tal ergießt. Keine Ahnung wie lange das Spielchen schon so geht oder noch gehen wird. Um die Perspektive zu verdeutlichen: der Berg im Hintergrund ist locker 100m hoch und so steil, dass man oben denkt man könnte auf die Busse spucken.

Die naheliegende „Straße“ ist kaum benutzt, ab und an passieren uns ungläubige Autofahrer. Am Morgen und Abend ein Bauer auf nem Esel und die Müllabfuhr für den Küchenkompost ist am Nachmittag auch wieder pünktlich. Ansonsten ruhige Gegend hier.

Am nächsten Morgen wie gewohnt frisch und ich starte ein Feuer. Es zog Wind vom See herauf, das kann mein Ofen irgendwie gar nicht ab. Es kommt selten vor, aber dann qualmt es ab und an (je nach Böe) aus dem Aschekasten, der Wind dreht also den Rauchabzug um. Dagegen muss ich mir noch was einfallen lassen. Wir packen unsere Heime reisefertig und nehmen die Route nach Khemisset. Trostlos und irgendwie doch schön anzusehen. Es überwiegen die Farben die mich immer wieder an Marokko erinnern.

Der erste Anlauf zum Souk, heute ist Dienstag. Lukas möchte einen Teppich für den Bus und hier sind wir an der Quelle. Hab im letzten Jahr schon über den direkten Verkauf der Herstellerinnen ohne Zwischenhändler geschrieben. Wer nochmal lesen mag.

Blog vom Besuch März 2017

Ein gigantischer Markt in dieser Stadt… ich wiederhole mich, es gibt ALLES. Hier besonders interessant eine große Ecke mit Gebrauchtwaren die bei uns noch als Schrott durchgehen würden. Außerdem ein vielleicht fußballfeldgroßes Areal wo auf etlichen Haufen mit je einem Marktschreier gebrauchte Klamotten vom europäischen „Kleiderspende“ Markt feil geboten werden. Hätte Firma XZ Rohrsanierung oder Bäckerei Müller nicht gedacht, dass die mit Logo bedruckte und entsorgte Arbeitskleidung hier wieder zivil unters Volk kommt.

Sehenswert sind noch Gebrauchsgegenstände, die aus Müll erschaffen werden, upcycling nennt sich sowas bei uns, Eimer aus Reifen hier.

Ein weiterer und tieferer Einblick mal wieder für die beiden Neulinge. Die sind auch der Grund warum ich dieser Stadt schon wieder einen Besuch abstatte. Ein Dachträger wünscht sich Lukas für seinen Bus, das Spielchen kennen wir ja schon und hier brauche ich wenigstens nicht von null anfangen und kann geknüpfte Kontakte aktivieren. Die Jungs freuen sich mich wieder zu sehen und wir planen am heutigen Nachmittag das Konzept und besorgen Material vom Händler drei Häuser weiter. Den Rest der Geschichte gibt’s dann im nächsten blog.

Hinterlasse einen Kommentar