Der Nordmann der auszog um Afrika zu erkunden und seit Corona in Togo steckt

Philipp ist ein Berliner Kind des Ostens der seine ersten Lebensjahre hinter einer Mauer verbrachte. Dies wohl der Grund für seinen jetzigen Freiheitstrieb der schon nach dem Abi mit einer Dienstzeit bei der Marine startete. Drei Jahre über einige Weltmeere bis Ostafrika geschippert. Doch die blinde Gehorsamkeit war nix für ihn und er wechselte die Branche. Zwischenzeitlich seßhaft in Berlin zog er dann vor 6Jahren aus um komplett nomadisch zu Leben. In diversen alten Bussen noch vor dem Aufkeimen des „Vanlife“ lebend, erkundete er mit Hund Atlas und anfänglich noch weiblicher Begleitung ganz Europa. Nach zwei Jahren war das dann auch abgehakt und in Spanien stehend lockte Marokko auf der anderen Seite der Meerenge bei Gibraltar. Mit einigen Rückfahrten in Richtung Heimat unterbrochen dauerte die Erkundung des vielseitigen Landes im Maghreb weitere 18Monate bis dahinter die endlose Wüste lockte.

Mit einem doch überdimensionierten und untermotorisierten alten Mercedes 407 schnupperte er in 4Monaten über Mali und Guinea samt Bissau und Gambia zurück durch den Senegal an der Lebensweise in Westafrika. Und entschied sich Afrika genauer zu erkunden. Er brach endgültig alle Zelte im kalten Norden ab um in Portugal ein knappes Jahr lang eine geländegängige Safari Lodge auf Rädern für die anstehende Weltreise zu bauen. Dieser ehemalige 508 der Bundeswehr wurde aus Stahl und Holz erschaffen und hat ein Hubdach welches aus dem kompakten Fahrzeug eine Wohnung mit Rundumsicht bilden kann.

Der frühere türkisfarbene Bus wurde zur Liquidierung der Reisekasse 2019 verkauft und erneut zog er über Marokko und Mauretanien durch die Sahara. Auch ohne Allrad erweist sich die WALKÜRE als wüstentauglich.

Nach einem Monat im Sand ging es über unverzeichnete Pisten gesäumt von Baobab Bäumen nach Mali um zum zweiten Mal hier im Land neue Wege zu suchen. Dem Senegalfluß zum Ursprung folgend besuchte er das CoolCamp in Manantali und fand dort Kost und Logis gegen Mithilfe im Garten. Als LowBudget Reisender wird jede Gelegenheit genutzt Geldmittel zu schonen und dafür mit anzupacken. Mit Einheimischen zusammen in deren Lebensweise einzutauchen liegt ihm näher als einfach nur Besucher zu sein. Das Land im Sahel seit Ewigkeiten am Wanken und die Ziele Djenne und Bandiagara mussten politisch bedingt leider abgeschrieben werden. Statt über Burkina nach Süden zu gelangen führten weitere Pisten nach Cote d’Ivoire. Neuland hinterm Sahel und die Tropen gefielen ihm sehr.

Als Naturfreund überwältigt vom Grün und der dichten Vegetation fuhr er nach Monaten mal wieder an den Ozean um seine alte Leidenschaft das Meer zu besuchen. Erstaunt wie warm doch der Atlantik sein kann versackte er für einige Wochen unter Cocospalmen.

Im 4×4 Nomaden Camp bei Grand Bereby fand er erneut ein Paradies und schnell Freunde die ihn mit den dort üblichen Zeremonien beim Dorfchef der umliegenden Gemeinden präsentierten. Die deutschstämmigen Betreiber des Camp haben sich hier einen Traum verwirklicht und leben im Einklang mit der Umgebung und nicht als abgeschottete Touristen. Die Strände der Elfenbeinküste ziehen sich nach Osten noch durchs ganze Land und Philipp zog mit Atlas dem 12jährigen Mischling weiter in Richtung Ghana. Der kleine Kerl hat auch schon immerhin 33Länder besucht, welcher Hund kann das schon von sich behaupten.

Großstädte mögen beide nicht aber einen Besuch in Abidjan kann man nicht vermeiden. Erstens führen alle Wege in den verschmutzen Moloch der sich im Endeffekt kein Stück von Bamako, Dakar, Conakry oder Nouakchott unterscheidet. Zu viele Menschen an einem verschmutzen Ort der sich als deren blühende Zukunft eröffnen soll… unverständlich. Doch auch ein weiterer Versuch hier das Visa für Nigeria zu bekommen zog ihn her. In Bamako nicht machbar hatte er immerhin schon die Dokumente für Ghana in der Tasche. Die Visapolitik in Westafrika ein bürokratischer Teil des Abenteuers. Jeder Overlander teilt über die App iOverlander seine Erfahrungen, doch die scheinen willkürlich. Also schnell wieder raus und ab zum Weltkulturerbe Grand Bassam, der früheren Hauptstadt mit Überbleibseln aus der Kolonialzeit. Morbider Charme dank verfallener alter Gemäuer…

Und weiter ging es in die aktuelle Hauptstadt, nicht Abidjan sondern Yamassoukro mit der größten Kirche der Welt… es wird behauptet sie sei größer als der Petersdom in Rom. Eine am Reissbrett erschaffene Kleinstadt im Nirgendwo, Geburtsort vom Präsidenten und bester Beweis wie Macht in Afrika ausgenutzt werden kann um zu Größenwahn zu gelangen.

Ab durch den Dschungel hieß es für die WALKÜRE um nach Ghana einzureisen. Kleine Pisten und Grenzübergänge sind sein Geheimnis für freundliche Abwicklung der Formalitäten ohne Korruption. So wird man als Tourist am Sonntag nicht nur ungewöhnlicher Anblick sondern auch zum Komandanten nach Hause eingeladen um dort den Stempel zu empfangen. Heißt aber andererseits auch dass Infrastruktur und damit allem voran Straßen meist fehlen. Staubige rote Pisten fahren sich jedoch besser als alte Asphaltwege mit Schlaglöchern so groß wie LKW-Reifen, man muss halt danach nur gründlich auskehren.

In Ghana wird mal wieder Englisch gesprochen, als (West)afrika Reisender sollte man dem Französisch mächtig sein und ein paar Brocken der Landessprache können auch nie schaden. Das Schicksal ist Philipps heimlicher Reisebegleiter und wird gerne ungefragt angenommen. Durch Zufall einem Schild am Straßenrand folgend erreichte er das GPI Ghana Permakultur Institut. Interessen überschneiden sich auch hier und natürlich fand er seinen Platz und half Bäume zu pflanzen, Pilze zu züchten und die Felder in der Trockenzeit vorzubereiten. Viele neue Erfahrungen über die hiesige Natur ohne saisonale Pausen wie in Europa, wenn man den Wechsel Regen-Trockenzeit anders betrachtet.

Ghana sonst schon sehr touristisch und im Februar 2020 noch voll von Besuchern. Affenparks und andere Attraktionen und natürlich die gut besuchten alten Festungen an der Goldküste. Cape Coast irgendwie mediteran-afrikansich und das zieht sich mit weiteren weißen Gemäuern bis Accra.

Die Hauptstadt Ghanas erneut Pflicht statt Wunsch und ein Reinfall, aber wenige Kilometer nördlich der wohl älteste Botanische Garten hier unten. Nachdem Bingerville in der CI eine Enttäuschung war ist Aburi eine echte Empfehlung für Botaniker. Riesige Strangler Ficus Naturgebilde, diverse Palmenarten, und an Bäumen alles von Akazien bis Weihrauch und Zimt vorhanden. Dank kompetenter Führer ausführlich erklärt… und für Reisende sogar das Lager auf dem Parkplatz möglich.

Weiter ging es in die östliche Region des Landes Wasserfälle angucken. Bei Wli wurde wohl die bekannteste Kaskaden angesteuert und mit Amedzofe einem Bergdorf etwas südlich hatte er auf dem Weg dorthin auch ne tolle Ecke zum Verweilen gefunden. Leider ist Ghana ein vergleichsweise teures Pflaster und jede noch so kleine Attraktion ist verbarrikadiert und nur gegen Bares zu besichtigen. Da hilf es auch wenig, dass viele gerade Ältere noch in der früheren Währung rechnen die nur ein Zehntel aufrufen als in der aktuellen Währung dann zu berappen ist. Doch die fast 10,-€ umgerechnet um einen Wasserfall zu besichtigen lagen nicht in seinem Budget und ungeniert nahm er frühmorgens noch vor Öffnung der Ticketbude verschlungene Wege bei einem Gassigang mit Atlas um mal nen Blick zu wagen… relativ enttäuschend… aber immerhin gratis.

Als Abenteurer der von seinem Ersparten lebt ist kein Platz für Sonderausgaben, der alte Mercedes ein genügsames und nachhaltiges Gefährt ohne viel Aufwand zur Wartung. Neben Visagebühren und Treibstoff fallen sonst kaum Kosten an denn Philipp isst was auch die Einheimischen auf dem Teller haben, kauft direkt auf den Märkten ein und kocht gerne selbst in seiner geräumigen Küche.

Saisonal und regional macht gerade die Auswahl an frischem Obst Spaß, denn Bananen, Papaya, Ananas und Mango kosten nur einen Bruchteil von dem was in europäischen Supermärkten dafür verlangt wird. Für einen Euro kann man in Westafrika am Tag gut satt werden.

Die Zeit in Ghana neigte sich dem Ende, etwas getrieben vom Ruf eines Bekannten am Strand von Lome im Nachbarland Togo versuchte er wie üblich die kleinen Grenzen in den Bergen zu passieren. Visa für Togo gibt es an jeder Grenze heißt es… naja, zumindest an denen mit Strom und nem PC. Also hieß es doch erneut 200km in den Süden zu fahren um bei Noepe eine der modernsten Passagen zu besuchen. Kompetent, freundlich und alles an zentral einem Ort, es wurden keine Schmiergelder erfragt und dazu gab es noch nette Gespräche und Geschichten von allen Seiten. War auch nicht viel Verkehr und anscheinend ist der Übergang noch recht frisch, erstmals wurden hier auch Papiere für den Hund erfragt, wohl eher aus Scherz, denn man schaute recht verwundert im Grüppchen auf den europäischen Heimtierausweis und des Impfpass von Atlas. Normal hingegen war eher schon der Andrang beim Öffnen seiner Terrassentür um den Beamten einen Blick ins Innere des Wohnzimmers zu ermöglichen. Reisemobile sieht man selten, solch außergewöhnliches wohl zum ersten Mal. Und so betrat er im März 2020 Togo und sollte sich noch nicht bewusst sein dass er weit länger hier bleiben wird als gedacht.

Der wohl einzige Overlander Spot am Coco Beach chez Antoine war dann Treffpunkt einiger weniger Individualreisender. Einem jungen Biker aus Sachsen, nem Offroader aus München mit Dachzeltanhänger und einem Spanier im alten klapprigen 2CV der mit 30PS durch Burkina gekommen ist da selbst die Visa für CI und Ghana ihm zu teuer waren. Das Camp unter Palmen ein Paradies mit Dusche WC und jedem Wochenende zu vielen lauten Gästen, Musik und Alkohol.
So nahm Philipp schnell wieder reisaus nachdem auch hier die Versuche an ein Nigeria Visum zu kommen gescheitert waren. Der sächsische Biker hatte ebenfalls mehrere Anläufe in diversen Botschaften gestartet und ne Menge Geld verbrannt. Erst per Zweitpass in der Botschaft in Frankfurt ergatterte dieser den begehrten Stempel und ließ das Dokument teuer per Einschreiben nach Togo senden, alles in allem fast 500,-€ um das bevölkerungsreichste Land Westafrikas zu durchqueren. Da wusste dieser Reisende aber auch noch nicht dass dort seine Tour zu Ende sein sollte und das Motorrad bis dato dort auf ihn wartet.
Ein Virus hat die Welt gepackt und Behörden und Regierungen den Freibrief zu wahnwitzigen Aktionen gegeben. Die ersten Tage wusste niemand was sich entwickeln könnte, Grenzen wurden geschlossen, Ausgangssperren und Versammlungsverbote erteilt, die Maskenpflicht eingeführt und Rückfluganweisungen für Ausländer allenortes ausgegeben. Viele verließen Hals über Kopf Afrika. Doch sein zuhause ist unter seinen Füßen, da wo er sich gerade aufhält, kein backup in Europa. Für Philipp also mal wieder ein glücklicher Zufall der ihn genau zu dieser Zeit auf eine Ökofarm mit Baumschule und diversen Projekten weit abgelegen im Dschungel führte. Der Betreiber dort mit einigen Volontären auf weitläufigem Terrain baute neben Maniok, Yams, Bohnen und Reis auch Bananen, Ananas und Papayas an. Ein Gemüsegarten war schnell in die Obhut des Hobbygärtners geraten und das drohende Weltuntergangsszenario wurde mit Selbstversorger Ideen beiseite gewischt. Frisches Wasser aus dem Fluß Zio, eine Gemeinschaftsunterkunft für komunenartiges Leben und allem was auf einem Bauernhof hier unten dazu gehört… ein Ort zum ausharren während in Europa Hamsterkäufe und Paniken die Runde machten.

Der Coronawahn in Afrika wurde allein von den Medien schnell und angstbringend verbreitet. Als Weißer war man der Todbringer und wurde schon etwas angefeindet beobachtet. Die ersten Tage in der Zivilisation eher ein Spießrutenlauf bei Einkäufen. Die Stimmung hätte schnell umspringen können, denn der doch recht einfach strukturierte Afrikaner folgt noch eher Anordnungen der Obrigkeit ohne sie zu hinterfragen. Durchsagen über Hygieneverhaltensweisen wie Hände waschen und Maske tragen hörte man überall. Ein neuer Wirtschaftszweig entstand und es gab einen boom bei Maskenanbietern, Plastikeimerverkäufern und Schweißern. Letztere brutzelten tausende Gestelle zusammen auf denen die Eimer mit Wasserhahn standen und per Fußbetätigung zum Händewaschen benutzt werden konnten. Diese standen dann vor jedem größeren Geschäft und allen amtlichen Stuben.

Doch zum Glück beruhigte sich die Lage, wurde alltäglich und akzeptiert. Wenn man immer wieder nur in den gleichen Gegenden unterwegs ist gewöhnt man sich an den Jovo (den Weißen) der es kategorisch ablehnt eine Maske zu tragen und die Menschen eher über das wirkliche Weltgeschehen und den daraus resultierenden Wahnsinn informiert. Das Land ist abgeriegelt, es gibt keine Infizierten und niemanden den er fragt kennt jemanden, der jemanden kennt der von einem mit Corona gehört hat.
Zion Gaia also heißt das Projekt im Schatten des Mount Agou das vielen Einheimischen der Umgebung täglich Arbeit bietet und von Spendengeldern aus Europa unterstützt wird. Der Bau von afrikanischen Rundhütten für dessen Bewohner, der Umgang mit der heimischen Natur im Farmbetrieb und die weitere Vertiefung der Französischkenntnisse waren primäre Lernerfolge vom Reisenden mit nun längerem Aufenthalt an einem Ort. Seit er sich an den Start vor 6Jahren zurück erinnern kann war er nirgends länger als 3Monate gewesen, die Bauzeit seines Reisemobils in Portugal eingeschlossen. Ein Gefühl von Heimat entwickelte sich, kämpfte jedoch gegen den Drang nach Freiheit und Ungebundenheit.
So machte er sich zu beginn der Regenzeit dann doch wieder auf den Weg nach Lome, wo im Coco Beach ein sicherer Hafen angesteuert werden konnte. Seit Monaten läuft die Covid Nummer nun schon und die Menschen haben sich dran gewöhnt, sind zwar nicht mehr ängstlich vor Weißen und eher dankbar über die letzten zahlenden Gäste. Nutzniesser von all den Einschränkungen und der Panik waren mal wieder die Uniformierten, die in Afrika eh schon eine Art Freibrief haben, Bestechungsgelder fordern und noch mehr Kontrollpunkte als üblich aufgebaut haben. Die direkt spürbaren Auswirkungen belaufen sich auf weniger Personenverkehr und ein Limit von vier Personen im Taxi. Früher wurden bis zu 9Personen in ein Auto gequetscht… dadurch verdoppelten sich aber auch die Fahrpreise und das kann sich keiner mehr leisten. Irgendwie blieben aber alle anderen Preise stabil, nur der Spritpreis änderte sich drastisch… er wurde um 20% günstiger, vielen Dank…

Trotzdem war es Philipp im Camper, mit zwei einheimischen Mädels auf der Doppelbank sitzend, gelungen nach Lome zu gelangen. Brav an jedem Kontrollpunkt die Maske übergeschoben und den Rest wie üblich ausdiskutiert. In der Hauptstadt dann alles wie ausgestorben. Bars geschlossen, immer noch nächtliche Ausagangssperren und der Strand wurde als generelles Sperrgebiet erklärt, so schnell geht das. Die Maskenpflicht nimmt heute eigentlich keiner mehr ernst außer die, die sie durchzusetzen versuchen. Es hat bisher auch einige Todesfälle gegeben die 100% Corona zugeschrieben werden können, denn Leute wurden nachts auf den Straßen erwischt und von der Ordnungsmacht zusammen geknüppelt, man hörte danach mehrfach von Ausschreitungen. Doch Gewalt ist in Afrika präsenter als im gut behüteten Europa und deshalb auch schnell wieder vergessen.

Zum Glück liegt das Ziel Coco Beach mit eigenem Strand direkt am Wasser. Dem Betreiber vom Camping geht es wie allen anderen schlecht, keine Einnahmen und trotzdem Ausgaben oder wie Philipp es beschreiben würde die Chance auf Umstrukturierung während man nicht auf den Betrieb achten muss. So wurde auch hier nach einem Sturm einiges unter Mithilfe wieder aufgebaut.

Der Münchener, immernoch anwesend hatte auch Langeweile und schnell waren zwei Frauen für die beiden Singles am Palmenstrand gefunden. Eine ungewohnte Zeit der urlaubsähnlichen Zweisamkeit mit weiteren Erfahrungen der togolesischen Kultur die doch kompliziert und recht eifersüchtig, schon besitzergreifend waren. Freiheit steht ihm in allen Lebenslagen als erstes Ziel oben auf der Agenda. So nahm Philipp nach erneut knapp zwei Monaten Strand“urlaub“ reisaus um in den Norden des Landes auszuziehen. Wenn schon die Grenzen noch geschlossen waren gibt es hier genügend Terrain frisch zu erkunden. Mittlerweile im Juni hat sich alles etwas beruhigt und mit genügend Ausreden kann man sich relativ frei bewegen.

Es führte ihn über die ausgestorbene Touristen Hochburg Kpalime in die Berge der Region Danyi. Ein angenehmer Klimawechsel nach den schwülen Nächten am Strand der moskitoverseuchten Hauptstadt. Mittlerweile mit 18Monaten Erfahrung in Westafrika suchte ihn dort in Lome auch die erste Malaria heim. Eine Erfahrung die man seinem ärgsten Feind nicht wünscht und total entkräftet halfen erst Injektionen in einem Hospital. Immerhin ist medizinische Versorgung bezahlbar, fast schon günstig. Die Angst als Weißer Kranker dort wenn auch fälschlich festgehalten zu werden war aber unbegründet, der Labortest zeigte Malariaparasiten alles andere interessierte nicht. Hygieneregeln wie Händewaschen und Maske tragen vorrausgesetzt. Aber das alles kann man ausserhalb der Großstadt hinter sich lassen.
In den Bergen dann also klare Luft, keine Mücken und nur wenig Verschmutzung. Wenn noch Wald im Land zu finden ist dann hier… abgelegen im Dschungel und endlich wirklich frei. Neuigkeiten aus Lome sind eine Lockerung der Ausgangssperren und die Öffnung der Bars und Strände… weitgehend Normalität.

Corona ist nur am Markttag in den Dörfern ein Thema und selbst das eher wie ein Furunkel am Rande. Vielleicht 2% der Tausend Besucher haben überhaupt ne Maske und die auch nur wenn sich mal ein Uniformierter verirrt hat. Philipp leht es generell ab und denkt eher wenn er als einziger Weißer hier auch als einziger ne Maske trägt wird die Angst nie verschwinden. So ist der häufige soziale Kontakt und seine ständige Präsenz in den nächsten 6Monaten der Grund für seine Akzeptanz in der Gesellschaft. Viele Gespräche über alle anderen Probleme in Europa und die politisch wie wirtschaftlich hervorgerufenen Misstände in der Welt, die Zukunft Afrikas und vor allem die Erhaltung von Natur und Sauberkeit im eigenen Land Thema anstatt Corona. Immer noch streben viele in ganz Westafrika durch wüste Phantasien genährt nach Europa und werden von Philipp über die Realität und Zustände dort aufgeklärt. Das Land wo Milch und Honig fließt liegt nicht im fernen kalten Norden sondern direkt unter ihren Füßen, bietet alles was man zum Leben braucht. Als ungebildeter Niemand kann man es dort nur ins Auffanglager schaffen. Es werden keine Bauern gebraucht oder Leute die per Hand Wäsche waschen, es gibt Maschinen für alles die selbst den gut ausgebildeten Einheimischen die letzte Arbeit wegnehmen. Dafür gibt es „neue“ Berufe die nichts erschaffen außer Neid und Hass durch geduldeten Diebstahl. Hedgefondmanager, Versicherungsmakler und wie sie alle heißen. Man kann dort nicht mit Lehmziegeln oder Holzkohle Geld verdienen, Verkäufer von Plastikschrott aus China gibt es schon mehr als genug und das viel professioneller oder ganz und gar digital im Internet. Niemand sucht Gärtner die alles mit der Machete stutzen und man kann ohne ein Stück Land auch keine Ziegen oder Hühner züchten und selbst dabei gibt es Auflagen und Regeln für alles.

Vielleicht gibt es noch Tagelöhner auf dem Bau, Schwarzarbeiter oder wie in Spanien Sklavenarbeiter in den Gewächshäusern die ohne Schutz die Chemie versprühen wie zuhause auch… Als hübsche Frau hat man da vielleicht noch weitere Möglichkeiten aber der durchschnittliche, arbeitsfähige junge Mann kann in seinem Land nahe seiner Familie mehr erreichen. Sozialbetrug im Kopf oder überhaupt gezahlte Hilfe vom Zielland zu bekommen zieht nur die wirklich faulen an und damit eine wachsende Zahl mit Konfliktpotential. Dass Corona in Europa und dem Rest der industrialisierten Welt verbreiteter ist als hier interessiert mit einem Mal niemanden mehr.

Es ist nun also Dezember und das Leben geht minimal eingeschränkt weiter. Taxis für afrikanische Verhältnisse immer noch nur halb gefüllt und der Spritpreis bleibt im Keller… knapp 75ct für Diesel wie auch Benzin. Die Felder sind nach der Regenzeit abgeerntet und werden neu bestellt, es werden Häuser gebaut und Kinder gemacht, es wird gestorben und gefeiert, gegessen und getrunken, man telefoniert und tauscht sich aus… man lebt.
Die Nachrichten aus der Heimat interessieren nicht, ungefragt bekommt man trotzdem immer wieder Bröckchen der Zustände mit und Philipp kann nicht glauben, dass sich Menschen das wirklich gefallen lassen. Klar ist Deutschland historisch ein gebeuteltes Land und fremdschämen und -Schuldgefühle haben- gehören zum nationalen Ton. Der durchschnittliche Lemming tut alles um nicht aufzufallen. Doch offensichtliche Manipulation und Desinformation sind selbst mit Gutglauben statistischer Irrsinn. Dieser kann wie lange genau noch aufrecht erhalten werden bevor es knallt?

Ich drücke euch allen daheim die Daumen dass es nicht so endet wie die Strippenzieher unserer Gesellschaft es geplant haben. Das Jahr 2021 nun hoffentlich eine Chance, ein Neuanfang. 2021 soll nicht als Jahr 2 von Corona in die Geschichtsbücher eingehen, sondern als Beginn einer modernen fairen Welt.

PS. Wer ausreis(s)en mag und ne ruhige Ecke zum Träume verwirklichen sucht kann sich an Philipp in Togo wenden. Auf dem aktuellen Terrain von 200ha ist noch genügend Platz für Selbstversorger oder Leute mit Ideen und Tatendrang.

6 Gedanken zu “Der Nordmann der auszog um Afrika zu erkunden und seit Corona in Togo steckt

    • mb407 schreibt:

      Naja, stimmt schon ich verlinke dort nicht mehr, denn die Tropen Togos sind nun Heimat und weder Wüste noch Sahara… vielleicht geht es 2022 weiter… oder ich mach dies Jahr nem Trip nach Niger.

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