Projekt UNIMOG, Puzzleteile werden zum Rahmen

Im letzten Schrauberblog hab ich ja von der Rahmenkonstruktion des Aufbaus, also der Wohnkabine meines Unimog 406 berichtet. Meine doch recht kreative Idee wurde erfolgreich in die Tat umgesetzt.

Zum Nachlesen:

Link zum Thema Rahmenbau

Nach den Transportschwierigkeiten zum Schweißer ins Dorf mangels genügend Saft in der Elektrode sowie der Verzögerung aufgrund anderer Projekte hier oben in den Bergen Togos ist das nun auch schon ne Weile her. Seit kurzer Zeit aber hab ich wieder mit Metallarbeiten angefangen. Es hieß zu Beginn ein paar Tage mit Sandpapier und Drahtbürstenaufsatz am Akkuschrauber die Basis lackierfertig zu bekommen. Macht eigentlich keinen Sinn aber ich wollte das Ding einmal komplett versiegelt haben. Vor allem von unten und nachdem der Rahmen gut Rost angesetzt hatte… fürs Gewissen. Also zweimal grundiert und zweimal mit Chassislack gestrichen.

Allein das Gestell würde ich auf 100Kilo schätzen, zu viert ohne Probleme zu heben und weit leichter als die Ladefläche, außerdem wie gesagt hab ich durch die Hutform an einigen Stellen bis zu 20cm Höhe gewonnen. Also Tiefgang quasi im Vergleich zu den originalen Aufnahmen. Dass die Räder auch wirklich im Radhaus verschwinden können hab ich natürlich mal ausprobiert.

So, na dann mal in die Höhe mit den Ideen. Die Baustützen die mir als Pfeiler dienen sollen wurden ja schon grob mit Draht in Bohrmaschine entrostet.

Die Vierecke der Standfüße mit immerhin 4mm Stärke einzukürzen waren dank der 3mm dicken „Trennscheiben“ echt eine Arbeit die nicht nur das Material heiß werden ließ. An den entsprechenden Ecken den Lack wieder frei geschliffen und angebrutzelt… kann sich sehen lassen. Mit der Wasserwaage grob ausgerichtet, reicht.

Wer beim nächsten Foto genau hinschaut sieht auch dass ich natürlich vorab die ganze Karre erstmal in der Ebene korrekt positioniert habe. Meine Werkstatt zwar mit nem Betonboden ausgestattet, zum Glück für die Regenzeit aber recht abschüssig, also musste ich den Mog aufbocken. Die vier oberen Streben zur Verbindung zu einem Rechteck hab ich dann exakt nach den Maßen von unten gefertigt und beim anpunkten auch die Diagonale gemessen, passt soweit.

Das Runde muss ins Eckige, oder hier muss das Eckige ans Runde, die Übergänge seitlich an den Holmen also mit etwas Feinschliff.

Diese erste Grundquaderform hat grobe Maße von 2,50m Länge, 2,12 Breite und 1,40Höhe, reicht also nicht annähernd für ein gemütliches Heim auf Rädern. Mit zwei identischen Seitenteilen mit 90 sowie 45grad Winkel hab ich mir ein klassisches Overlander Heck gebastelt. bring weitere 2qm Innenraum. Beide Seitenteile in Flucht angesetzt und mit zwei Streben oben und mittig verbunden. Der Winkel haut hin, hab aber kein Verlangen nach perfekter Symmetrie, kann sich trotzdem sehen lassen.

Der Überhang nach hinten also knapp 50cm Lang und die 45grad der Kabine gehen etwas hinter der Achse aber noch vor dem Auftreffen des Reifens auf Straße in die Verlängerung. Dem maximalen Böschungswinkel von 45grad, also einer Steigfähigkeit von 100% die Mercedes für den 406 verspricht steht nix im Wege… Wer sich immer noch fragt was ich meine und nicht vom Fach ist, ein Foto hilft, obwohl der Kamerad hier mit seinem Ersatzrad ein Eigentor geschossen hat.

Und wieder einmal kam es etwas ins Stocken, eine Großveranstaltung mit togolesischen Bikern zum Jahrestreffen und ein Event der für mich ebenfalls nützlichen Art kam dem Arbeitsfluss entgegen. Die Schreinerei die seit etlichen Jahren brach liegt und erst durch meinen Start wieder ins Gespräch kam wird nun final wieder in Gang gebracht und mit passendem Aggregat ausgestattet. Juhuu, 22KVA machen nicht nur Drehstrom für die Holzschnitzer sondern auch anständig Saft auf das betagte Schweißgerät… Außerdem kann ich dann Stufe zwei die Holzverkleidung vom Expeditionsmobil nach bekannter Art wie bei der WALKÜRE direkt vor Ort anfertigen. Die entsprechenden Hölzer sieht man im Bild auch schon hinter meinem Projekt gestapelt… Jackpot.

Wurde auch genau zum richtigen Zeitpunkt geliefert, der Generator vom Hotel für den ich ja auch irgendwie der Mechaniker bin hat nun vollends Probleme mit dem Anlasser. Alle Lager ausgeschlagen und die 12KW die drauf stehen kommen auch schon lange nicht mehr aus dem Grünen Krachgerät heraus.

Nun bremst mich also nix mehr und der Tag hat trotz Äquatornähe einfach zu wenige Stunden zum Arbeiten. In der aktuellen Trockenzeit muss man aber ne großzügige Mittagspause von 11-15Uhr einplanen, da brennt die Sonne und das fehlende Dachstück genau über mir… die ersten Streben sind also gesetzt und dank einige Hilfe und Meinungen von Experten hab ich auch das Optimum an Stabilität mit dem vorhandenen Material rausgekitzelt. 30x30mm Vierkantrohre mit Wandstärke von nem Millimeter bis 1,5 sind alles was zu bekommen ist. Immerhin die Eckpfeiler mit 3mm und die Basis mit 5mm stabiler. die gelben Vorschläge nahm ich also direkt in Angriff.

Es hieß weitere Werkstücke ablängen und anpassen, jedes Teil ein Unikat. Einige im 45grad Winkel, andere wieder halbrund zum Ansatz oder über zwei Ecken in Form gebracht.

Die unteren kleinen Verbinder zwischen Rahmenoberteil und Seitenstrebe sind echt der Bringer und es wackelt nix mehr selbst wenn alles bisher nur gepunktet ist.

Der Plan ist, dass ich alles vorbereite und mir den Schweißer einlade bevor ich wieder mit dem ganzen Ding den Berg runter muss… Wäre zwar ne Probefahrt, aber wer weiß ob auf den 12km Piste die Streben an Ort und Stelle bleiben?!?

So passt es also dass ich pünktlich am Markttag Mittwoch fertig bin und mit ihm einen Termin für Donnerstag den 24.12. ausgemacht habe, Weihnachten interessiert mich schon ne Weile nicht mehr, vor allem nicht bei 30grad.

Also kraxelt Nok schon seit Stunden durchs Klettergerüst und brutzelt bis das Gerät ne Pause braucht. Von der metallenen Außenhülle befreit hat es nun auch mehr Ähnlichkeit mit seinem Apparat in der Werkstatt den ich schon einmal gezeigt habe…

Seinen Azubi hat er zum Anreichen der Elektroden gleich mitgebracht und beide staunten nicht schlecht über mein Projekt hier im Busch. Ein Haus auf Rädern und dann mit einem verwinkelten Stahlrahmen? Die fehlende Vorstellungskraft wurde mit einem Spaziergang um die Walküre verständlich gemacht. Das Hubdach mal wieder ein Wunder. und hier beim Unimog mit den Baustützen auch schon perfekt vorbereitet. Wenn es soweit ist lade ich ihn wieder zum Verbinden ein, ich brate einfach zu viele Löcher in das Material. Auch muss ich dann den Mog etwas nach hinten schieben und den letzten verbliebenen Dachbalken entfernen, ist so schon echt hoch die Fuhre…

Es wird also nie langweilig, eher spannend. Ich bin Stolz auf das Erreichte und zufrieden mit mir und der Umwelt. Fertig geworden sind wir zwar noch nicht, er kommt die Tage wieder. Es müssen noch 5 Knotenbleche und zwei Winkeleisen installiert werden, Nachkontrolle der Nähte dann ebenfalls ohne Stress und vorher schleif ich mal alles grob ab zum Gucken. Also Ohrstöpsel rein, Winkelschleifer in die Hand und das Kabel aus der Holzwerkstatt gelegt, die ebenfalls gleich loslegt und die halb verbrannten Teakholz Stämme vor der Werkstatt zu Möbeln umfunktioniert. Heavy Metal Christmas… oder so…

7 Gedanken zu “Projekt UNIMOG, Puzzleteile werden zum Rahmen

  1. Roland schreibt:

    Hallo Philipp,
    immer wieder köstlich von Dir zu hören und Deine Arbeit am Mog zu begleiten. Habe natürlich auch Deine zwischenzeitlichen Projekte verfolgt. Nun, ich kann Deine Probleme(?) nachvollziehen, habe ich doch selbst 5 Jahre in Afrika (Äthiopien, Botswana) gelebt und gearbeitet. Improvisation ist da das halbe Leben. Bin ein wenig neidisch, fahre ich doch selbst einen Unimog (404 mit 406er Fahrerhaus, OM617 Tirbodiesel) mit Wohnaufbau und Hubdach. Leider ist er coronabedingt stillgelegt. Kenne Südamerika und auch Asien von meinen Langzeit-Reisen, aber kein Kontinent hat mehr Eindrücke hinterlassen als Afrika, ich bin da richtig angefressen.
    Also weiterhin gutes Gelingen.
    Roland

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  2. detlef / busfreaks.de schreibt:

    Schön, das es weiter geht und Dir auch gesundheitlich alles im Grünen ist. Wünsche Dir einen guten Rutsch und auch im nächsten Jahr weiterhin viel Kraft zu deinen Projekten. Liebe Grüße an Euch beide.

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  3. Jupp schreibt:

    Hallo Phillip,
    habe länger nicht mehr hier reingeschaut…Chapeau wie weit die Restaurierung des Unimogs bereits fortgeschritten ist. Mitte der Neunziger war ich selbst mal in Togo und weiß daher, dass man viel Improvisationstalent braucht, um technische Fortschritte zu erreichen. Weiterhin gutes Gelingen und einen guten Rutsch in 2021

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  4. thorsten schreibt:

    Hallo Phillip,
    Auch von mir gutes Gelingen weiterhin. Ich bin begeistert, wie du dich mit der dort heimischen Art zu arbeiten arrangiert hast und trotzdem noch ein wenig „Entwicklungshilfe“ betreibst.
    Wenn ich ehrlich bin, ich hätte nichts anderes erwartet.
    Auch wenn du nichts von mir hörst, ich lese immer gern mal mit. Grüsse aus dem verregneten Sibbesse und guten Rutsch, bleib gesund.

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