Danyi / Togo, hoch in den Bergen

Ich hab ja nun schon einige Berichte in den letzten Wochen hier aus meinem Refugium in den Bergen von Danyi verfasst. Vor allem erstaunt mich immer wieder das Klima auf diesem Plateau. Unten im Tal und erst Recht 200km südlich am Meer ist es nach der Regenzeit schon wieder unerträglich heiß, hier oben hat es mildere Temperaturen, weil meist noch Wolken die Sonne bremsen. Von Ghana her über die Berge und dort sicherlich von den Wassermassen des Lake Volta gespeist ist es mit Wind aus Westen immer noch verregnet. Die Tage starten in dichtem Nebel, da am Morgen aufsteigende Feuchtigkeit hier an den Hügeln hängen bleibt.

Alles was nachts draußen liegt ist nicht nur klamm sondern nass. Die Sonne trocknet es dann wieder wenn sie ihren Weg gefunden hat. Manchmal sogar direkt zum Aufstieg gegen 6Uhr mit solchen Ansichten zu bewundern.

Meine Nachbarn nehmen es afrikanisch gelassen falls es doch mal nen Tag verregnet ist, dann sieht man niemanden. Auch kommt dann keiner von den umliegenden Farmen zum Wasser holen an den Zapfhahn der vom Bach unten per Pumpe und einem Reservoir gespeist wird. Man bezeichnet die angenehmen Temperaturen um 20Grad als Kälte und wenn noch Wind aufkommt reicht selbst mir ein Pullover nur knapp. Zumindest kommt man nicht so schnell ins Schwitzen.
Neben den üblichen Lehmhütten und abgetretenen Vorplätzen mit Kochstelle und überall Ziegen und Hühnern wie üblich, wohnt der Guardian vom Hotel in einer Art Blockhütte mit kleiner Terrasse, fast schon architektonisch hochwertig. Fenster sind generell überbewertet und selten eingeplant.

Etwas weiter ist zumindest der Baum im Vordergrund sehenswert, die Zimmerpflanze Yuccapalme mal vor der Tür.

Ich finde doch immer wieder mal neue kleine Wege die meist Abkürzungen der Einheimischen runter vom Hügel sind. Mit Atlas auf Erkundungstour und der Hügel mit den drei großen Bäumen im Hintergrund nur 1000m Luftlinie entfernt doch unerreichbar zu Fuß.

Die früher mal angesprochene Motorradtour über die sehr kurvige Piste hier war ein Abenteuer.

Es führte ein Weg bis in die nächste Ortschaft Oloutokou, dahinter war es dann nicht mehr so komfortabel zum Fahren wie hier zu sehen.

Das ist wirklich mitten im Busch, hier verirrt sich sonst niemand. Quasi eine 20km Sackgasse in der Wildnis. Beidseitig von tiefen Tälern umgeben mit doch recht anständiger Vegetation. Die kurvige Straße resultiert aus dem steinigen Gelände, hier mal in bewegt zu bestaunen.

Hinter besagter Ortschaft dann ein Trampelpfad, der wohl die Aufrechterhaltung einer früher mal angelegten Strecke für Motorfahrzeuge jenseits nur zwei Rädern war. Chinamopeds steigerten vielleicht die Mobilität der Menschen, aber hat den Entwicklungen von Infrastruktur für größere Fahrzeuge kein Stück geholfen. Erst viele Kilometer später und einer nicht auf der Karte verzeichneten Ansiedlung ging es entspannter weiter. Diese wir dann üblich von der anderen Seite bei Amou Oblo angesteuert. Dort traf ich wieder auf Zivilisation, bei mir als Stadt eingezeichnet. Zwar an der Hauptstraße nach Atakpame gelegen jedoch ohne Bank, Tankstelle oder nur einem Shop mit Zeug was ich auf meiner Liste hatte. Arbeitshandschuhe zum Beispiel… Wunschdenken. Auf jeden Fall war die Tour ein wahres Vergnügen und mal Ablenkung vom Alltag.

Andere Ablenkung ist meist kulinarischer Natur. Die Frau vom Helfer Josias ist Köchin, eigentlich darf sich das jeder nennen der will, sie hat es aber wirklich verdient. Der Fufu mit Huhn in Erdnusssauce war traumhaft. Tolle Abwechslung zu immer nur etwas mit Reis oder Nudeln, oder den Eintöpfen aus Kohl und Kürbis. Hatte ja mal berichtet was grad saisonal ansteht.

Ansonsten läuft der Alltag in der Werkstatt wie geschmiert, das Projekt Unimog nimmt mir Langeweile und ist zur aktuellen Lebensaufgabe geworden. Ablenkung gab es mal durch eine Kinder Geburtstagsfeier bei der ich zu den Erwachsenen an den Tisch eingeladen wurde. Barbeque oder Grillabend mit Hühnchen und gigantischem Fisch, wow.

Brutzeln mit Aussicht und auf Holz aus der Umgebung geräuchert. Der Wind stand günstig und am Abend gab es auch ein Lagerfeuer mit Geschichten. Mein Französisch muss annehmbar geworden sein, die versammelten Ivorer und Cameruner samt meinem französischen Gastgeber hatten viele Fragen zum nomadischen Lebensstil.

So vergehen die Tage und es gibt noch Bilder die ich hochladen mag, Sonnenuntergang abseits der Terrasse zum Beispiel.

Einmal gab es Aufregung nahe der Holzwerkstatt nur 30m von meinem Platz entfernt. Feuerholz sortieren und dabei wurde eine Schlange entdeckt. Keine giftige, jedoch ist die Angst davor echt tief verwurzelt. Der arme Kandidat, ein jugendlicher mit knapp 150cm Länge verkroch sich in eine Spalte und wurde von mir beschützt, gab einige die sie essen wollten. Im Schutze der Nacht hat der Python dann das Weite gesucht… hoffentlich.

Meine direkten Mitbewohner sind auch noch da, die Maus immer mal sporadisch, findet den Weg echt über die ehemaligen Befestigungen der Container auf der Ladefläche, das sind 110cm vom Boden entfernt, keine Ahnung wie. Und mein Gecko hat sich letztens fast mit seiner Beute überschätzt. Ein Nachtfalter im Körperdurchmesser ihm ebenbürtig hatte ewig noch in seinem Maul gezappelt. Da konnte ich mal ein Foto von ihm schießen, wohnt ja hinter meinen Büchern und jagt im Schein der LED am Abend.

Die WALKÜRE also die perfekte Kombination aus Reisemobil und fest installierter Hütte auch für längere Zeit. Ich stehe am Hang und hab mit Holzböcken ausgelevelt. Das Zelt aus Airtex Stoff ist auch dauerhaft dicht und die paar Handgriffe zum Dach zusammenschieben musste ich einmal für eine größere Einkaufsfahrt tätigen. Jedoch hat nach all den Vorbereitungen dann das erste richtige technische Problem meines 508/608 Mercedes die Abfahrt verzögert.

Der Kupplungsnehmer, der im Zuge der Restauration im letzten Jahr als gut befunden und beibehalten wurde hat nun seine Zeit erreicht. Immerhin ein Original Mercedes Teil und in 5 Minuten ausgebaut. Weitere 5 um den anständig auf der Werkbank zu säubern und auseinander zu nehmen. Innen kein Rost, wie auch, Flüssigkeiten tauschen gehört zur Wartung. 10Minuten hat die Suche nach einem neuen Dichtring in Anspruch genommen, sowas gehört für mich in die Ersatzteilkiste… Auswahl hatte ich ja genug.

Dann erneut 5Minuten zum Verbauen und als Geheimtipp von unten per Spritze und Bremsentlüftungsschlauch mit DOT4 entlüften, fertig und das Pedal zur Betätigung der Kupplung tut wieder seinen Dienst. Als nächstes folgt dann wohl in den Jahren mal der Geberzylinder, den hab ich als kompletten Ersatz dabei, kostet nicht die Welt.

Einkaufstour erfolgreich, Hütte wieder an seinem Platz mit Aussicht auf Kpele Agave und vielleicht schon als Dauercamper auf google maps zu entdecken. 200m südlich vom Hotel Golden Eye Togo auf dem Hügel neben dem Blechdach, was meine Werkstatt ist. Ich mag es echt hier.

4 Gedanken zu “Danyi / Togo, hoch in den Bergen

  1. Jürgen Ender schreibt:

    Ich muss dir nicht jedes Mal sagen, mit wie großer Freude und auch recht bewegt ich deine Berichte zu deinem Leben hoch in den togoischen Berge verfolge. Ich wünsche dir weiterhin viel Glück und Erfolg bei all deinen Unternehmungen, bleib gesund und freu, dass du bist, wo du bist… A la prochaine et bonne semaine Jürgen

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  2. Jürgen Ender schreibt:

    Seltsam. Ich hatte meinen Text gerade eingegeben, nun scheint er untergegangen zu sein… mit großer Freude lese ich immer deine Berichte; sie rufen mir mein Leben in Togo vor über 20 Jahren in mancher Hinsicht in Erinnerung. Dir weiterhin alles Gute, viel Erfolg und bleib gesund.

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