Piste im Adrar über Mhaireth

Chinguetti hinter mir hab ich mich gegen den Abstecher nach Ouadane entschieden. Die Wellblechpiste kann die nächsten 150km nicht besser werden, das Fahrzeug zur Wartung steht im Ort ohne Funktion…

Auch muss ich nicht nochmal bis Atar fahren weil mich das nicht sehr angesprochen hat. Die grobe Richtung heißt Süden und ab der Oase Terjid soll es eine neue Straße bis Tidjikja geben. Zwischenziel also irgendwie Oase auch wenn der französische Reiseführer dort keine Strecke gezeichnet hat.

Die Gegend aber mehr Fels als Sand und das krieg ich schon irgendwie hin. Meine Karten zeigen eine kleine Piste, der Einstieg vorm Checkpoint westlich des Ebnou Passes.

Mhaireth wird mir als einzige Ansiedlung dazwischen angezeigt, für heute aber suche ich mir nen abgelegenen Platz in freier Natur. Atlas hat wieder seine Freiheit und ich kümmere mich um die kulinarischen Finessen. In der Nähe ein paar Felsen und Löcher wo es sicherlich interessantes zu schnüffeln gibt, hoffe nur ihn Sticht kein Skorpion in die Nase, hab irgendwie keinen Plan was ich da machen würde, dran saugen und Knoblauch oder Zwiebel draufreiben wie beim Bienenstich? Antibiotika? Jemand ne Idee?

Auf jeden Fall bin ich mal wieder sehr entspannt und sehe die ganze Zeit keine Menschenseele. Bis ein PickUp an meiner Terrasse hält und ich eine sehr interessante Begegnung habe. Ein Einheimischer Fahrer und sein ausländischer Gast, etwas komplizierter, da ein Chinesischer Sprachstudent in Deutschland auf Urlaub in Mauretanien ist. Er wollte mal was erleben und freut sich regelrecht mich hier zu treffen, findet das unglaublich. Spricht gut deutsch und wäre sicherlich gerne länger zum quatschen geblieben, aber der Fahrer machte Druck, ist ein Rundkurs von Atar nach Chinguetti und zur Oase… in einem Rutsch.

Das war aber auch der einzige Verkehr an diesem Tage und in der Nacht, Im Fernglas konnte ich auch nichts ziviles erkennen und zog später meine Kreise mit dem Fahrrad um Punkte zu besuchen die in der Ferne interessant wirkten. Diese Formationen hier zum Beispiel.

Ok, haut jetzt nicht jeden vom Hocker war aber einzig durch Sand und Wind entstanden. Auch diese verschlungene Skulptur der Natur hat es mir angetan. Darin ein kleines Becken in dem der Wind Sand kreiseln ließ… der Zahn der Zeit nagt.

Der Sonnenaufgang konnte mal eingefangen werden, auf die heutige Etappe geht es recht zeitig.

Und das war auh gut so wie sich später zeigte. Die nächsten Kilometer lade ich zur Mitfahrt ein, herrliches Adrar,

Neuer Tag neue Besucher und mir kommt ein PickUp mit zwei Franzosen entgegen. Die machen grad ne Pause wie es scheint und ich komme zur richtigen Zeit. Der Führer zeigt ihnen altertümliche Malereien in den Felsen abseits der Piste, hätte ich sonst verpasst.

bei der dunklen auf dem Kopf bin ich aber fast sicher, dass dies ne neumodische Schmiererei ist. oder per Feuerzeug angekokelt. Auf jeden Fall nicht mehr weit bis das Dorf Maireth in Sicht kommt. Irgendwie erstaunlich, da vom Plateau beidseitig verdeckt in einem tiefen Oued liegend.

Das heißt aber auch dass ich da runter muss, durch den Sand, das sandige Dorf und auf der anderen Seite wieder hoch. ist ja hier keine Kaffeefahrt, also weiter mit Abenteuer. Steil, steinig und später im Video zu sehen.

Ich beschließe die Route im Oued etwas zu präparieren, da doch tiefer Sand am Eingang steht und es dann bergauf geht. Ich könnte ja meine anderen Reifen aufziehen kam mir der Gedanke. Doch als ich die Sandbleche gerade unten ablegte die ich sicherlich brauchen werde kommt ein weiterer PickUp mit ner deutschen Familie entgegen. Also jetzt oder nie, weil Hilfe in greifbarer Nähe wäre.

Ich beeile mich etwas und bleibe beim ersten eigenen Versuch natürlich stecken. Kann mich aber mit wenigen Handgriffen auf den Blechen wieder an den Ausgangspunkt manövrieren. Das Seil wird angespannt, Sohnemann bekommt die Kamera in die Hand und mit zwei Anläufen geht dann auch das.

Die steile Abfahrt zuvor wäre in die andere Richtung auch eine ordentliche Schaukelei gewesen. aber ich bin drüben und wie heißt es so, vorwärts immer, rückwärts nimmer. Im Ort parke ich dann relativ abseits und erkunde alles mal zu Fuß. Hauptsächlich Strohhütten dienen als Unterkünfte.

Nur an der Hauptstraße bei den shops wurden Steine und Zement zu Häusern kombiniert.

Der Rest vom Ort, der sich lang durch das Tal streckt, sind ummauerte Gärten mit Palmen. Hier fährt man noch ganz locker, wenn auch die Fahrzeugdimensionen nicht zu großspurig sein sollten.

Es wird immer schmaler und langsam mache ich mir schon etwas sorgen hier wieder raus zu finden. Zumindest kommen also zwei drei Touristen am Tag vorbei die mich erneut aus dem Sand bergen könnten.

Für den nächsten Abschnitt wie üblich mal wieder die WALKÜRE stehen lassen und zu Fuß die beste Strecke suchen, hier muss ich wirklich durch, Alternativen noch schmaler mit rechtwinkligen Kurven und mehr Sand.

Ich gebe an der Tür vor mir bescheid dass ich gleich vorbei fahre und niemand seinen Kopf raussteckt. Bin wahrscheinlich mal wieder tagelang das Gespräch im Ort. Der barfüßige bärtige mit dem Holzhaus auf der ArmeeKarre. die wiederum meistert die Passage sandig bergauf und ich mal wieder Stolz wie Bolle.
Das Dorf ist passiert, der Aufstieg auf der anderen Seite steil aber betoniert, kein Problem später. Zeit also für einen weiteren Ortsbummel mit etlichen Fotos. Hier im Hintergrund recht die Auffahrt.

Wie gesagt, Strohhütten und Schattenspender, eigene Architektur und immer mal freie Grundstücke mit zerfallenen Hütten dazwischen.

Die Bauart stabil und aus natürlichen Materialien. nur bei dieser formschönen hier sehe ich diese stabilen Plastikbänder mit denen sonst schwere Pakete umwickelt werden.

Lehmmauern, Palmwedelzäune und Steinstapelbrunnen die weiteren Baustile.

nur warum das Ding hier uas der Reihe tanzt kann mir niemand erklären. Ich treffe ne Menge Leute aber keiner spricht französisch… hoffe nur die denken nicht, dass ich neuer Nachbar in dem weißen Haus werden will.

Oben angelangt sind es dann nicht mehr viele Kilometer bis zum Asphalt, aber auch da gibt es noch die ein oder andere knifflige Passage.

Den Rest der Strecke berichte ich später, hier mal wieder ein gelungenes Pausenfoto mit Ambiente.

I love my truck… yeah…

7 Gedanken zu “Piste im Adrar über Mhaireth

  1. Thomas schreibt:

    Sehr schöne Ecke, ich war da zuletzt erst im Oktober! Und danke für die Mühe, die du dir mit dem Blog machst! Ich schau jeden Tag rein, in der Hoffnung auf „Nachschub“

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  2. Dr. Med. Frank Brassow schreibt:

    Tolle Berichte. Fahre immer mit.
    Wegen Atlas. Zwiebel und Knoblauch helfen nicht. Dir bleibt nur kühlen (nassen Lappen in Fahrtwind).
    Falls du Cortison an Bord hast, 5mg Fortecortin oder 50 mg Hydrocortison. Am besten Stich vermeiden, tut nämlich entsetzlich weh und führt zum Zuschwellen der Nase. Also kühlen und Atlas beruhigen.
    Frank Brassow ( Arzt, Wüstenfahrer in den 80ern)

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  3. Frank Brassow schreibt:

    Wunderschöne Berichte. Fahre immer mit.
    Atlas: Zwiebel, Knoblauch, Amtibiotika helfen akut nicht. Dir bleibt nur Kühlen der Stichstelle. Nassen Lappen in Fahrtwind. Tier beruhigen, tut nämlich ziemlich weh. Falls du Cortison an Bord hast, 50mg Hydrocortison. Am besten Stich vermeiden.
    Frank Brassow (ehem. Wüstenfaher in den 80ern, Arzt, Hundehalter)

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