„Und… was machst du so?“

Dieser eigentlich oberflächliche Satz ist ja der klassische Einstieg wenn man sich mit jemand Unbekanntem unterhält und erst einmal die smalltalk-Ebene verlassen muss. Doch irgendwie kann man hierüber auch ne Weile philosophieren. Immer noch besser als in gesetztem Alter über Gesundheitszustände sprechen zu müssen, „Und… wie war heute ihre Stuhlgang?“

Ist die Frage der „Beschäftigung“ wirklich Ernst gemeint und bezieht sich auf deine Erledigungen des Alltages oder nur ein Abchecken des Gegenüber um dessen Job zu kennen. Dies wiederum dann mit Hintergedanken bezüglich eigener Vorteile daraus oder Kategorisierung der Gehaltsklasse verknüpft? Es ist ja auch recht simpel beantwortet, wenn man nem geregelten Job nachgeht. Ich bin Schuster, ich baue von 8-17Uhr Schuhe.
In solchen Fällen antworte ich meist lächelnd mit „Reisen“ was ja quantitativ gesehen den Großteil meiner Zeit in Anspruch nimmt und ganz oben als „Leben“ auf meiner Liste steht.

Der Hintergrund dieser Thematik ist ja auch die aktuelle Situation, zurück vom Trip in Vorbereitung für die nächste Tour und oftmals werde ich sogar gefragt womit ich das alles finanziere. Wer die Seite mal aufmerksam durchleuchtet hat weiß Bescheid über das Niedrighalten der Lebenskosten und leichteres Ansparen der Reisekasse. Was mache ich also zurück in der Heimat?

Es fühlt sich grad an wie ein Wasserfall von Ideen und Aufgabenstellungen die clever kombiniert gelöst werden müssen. Der Grund der zeitigen Rückkehr in diesem Jahr ist die Kündigung meiner Garage, genutzt als Abstellort und Bastelbasis in Sommerzeiten. Aber auch hier mal wieder das Übel als Chance sehen und sich mit den neuen Gegebenheiten dann vielleicht weiterentwickeln. Immerhin sind dafür auch 500,- Miete im Jahr fällig gewesen um „Zeug“ aufzubewahren, von dem man sich größtenteils auch trennen könnte. Ob emotional oder mit finanziellem Hintergrund sammelt jeder irgendwas und hebt Andenken auf. Bei mir sind es nun 12m² Kisten mit Kindheitserinnerungen, Studienunterlagen und wieder mal unbeschreiblichem Zeug was noch aus meiner Wohnungsauflösung vor 6 Jahren eingepackt wartet…

Außerdem ist die Garage Abstellort für meine Motorräder und Ersatzteile und hier reden wir von einem Wert der sich super als booster für die Reisekasse entpuppen kann. So habe ich also den Plan geschmiedet mich von allem (mit Ausnahmen natürlich) zu trennen und den Großteil dank online Portalen dem freien Markt anzubieten. Es ist Frühling und Motorräder sollten gut gehen, müssen dafür aber auch fit gemacht werden. Ich werde also meine Zeit demnächst wieder mit dreckigen Fingern und Benzingeruch verbringen um mich von einigen Projekten zu trennen.

Aber auch wenn ich mal nicht für mich schraube bin ich immer gerne bei Freunden und Bekannten gefragt um Dinge an deren Bussen zu basteln. Man könnte also behaupten ich wäre Mechaniker. Doch da wäre noch der Garten mit den üblichen Aufgaben im Frühjahr um später ne reiche Ernte zu erwarten. Gärtner wäre ich also auch noch. Anbei noch der Seitenschwenk zu Berufsbezeichnungen, Gärtner reicht heute nicht mehr… man muss sich Techniker für Garten und Landschaftsbau nennen… oder noch ausgefallenere Umschreibungen. So verbringe ich also weiterhin viel Zeit draußen und in der Natur, irgendwie auch ein Traum von Alltag. Dies hier alles ins Netz stellen ist auch wie Arbeit, man darf sich „Blogger“ schimpfen, obwohl ich weder durch digitale Medien Geld verdiene noch mir vorstellen kann irgendwas unproduktives aus dem home office heraus als digitaler Nomade zu erwirtschaften.

Wenn ich jetzt weiter spinnen würde kämen mir sicherlich noch tausende Dinge in den Kopf die mit Bürokratendeutsch meine Tätigkeiten während des „Heimaturlaubes“ umschreiben würden. Das Geld liegt auf der Straße und in den Parks, auf meinen Wegen zur Nahrungsbeschaffung sammel ich also auch immer Pfandflaschen und Laubsäcke ein und bin mir auch für Schrott nicht zu schade, der je nach Qualität richtig Geld bringt und alles legal und steuerfrei. Solange wir in dieser Wegwerfgesellschaft leben habe ich auch keine Scham davon zu leben.

So muss ich also „leider“ abstreiten gegen Bezahlung normal „Schaffen“ zu gehen, dafür fehlt einfach die Zeit. Das Leider umschreibt dabei den fehlenden Zustand von gemütlicher sozialer Atmosphäre und Kollegen was ich aber irgendwie doch noch integriert bekomme. Der „Urlauber“ werde ich in der Motorradwerkstatt meines Kumpels genannt, wenn ich dann dort mal wieder auf professionelles Equipment wie Spezialwerkzeug zurückgreifen muss und für eine Weile zu Gast bin. Auch habe ich schon wieder Ideen für die Optimierung des MB407 und dafür in der Busbasis einen Partner zur Verwirklichung gefunden. Das ganz normale Leben also in einer Werkstatt.
Eigentlich bin ich ja aus der Fitnessbranche und berate auch immer mal wieder in Sachen Ernährung und Gesundheitstraining, dies aber nur am Rande unter Bekannten. Die ganze Marketing-Maschinerie dieser Industrie ist mir dort zuwider und ich betreibe das Thema Fitness lieber als Hobby. Ein nächster Blog dann auch mal zum Thema Sport unterwegs.

Fazit: nach vorne Denken und für die eigenen Ziel arbeiten, dann läuft’s. Leben und leben lassen, jeder wie er mag.

Falls ihr also auch mal in die Situation gelangt „was machst du denn so“ hat hoffentlich dieser Beitrag die ersten Denkanstöße gegeben.
Letzter Wortbeitrag von mir, die polnische Sprache hat ein sehr passendes Wort für Arbeiter/arbeiten – robotnik

6 Gedanken zu “„Und… was machst du so?“

  1. chris schreibt:

    Cooles Leben! Hoffe der Blogger in Dir hat noch Zeit zum Schreiben, wenn er in seiner Heimat Deutschland angekommen ist. Ich würde sonst was vermissen die nächsten Wochen!

    Ich lebe ähnlich, wenn auch nicht ganz so krass wie Du. Einsparungen durch Selberschrauben wos nur geht. Tiny house mit 25m2 Wohnfläche im Grünen. Nur das Nötigste zum Leben (Auto inkl.). Und das als gefälligen Luxus betrachten, was andere als notwendigen Standard empfinden…
    Alles Gute aus Österrreich.
    lg chris

    Like

  2. gerstmanns schreibt:

    Weiter so! Ich mag deine reflektierte Art durchs Leben zu streunen und man nimmt über das Bloglesen auch selbst mal was mit um sich selbst zu hinterfragen, also weitermachen.

    Eins noch bzgl. deinem Einsteiger: Das Kacken ist des Menschen größte Not, wer nicht kackt geht tot.

    Es ist also aus medizinischer Sicht eine sehr elementare Frage und am Ende des Lebens reduziert man sich vielleicht auch ungewollt auf diese elementaren Dinge 😉

    Like

  3. Stef schreibt:

    Tolle Seite. Weiter so ihr 2. Mal sehen ob ich es in den nächsten 6 Jahren schaffe weniger zu arbeiten und mehr zu reisen. Die Vorzeichen sehn bis jetzt gut aus. Grüße aus dem Süden des Schwarzwald und viel Spass bei euren weiteren Projekten.

    Like

  4. Jakob schreibt:

    Gefühlt habe ich heute den halben Tag auf deinem Blog verbracht. Sau gut! Macht echt Spaß zu lesen!

    Ich finde es geil was du so machst! Auch wenn ich wie mein Vorredner nicht so „krass“ lebe wie du. Ich betanke meinen OM617 mit spießigem Diesel den ich mit Geld bezahle, dass ich mit „irgendwas unproduktive[m] aus dem home office heraus als digitaler Nomade […] erwirtschafte[…]“.

    Aus dem Zitat lese ich leichte Kritik. Kritik die ich nachvollziehen kann. Vermutlich erfüllt dich dein Lifestyle mit Stolz. Evtl sogar mit etwas Überheblichkeit? Ich liebe meinen Job. Selbst ohne Bezahlung würde er mir Spaß machen. Gleichzeitig liebe ich aber auch das einfache Leben in meinem alten Mercedes Camper.

    Vermutlich leben wir gar nicht so verschieden, nur dass ich in der Badehose Software entwickle, während du eBay-Anzeigen aufgibst oder Pfandflaschen sammelst. Arbeiten tun wir aber wohl beide?

    Ob deine Arbeit für die Gesellschaft wertvoller ist als meine kann ich nicht sagen. Aber ich kann definitiv sagen, dass dein cooler WordPress-Blog ohne meine Arbeit bzw. die meiner Kollegen vermutlich nicht wäre. 😉

    In diesem Sinne, weiter so! Und vielleicht steige ich demnächst ja doch auch auf Frittenöl um. 😉

    Cheers, Jakob

    Like

Hinterlasse einen Kommentar