Khmisset Stausee, von Teppichen und Dachträgern

Wir fanden einen idyllischen Platz am Abend auf dem es sich lohnt ein paar Tage zu bleiben. Der Stausee des Oued Beth ist zwar 40km von Khmisset entfernt aber die Anderen wollen entspannen und die Gegend hier ist mal wieder traumhaft. Meine Agenda für Marokko ist vollkommen und ich habe noch etwas Zeit der Mission Dachgepäckträger in technischer und sprachlicher Betreuung beizustehen. Wir machen uns also zu Dritt mit Shanti auf den Weg in die Stadt, Atlas bleibt am Bus und hat so auch mal Ruhe. Die Fahrt zieht sich obwohl Calle Gas gibt und ein 407 ohne Anhänger und Hochdach echt spritzig sein kann.

Wir erreichen die Werkstatt ne Stunde nach Vereinbarung, also alles in marokkanischem Rahmen und finden schon den halben Träger fertig vor uns. Die Jungs haben gut gearbeitet, die Maße stimmen und auch die Nähte sind gut, Kleinigkeiten soll er nochmal brutzeln.

Ne Sonnenbrille hilft gegen Funken und Lichtbogen auch, Arbeitsschutz immerhin. Wir müssen parallel noch das Solarpaneel absägen und die letzten Instruktionen geben, wir machen uns nochmal auf den Weg nach Tiflet 20km weiter westlich. Nach meinen Erzählungen vom Teppichsouk gestern wollen auch die Beiden noch Mitbringsel holen, laut Buch ist heute dort ebenfalls Souk. Den finden wir auch, nur keine Teppiche (mehr) vor Ort. Mittags ist auch hier der Spuk zu Ende und die Sonne knallt nun gewaltig.

Am Nachmittag klappt die Anprobe und gut im Zeitplan liegend wollen wir das Ding nun komplett fertig stellen, heißt holzbeplankt auf dem Dach haben. Der Tischler ist ebenfalls verwandt und nimmt uns im alten 190er auf eine Tour durch die Stadt mit. Holzangebote checken. Die Bretter hier auch nur Importware aus Italien, aber Qualität hätte ihren Preis, Calle entscheidet sich korrekt für leichtes und simples Konstrunktionsholz, 7Dh der Meter und mit hobeln und Lack nochmal nen Euro-Fuffi tiefer ins Budget. So kann er das Ding aber schon auf der Heimreise nutzen. Der Deal steht und wir verabschieden uns mit dem Auftrag den Dachträger morgen früh fertig grundiert zu finden.

Der See wartet auf uns und wie wir hören hat sich hier heute gar nichts getan, kein Luftzug und 30grad… während wir fleißig waren.

Alle glücklich und optimistisch bleiben wir noch ne Nacht und sitzen lange draußen bei guter Suppe und kaltem Bier, diesen Luxus gönnen wir uns. Der volle Mond scheint hell in die mal wieder völlig andere Gegend als gewohnt. Das Titelbild zeigt unseren Stellplatz zum Sonnenaufgang. Die Hügel sandig und wenn mal Regen fällt ein einziger Haufen Matsch wie es scheint. Auswaschungen durchfurchen die Hänge und Trampelpfade für die Ziegenherden kreuzen. Eine Mondlandschaft könnte man denken, wäre da nicht die üppige grüne Vegetation die grad herrscht. Um die Ruine nebenan ein Schmaus für Ziegen und Esel.

Doch unser Erholungstag muss noch warten. Es geht nochmal in die Stadt, diesmal aber auch in eigener Mission mit der XT unterm Hintern will ich nochmal versuchen das bike zu verkaufen. Die Fahrt dann ein Spaß und die Straße richtig gut. Topspeed machbar und die sanften Kurven erinnern an heimische Landstraßen. Kurze Hose, Pullover… sollte dort aber noch nicht machbar sein. So bin ich auch ne halbe Stunde vor dem Bus an der Werkstatt und habe nichts zu meckern. Die Bretter gehobelt und der Träger grundiert, so machen Absprachen Spaß, über die kleinen Fehlstellen sehe ich hinweg und schnapp mir selbst nochmal den Pinsel, gründlich deutsch halt, das fehlt hier. Calle darf heute Schokobraun streichen und steht zur besseren Trocknung die ganze Zeit in der prallen Sonne. Ich mache mich auf zur Verkaufstour und bin erst nach drei Stunden wieder zurück. Viele Werkstätten, zwei Motorradschrauber und ein Rollerhändler, einiges Interesse und Verwirrung der Papiere wegen (war ja durch den Zoll geschmuggelt) aber meine Preisvorstellungen werden nicht getroffen, da kann ich auch mit Tüv und deutschen Papieren an heimische Sammler verkaufen.

Ein Abenteuer hab ich der XT nach all den Strapazen noch gegönnt, ne Hochdruckwäsche. Die Frage nach dem Preis wurde mit nem Liter Benzin beantwortet, ok, dachte ich… der muss wohl danach mit dem Roller heim. Aber nein, das Benzin kam in eine Plastikflasche und per kleinem Strahl und Druckluft vernebelt aufs komplette (noch heiße) Moped. Die etwas umweltunfreundliche Vorwäsche… der Nebel überall und der Typ ne Kippe im Mund (zum Glück noch aus)

Wasser gab es anschließend auch noch, aus so einem derben Strahl, dass ich beide Hände brauchte um gegen zu halten, sauber ist die Gute nun wirklich, der Rest wird in Deutschland aufgearbeitet und dann hübsch in Mobile eingestellt. Laufen tut sie wie ne Eins und hat uns die ganze Fahrt über nie im Stich gelassen. Und wer sie angekickt bekommt hat damit Freude.

Zurück zum Dachträger, der ist nun fertig lackiert… die Bretter aber noch nicht wie ich höre. Es gab hier einen Vorfall mit Roller und Kleinkind, der Tischler ist ins Krankenhaus gefahren. Jetzt wird’s doch eng und ich mal wieder an den Pinsel… das ist Urlaub. Die Unterseite wenigstens, damit gleich montiert werden kann. Bohren ist hier noch ein Thema, das Material mal wieder… alle stumpf. Aber es wird und auch der immer größere Shanti staunt nicht schlecht.

Die letzten Handgriffe und mit nem Stück Fahrradschlauch noch die Dachrinne geschützt kommt das Teil nun an seinen Platz und passt.

Zeremonielle Verabschiedung und facebook Kontakt mit den Jungs, ein weiterer Großeinkauf bei der Schwester… Bäckerin nebenan mit der süßesten Pausenverpflegung überhaupt und auch diese Mission ist gemeistert. In Summe hat das Teil 100,-€ Arbeit und 50,- Material gekostet. Nochmal 50,- für Holz und Tischler, wobei es da nen Disput über Fertigstellung gab… ich hab schließlich lackiert und die Oberseiten sind heute Abend noch Calles Job, aber immerhin gibt es die Lasur dafür zum Mitnehmen. Wir machen uns auf zum Stausee und bringen mal wieder frische Sandwiches mit.

Die Motorradfahrt war wieder ein Spaß und ne Abschiedsrunde mit einem der Jungs hab ich noch in der Stadt gedreht. Alles größer als 150ccm ist hier selten und die Beschleunigung war für ihn neu. So auch ungläubige Gesichter, also ich mit 130 Sachen über die Landstraße bügel. Hundchen wartet und ich hab auch noch was vor, vom Arbeitseifer gepackt. Das Wetter ideal und meine Dachrinne zeigt kleine Brüche am Übergang zum Hardtop. Vor Europa will ich das noch versiegelt wissen. Also kratzen, schleifen und verkleben, dann grundieren.

Team Cappucchino auch glücklich mit dem externen Bettkasten, perfekte Maße mit 180x200cm und Dachluke geht auch noch zu öffnen. Die Kuppel dahinter ist fast auf gleicher Höhe und der Zugewinn an Raum und Möglichkeiten übersteigt ein vielfaches den Einsatz. War mir ein Vergnügen, Dank entgegen genommen. Die ganze Geschichte aus anderer Sicht hier:

Der Rest des Tages ist mit Umpacken und Mopeds verzurren verbracht. Und eine letzte ruhige Nacht genießen wir noch am Stausee. Den Platz merken wir uns.

Hinterlasse einen Kommentar