Wanderung im Dschungel, ein Traum

Die erste Nacht im Regenwald dann sehr schwül und schwitzig. Ein unglaublicher Unterschied wenn man direkt aus der Wüste und dem Sahel kommt. Am Morgen ist auch alles feucht was draußen lag und es tropft vom Dach. Es ist schon hell, die Sonne aber noch nicht zu sehen. Besser wird es nicht bezüglich der Temperaturen für meinen Ausflug mit dem Fahrrad. Also Atlas unterm Truck festmachen und ab in den Sattel. Es geht nur hinauf und das in der Summe nicht wenig. Nach dem ersten Dorf was nur ein paar hundert Meter weiter lag erneut mehrere Kilometer bis zum nächsten. Am Rand nur Urwald, zu hügelig für große Pflanzungen, schön so. hier mal live:

Es war anstrengender als gedacht, oder ich hab meine Kondition verloren. Gegen das Auskühlen auf der Abfahrt hab ich langärmlig getragen. Blöde Wahl denn bald komplett durchgeschwitzt und es ist noch nicht einmal 7Uhr morgens. Sowas hab ich im Sommer bei uns noch nicht erlebt. Ich drehe also etwas früher um als geplant und verlasse auch recht zeitig meinen Stellplatz in Richtung Stadt. Der Stop an den Kaskaden muss aber noch sein, hab ja schließlich schon bezahlt. Noch niemand dort um diese frühe Zeit und das Tor zu aber kein Hindernis. So hab ich also alles für mich alleine.

Als sehenswert würde ich das jetzt nicht einstufen. Der schöne natürliche Wasserfall mit Unmengen Zement und Wegen zu einer Touristenattraktion umfunktioniert. Dabei wäre soviel Bambus als Baustoff verfügbar.

Als Fazit kann ich also behaupten dass es nicht lohnt sich hier in der Trockenzeit wegen einem plätschernden eingemauerten Rinnsal mit nervenden Parkwächtern rumzuschlagen. Ein Stück weiter oben ist noch ein kleiner versteckter Weg zu einem Stück Bach mit Steinen wo es sich auf jeden Fall idyllischer im Wasser sitzen lässt als hier in der Brühe.

In Man habe ich dann eine Mission, und wollte auch noch einen Tag bleiben. Ich suche also eine Unterkunft und primär einen Stellplatz für die Walküre. Das im iOverlander empfohlene Hotel Zotah kann man ganz schnell wieder vergessen. Allein schon der Anblick von der zufahrt aus ist abschreckend. Die Mauer eingestürzt, das Tor unbrauchbar und kein Schatten weit und breit, nicht eine Pflanze um genau zu sein. Unterm einzigen Mangobaum sitzen die Angestellten und waschen. Der Inhaber hockt am Empfang auf der Couch und sieht fern und will zum Parken 3000cfs, nein Danke.

Den Vormittag verbringe ich dann auf dem Gelände vom Zoll unter einem gigantischen Mangobaum. Ich brauche ja irgendwie noch eine Einreisebestätigung für mein Fahrzeug, da kein Carnet vorhanden. In anderen Ländern Passavant oder Laissez passer genannt, hier Vignette Touristique wie ich gelesen habe. Doch alles immer mal wieder anders in Afrika. Nach drei Stunden und viel Wartezeit in der ich meine Stabilager repariere, stellt sich heraus, dass diese Vignette nur für Angehörige der CEDEAO nötig ist, für mich gibt es quasi nix. Finde ich jetzt nicht weiter schlimm, möchte nur dies zumindest schriftlich haben, falls doch jemand auf die Idee kommt mir ohne sowas Probleme zu bereiten. Also noch ne Stunde bis sich einer durchringt mir auf die Rückseite meines nun wirkungslosen Fragebogens mit den Fahrzeugdaten handschriftlich bestätigt, dass ich hier war und nix weiter für meine Reise als Tourist benötige. Muss man mit Humor nehmen und der halbe Tag war für mich erholsam und auch Atlas konnte sich im schatten entspannen.
Danach ging es wieder auf die Suche nach ner Unterkunft. Es gibt ein ziemlich teures Hotel hinterm Markt, was mein Budget sprengen würde, vorher versuche ich die kleine Absteige die ein Stück nördlich vom Zentrum liegt. Für mich ideal, da am nächsten gelegen zum Anfang des Wanderweges um den markantesten Berg in der Region, den Dent de Man. Die Wanderung hab ich für morgen früh geplant. Der Schlafplatz sicher hinterm Tor des Hotels und in einer Nebenstraße auch ruhig während der Nacht. Tagsüber mitten drin statt nur dabei. Im Bild mein Blick aus dem Fenster. Gegenüber Wohnhäuser mit vorgelagerten Werkstätten.

Ich finde aber dafür sind 2000cfs also 3,- Gebühr echt angebracht und von hier kann ich gut zu Fuß ins Zentrum. Der Blick von der Hotelterrasse wo auch mein Klo lag dann über die mit Palmen gesäumte Nachbarschaft.

So kommt es wohl auch, dass ich beim späteren Gassi nach der Hitze des Tages bei nem Mädel am Straßenrand meinen Cocktail für unterwegs kaufen kann. Frische Kokosnuss für 100cfa, also keine 20ct, lecker.

Davor hab ich zum Mittag schon bei der Essenausgabe gegenüber der Werkstätten Fufu mit Gambo gehabt. Etwas scharf, Kräuter und Fisch in der Sauce und Knödelähnliche Bällchen aus Getreide und Bananen. Keine Delikatesse aber Nahrung und für 500cfa damit zweimal satt. Essensausgabe übrigens weil ein Tresen am Straßenrand wohl täglich hier als Schnellrestaurant gilt und die drei Töpfe dafür anscheinend aus dem Haus dahinter her wandern.

Das einzige was auf diesem Bild echt bizarr schmeckte war eine Art Schwarte, das unten zusammen gerollte Ding. Keine Ahnung ob vom Fisch oder Tier, vorher getrocknet oder ewig gekocht… Atlas hats verschlungen und gut.
Meine Ausflüge brachten mich zum Obst kaufen auf den Markt. Die Abkürzung durch die Nachbarschaft mit üblichem Müll durchwühlt von Hühnern und Ziegen am Wegesrand sieht man schon gar nicht mehr. Solche Details aber wie eine mit Mofaketten zusammengehaltene wacklige Brücke finde ich schon fast innovativ.

Der Markt von Man dann schon recht gewaltig und täglich. ein ganzes Stadtviertel nur mit Verkaufsständen die später mitten drin zu einem überdachten Labyrinth werden. hier mal ein grober Bick von außen.

Und das wie gesagt mehrere Querstraßen im südlichen Zentrum so. Man kann hier stundenlang laufen, findet Regionen mit Tischlern und Handwerk, meist aber doch alles das gleiche im Angebot. Und wie üblich viel zu viel Plastik aus China.

Irgendwo mittendrin sogar ein Taxisammelplatz und spätestens an den Fahrzeugen sieht man dann wieder mal in einem anderen Land zu sein. So hat Mauretanien die Toyota HiAce, Marocco die Mercedes T1 und Mali dessen Nachfolger die ersten Sprinter, im Senegal sinds Düdos und hier in der Elfenbeinküste sind es alte japanische oder koreanische Kuriositäten. Kia, Hyundai und Toyota wie dieser hier.

Und als Personentaxis hauptsächlich alte Corolla bis hin zu denen mit den runden Lichtern. Alles also mal wieder interessant und irgendwie ne Nuance anders. Ich stromere also ne Weile durch die Gegend und bin dann früh zuhause und nutze das gute Internet im Herzen einer Stadt. Auf den Straßen ist bis locker 23 Uhr Betrieb was meinen Schlafrhytmus etwas verzögert, vor allem weil ich am nächsten Morgen noch in der Dunkelheit zum Wandern aufbrechen möchte.

2km aus der Stadt ins nächste Dorf wo man wie zu erwarten auch um diese Uhrzeit schon auf mich wartet und eine Gebühr für die Wegesnutzung verlangt. 2000 ist normal, man probiert es vorab mit mehr, logisch. Auch kann ich den Führer abwimmeln, der nicht nötig ist wenn man maps.me oder MapOut Wanderwegen folgt. Außerdem will ich alleine durch den Dschungel und mit Atlas meine Ruhe haben. Also los.

Die Sonne dann von 7 bis 8 nur vage zu erkennen, Smog über der Stadt ober Dunst und die Feuchtigkeit der Nacht noch am Himmel. Die Runde zum „Zahn von Man“ dann entgegen dem Uhrzeigersinn mit dem Start gleich rechts im Dorf den Berg hinauf… jetzt schon bei 30grad anstrengend. Mitten am Tage nicht zu empfehlen.

Der Weg hier noch wenig idyllisch oder malerisch, eher langweilig festgetrampelt durch etliche Farmer die beidseitig Nutzland roden und verbrennen um dann Maniok, Kaffee und Bananen anzupflanzen.

Kaffee sieht dann zur Blüte übrigens so aus… Hunderte kleiner weißer Blumen an jedem Blatt wo später die Bohnen in kleinen Knollen wachsen.

Und dann sehe ich zum ersten Mal in voller Pracht mein Ziel vor mir… den Felsen den es heute zu besteigen gilt.

Weiter vorne wird es schattiger, Wald begleitet dann den Weg. Anfänglich leider immer noch kein Urwald wie ich mir ihn wünsche, Kautschukplantage ist es hier.

Doch mit jedem Meter weiter weg von der Stadt, nun schon 3Kilometer ab dem letzten Dorf wird es weniger mit menschlichen Eingriffen, also mehr an wahrer Natur.

Es gibt viele Vögel natürlich Unmengen von Insekten zum Glück keine Moskitos. Aber diese Hüpfer hier mal in anderer Farbenpracht.

Oder der hier, zwar schon tot aber noch biegsam und nciht vertrocknet.

Ich hab heute auf jeden Fall mal Schuhe an und ne lange Hose kann auch nicht schaden, bis aufs Schwitzen.

Der Tag mal wieder hochsommerlich wenn ich das auf deutsche Verhältnisse übersetze. Bin halt in den Tropen.

Im Vergleich dazu 30grad weniger in der Heimat, vom Mangel an Sonne ganz zu schweigen.

Ich hab kein Proviant dabei, nur 2Liter Wasser im CamelBak auf dem Rücken, die Hände frei für die Machete aus dem Bild an der Hose. Ein tolles Abschiedsgeschenk von nem Kumpel. Schmiedearbeit mit Liebe zum Detail, keine gewöhnliche Machete eher ne gute alte Hippe die auch zum Kokosnüsse knacken nützlich ist, heute aber Grünzeug aus dem Weg schneidet.

Auf dem Rundweg gibt es eine Abzweigung die dann hinauf zum Felsen führt. Das mögen vielleicht nur 500m sein aber mindestens ebenso viele Höhenmeter sind gegen 8-9Uhr morgens dann bei oben gezeigten Temperaturen zu überwinden. Atlas hächelt auch gut, zum Glück immer mal ne kleine Quelle wo er seinen Durst stillen kann. Aufwärts also eine Kletterpartie. Die letzten Meter sogar über eine improvisierte Leiter.

Der bärtige Kerl auf dem nächsten Bild ziemlich geschafft und trotzdem glücklich ganz oben angelangt zu sein.

Der einzige Moment wo ich mich ärgere das Fernglas nicht mitgeschleppt zu haben. Aber stundenlang 2 Kilo Gewicht am Hals hängen zu haben hätte glaub ich mehr genervt. So bleibt also nur der einfache Blick in diese gigantische Kulisse. Eigentlich auch nen toller Ort für so Verrückte mit Fallschirm oder Gleitschirm, oder?

Bissel Spaß muss sein aber nach kurzer Pause hier oben geht das Abenteuer weiter, der Weg ist ja das Ziel wie so oft. diesmal abwärts.

Der geduldige Köter wartend an der Leiter versteht den Richtungswechsel und macht nun die Vorhut durch bekanntes Terrain.

Später hab ich dann mal aus einer anderen Perspektive ein Bild geschossen und muss schon echt sagen, steiler Aufstieg zum Gipfel, mittelmäßige Fitness Grundvoraussetzung für diese Runde.

Die beschriebene Abkühlung am Ende eine hoffentlich lohnenswerte Geschichte, durchgeschwitzt bin ich komplett und kann echt ein Bad gebrauchen.

Doch erst einmal der dichteste Bereich vom Rundweg. Ich hatte fast schon die Befürchtung von der Strecke abgekommen zu sein, doch meine offline Karten meinten ich bin richtig. Vielleicht gibt es einen weiter ausholenden neuen Weg der von den Führern benutzt wird, so aber drang ich noch tiefer in den Dschungel ein, was mir echt recht war und ja Ziel der ganzen Aktion.

Und dann plötzlich eine vereinzelte und leer stehende Hütte mit ebenem Vorplatz. Der ideale Rastplatz auch für eine Nacht. Wer also mal gucken will oder es selbst mit Rucksack und Moskitonetz probieren mag, hier die Koordinaten. N 07°27’45.6 W 07°32’32.98

Wie schön ist es doch Hund zu sein mit einem viel robusteren Magen ausgestattet. Meine Wasserreserve langsam auch dem Ende entgegen aber auffüllen an den Bächen lieber nicht. Zumindest kann Atlas für sich selbst sorgen.

Und, ja er darf auch hier frei rum laufen. Leben genießen und hoffen dass Schlangen und Co nicht ihn als Opfer suchen. So langsam bin ich rum um den Berg und aus dem Dickicht raus, es gibt wieder Kaffee und CacaoPflanzen wenn auch noch vereinzelt und keine Plantagen. Gleiches bei ab und an Bananen und Ananas, ich sag es ja, ein Fruchtparadies.

Der Weg wird wieder breiter, mir begegnen die ersten Leute seit heute Morgen und die Runde dauert locker vier Stunden, eher 5. Meine Abkühlung dann nackt und ausgiebig in dem etwas kühleren Bach der später zum Wasserfall wird, etwas westlich vom Berg gelegen.

Und auch das muss nochmal in bewegt gezeigt werden. Zur Verdeutlichung, die Aussentemperatur heute 37grad und ich hab ne Wanderung im schwplen Wald hinter mir. Da freut man sich selbst über ne 10-15grad Abkühlung da auch der Bach locker 25grad hat. T-Shirt waschen und nass über ziehen dann der letzte Akt vor der finalen Etappe zurück in die Stadt.

Ein letzter Stop noch am Wasserfall „Cascades Naturelles de Glongouin“ wo normal auch nochmal jemand Geld haben möchte. Keiner da und sonst auch ebenso wie die Wasserfälle westlich der Stadt zubetoniert mit dreckigem Becken davor. Nur 300m von meiner Badestelle in der Natur entfernt. Das sprudelnde Wasser hier wenigstens hübsch anzusehen.

Tolle Wanderung, für heute aber genug körperliche Betätigung. Nochmal 2km zurück zum Hotelparkplatz und dann ne ausgiebige Siesta. Herrlich…

6 Gedanken zu “Wanderung im Dschungel, ein Traum

  1. Peter schreibt:

    Ich lese aus Neugier immer gerne hier mit und hoffe und wünsche dir, dass alles immer weitrerhin gut verlaufen möge! Heute habe ich sogar etwas gelernt das mir bisher nicht erklärbar war: Gambo, kannte ich bisher aus New Orleans. Jetzt weiß ich endlich wo der Name herstammt! Die dortigen Cajuns haben ja viel kreolische Gerichte mit engem Bezug zu Afrika. Neben Jambalaya eben auch Filet Gumbo.

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  2. T.G. schreibt:

    Beneidenswerte Tour. Muß mich auch mal wieder auf die Socken machen, daß ich dahinkomme, wo der Asphalt in staubigrote Lateritpiste übergeht …
    Les Cascades … gibt es die Hängebrücke aus lebenden Baumwurzeln noch? Meine Abidijan-Mototour damals … long time ago …
    Gute Reise weiterhin!

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  3. Tg. schreibt:

    Mann, eine tolle Reise!
    Wird Zeit, daß ich mich auch mal wieder dahin bewege, wo der Asphakt in rotstaubige Lateritpiste übergeht. La cascade, bei Man … gibt es die lange Hängebrücke aus lebendigen Baumwurzeln noch? Meine Mototour nach Abidjan … so long time ago …

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