Motorumbau mb407 Teil1

Der Düdo als Mb407 ist ein unkaputtbares verlässliches Fahrzeug und lässt keinerlei Wünsche offen… naja, träumt weiter. Es gibt immer was zu tun. Ich bin sehr zufrieden mit der Technik und dem Zustand meines Reisemobils, jedoch etwas kräftiger könnte er schon sein, nicht mal unbedingt schneller, nur wenigstens konstant. Die letzten Jahre hab ich auch einiges an Arbeit reingesteckt und werde mich so schnell nicht trennen. Wartung und Pflege muss sein, wenn auch diese Sommersaison nur wenig darin investiert wurde. Die Bremse wurde einmal komplett überarbeitet und es gab vier Sätze neue Beläge. Doch die große Bastelei im schönsten Herbst war eine Wunsch-OP mit Luxus-Charakter.

Ich liebäugel ja schon lange mit einem upgrade meiner 65PS und will trotzdem die Charakteristik der „PKW-Motoren“ behalten. Drehfreudig und trotzdem ruhiger zu fahren außerdem pflanzenöltauglich. Viele schwören ja auf den 508er also den Düdo mit 3,7l LKW-Motor OM314. Dieser jedoch als abgelastete Variante mit 3,5t niemals legal unterwegs. Alleine der Antriebsstrang Motor, Getriebe, Kardan und Hinterachse müsste aufgetrieben und getauscht werden und ist in der Summe 300kg schwerer als mein jetziger (grenzwertiger Zustand).
Es gibt einige moderne verlässliche Motoren die auch rein passen würden, die Nachfolgegenerationen 602 etc… aber da wird‘s knapp mit dem H-Kennzeichen. Meine Wahl für mehr Power traf den OM617 und damit den großen Bruder vom aktuellen 616er mit einem Zylinder mehr und somit 3,0 statt 2,4 Litern Hubraum.

Der Zeitpunkt mit einiger Vorbereitung und Organisation trotzdem wie bestellt… ein Kumpel hat es irgendwie geschafft seinen 616er im Hymer ohne Öl auf der Autobahn fest zu fahren und braucht dringend Ersatz. Der Deal: gegenseitige Hilfe und einen Platz für den ‚swap‘.

Ausgebaut ist solch ein Aggregat relativ schnell wenn man weiß wie und entsprechende Mittel zur Verfügung hat. Hier nun links im Bild der kaputte Motor aus dem Hymer, rechts mein funktionaler zum Umstricken aller Aggregate und dazwischen der 5ender den ich von einem Bauern von der Nordsee habe. Der Ausbau bis dahin schon die erste Etappe.

Die Traversen beim „kleinen“ Düdo sind ja an den Rahmen genietet statt geschraubt. Nach unten geht es also nicht. Mit einem Gabelstapler ziemlich knapp an der Karosse vorbei lässt sich so ein Brocken doch schnell wieder einfädeln. Auch im Hymer, der ja auf Bremer Basis gebaut wurde gab es so wieder Hochzeit.

Binnen eines Arbeitstages hatte mein Kumpel also wieder ein fahrendes (selten genutztes) Wohnmobil und mein Bus der mich wie üblich zum Herbst in den Süden bringen sollte stand aufgebockt ohne Herz da.

Der „neue“ Motor stammt aus einem W115 (strich8) und wurde mal für einen Unimog im Feldeinsatz umgebaut. Deshalb hatte der schon die begehrte hohe Ansaugbrücke und wurde mit recht wenig Kilometern ausgewiesen. Der Unterschied zum kleinen Bruder (unteres Bild links) nur anhand der Länge erkennbar.
Zur Sicherheit gab es eine Kompressionsmessung in kaltem Zustand, dessen Werte mit 5x21bar echt perfekt waren. Auch die Ölwanne sah sauber aus und im Sieb der Pumpe gab es keine bösen Überraschungen. Zum Schluss noch Nockenwelle begutachtet und Ventile eingestellt (war nicht nötig, alle wie vorgeschrieben). Meine Aggregate wie Unterdruckpumpe und Lichtmaschine ran und rein mit dem Ding…

… doch so einfach ist es dann doch nicht.

Nummer 1:
Der längere Motor hat einen anderen Schwerpunkt obwohl gleiche Halterungen. Man muss also die Motorlager am Rahmen versetzen. Dies bedeutet mindestens einen Tag Arbeit, da beidseitig jeweils 12 Nieten abgeschliffen und ausgebohrt werden müssen. Die neue Position waren exakt 95mm weiter vorne, wozu erneut 12neue Löcher gebohrt werden mussten. Meine Arme dankten mir Tagalang für diese Aktion. Wenn schonmal dran dann auch gleich alles ordentlich entrosten und versiegeln. Rechts sieht man noch zwei alte Löcher neben der Traverse, das große in der Mitte ist auch neu und die Durchführung der Bremsleitung. Das Lager sitzt nun wie dafür gemacht an einer Verjüngung des Rahmens dirket unterhalb des hier noch starren Karosserielagers. Dieses hätte man auch gleich gegen Gummi tauschen können, aber ich hatte noch genug vor…

Nummer 2:
Der Motor braucht mehr Platz und nach hinten gibt es zu wenig davon. Ich habe auch schon Umbauten gesehen, wo die Kardan um 50mm gekürzt, das Getriebe nach hinten versetzt und somit schonmal die Hälfte des benötigten Platzes gewonnen wurde. Ist aber echt Arbeit… ich hab mich für den leichteren Weg nach vorne entschieden. Der Kühler ist die Grenze und kann ein Stück höher knapp 3cm nach vorne wandern. Dann wird es nur noch eng mit der Wasserpumpe. Auf der originalen sitzt auch gleich das Lüfterrad, welches nun wegrationalisiert wird, 50-60mm gespart. Außerdem gibt es eine kürzere Variante aus dem W108 und damit seltenem Oldtimer. Die Pumpe gibt es noch neu, aber auch die Riemenscheibe muss wieder in die Flucht mit LiMa und Kurbelwelle, also ein rares altes Teil teuer kaufen oder selber bauen… wieder 19mm gewonnen.

Nummer 3:
Der Kühler wie gesagt nun ganz vorne am Grill, jedoch gibt es noch ein Problemchen, da wo der Anschluß sitzt ist eigentlich auch die Lichtmaschine seßhaft. Die zu verstzen würe größerer Aufwand als den Anschluß umlöten zu lassen. Alte Kupferkühler bearbeitet aber nicht mehr jeder und in Berlin hab ich einen Spezi gefunden der die Arbeit schnell und Gut erledigte. Tada… Angepasster Düdo 617 Kühler.

Der Schlauch wurde mit einem zweiten und nem Stück Rohr dazwischen verlängert und führt nun hinter der Lima vorbei. Es ist wenig Platz aber es reicht.

Nummer 4:
Auspuff. Es gab nie diese Motoren im Düdo und die Abgasanlagen vom Bremer sind anders. Der Düdo Krümmer führt nach hinten weg, deshalb ist auch der Anlasser mit seitlich liegendem Magnetschalter anders! Den 3Liter gab es mit doppelflanschigem Krümmer in den PKWs (dazu gibt es das Gegenstück nicht mehr und selber basteln ist gescheitert an zu wenig Platz zum Rahmen). Die Krümmer der Bremer hingegen haben ihren Abgang mittig runter und sind die bessere Wahl, man muss jedoch ein Hosenrohr anfertigen… und auch das mit den reichlichen Bögen hat mich einen Tag gekostet. Ich präsentiere meine ersten eigenen Schweißnähte.

Wenn schon am basteln hat meine Auspuffschelle nun wirklich auch ausgesorgt… neu kaufen… oder aus Blech schneiden und biegen, ihr kennt mich ja.

Nummer 5:
Der Umbau hat noch viele Kleinigkeiten die zur Verzweifelung führen können. Die Ansteuerung der Einspritzpumpe, also das Gas geben ist anders. Das Gestänge der Rotkäppchenpumpe kann nur als Teilespender verwendet werden. Immerhin fällt die zweite Hebelei zur Drosselklappe weg, die beim 300d nicht mehr nötig ist. Immerhin ist der Motor auch schon wieder drin und fast einsatzbereit.

Nummer 6:
Die Vorglühanlage mit drei Varianten in der Motorgeneration. Alte Glühstifte mit 3Volt in Reihe geschaltet, neue Stifte mit 9Volt parallel oder in den letzten Generationen kleine Stifte mit Glühzeitrelais. In jedem Falle erstmal die“Glühkerzen“ testen und nicht wundern warum der Hobel so schlecht anspringt…

Nummer 7:
Bonusleistungen… wenn man sich soviel Arbeit macht natürlich auch richtig. KW-Simmering wechseln, neue Dichtungen für Wasserpumpe und Unterdruck, Einspritzdüsen abdrücken und mit neuen Stöcken aus dem Nachfolger versehen.

Desweiteren sitzt der Ölfilter woanders und es muss Platz für den Öldruckgeber her. Die Unterdruckabschaltung fehlt noch… und so weiter… Und ganz ohne Lüfter geht ja auch nicht… ich hatte da noch was aus dem VW-Regal übrig. Wohin damit war klar…

Bisher hat mich der Umbau locker zwei Wochen gekostet. Immerhin entspannt ohne Zeitdruck und nicht weit weg vom Garten um das schöne Wetter auf dem Fahrrad als Pendler zu genießen. Die Investition in Materialien wurde recht gering gehalten liegt aber auch schon bei über 500,-€.

Und endlich war es soweit. Ich konnte den Neuen anlassen. Dumpf brubbelnd, etwas nagelnd und irgendwie anders als zuvor machen sich nun 5Zylinder in gemischter Weise an die Verbrennung von Treibstoff. Es qualmt angemessen für einen lange stehenden Motor und die Gasannahme ist gut, er klingt anständig und darf sich einige Male warmlaufen bis auch die Restarbeiten erledigt sind. 80PS sind nun in den 407 gewandert und er müsste jetzt eigentlich MB408d heißen. Es geht auf die erste Probefahrt die wegen einer luftziehenden Kraftstoffleitung nicht weit führt. Die zweite jedoch toppt diese ganze Geschichte und den Stress der letzten Tage, ein komisch quitschendes und später polterndes Geräusch macht meinem Traum ein Ende. Diagnose Pleuellagerschaden und damit Motortod noch vor dem Start… verf**** Sch***

Jetzt wisst ihr auch warum der Titel Motorumbau Nummer1 heißt. Erstmal hab ich die Schnauze voll… überlege mir schon Alternativen für die Tour. Den Rest der Geschichte dann zum nächsten Blog.

6 Gedanken zu “Motorumbau mb407 Teil1

  1. kalli60 schreibt:

    Mein erstes Womo war ein LT45 mit 2,4L 6 Zylinder Dieselmotor 75PS,1991 gekauft und selbst Ausgebaut für 2 Erwachsene und 3 Kinder.Da habe ich mal den Kühler gewechselt das ist auch eine ganz Schöne Fummelei aber nichts im Vergleich was du da umbaust.Bin total ca 100000 Km gefahren in 6 Jahren,im Flachland sehr gut,kann mich aber noch an Torfhaus im Harz erinnern 2ter Gang der Motor brüllt und gerade mal 30 auf dem Tacho. Hilsen Kalli

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  2. Andy schreibt:

    Wie geil! Mega gut geschrieben und der zweite Teil natürlich auch! Hat richtig Spaß gemacht, das zu lesen.

    Ich stehe vor der Entscheidung meinem Tabbert 600e C, 307d, 2,4D OM616, 4-Gang Automatik mehr Leistung mit nem OM617 einzuhauchen. Also, von 66PS bzw. 72PS auf 88PS – Quantensprünge 🙂

    Du meintest, dass dieser Motorwechsel schon nen riesen Aufwand ist. Das ist für mich, der mit Elektro, Möbelbau usw. vielleicht noch umkann, allerdings von Motoren und Getriebe seine Finger lässt, natürlich unpasslich. Also, viel selber machen, kann ich da wohl nicht.

    Allerdings meintest du auch mal, dass im Bremer mehr Platz sei und dass dort der Umbau leichter von statten gehen könnte.

    Wenn es mit Werkstattkosten, zusätzlichen Umbauteilen etc im 5.000€ Bereich landet, wäre es interessant für mich.

    Bloß was haben wir denn da alles:

    – Angeblich soll ja der OM617.913 ausm Bremer besser passen als alle andere OM617. Das macht es ja schonmal speziell, weil bei Kleinanzeigen etc. entweder selten diese weitere Typ-Bezeichnung mit angegeben wird und ich auch nicht genau weiß, in welchem W123 dieser vielleicht auch drin stecken könnte. Motor finden ist also schon mal die erste Schwierigkeit.
    Je nach Zustand, also von „nicht getestet“ bis „generalüberholt“ schwanken die Preise wohl zwischen 500€ und 3.000€
    – Wie das mit meinem Automatikgetriebe ist, weiß ich schonmal gar nicht. Behalten ist wohl doof, weil 5 Gang schon schöner wäre, bloß da auch noch ein passendes Getriebe für zu finden, wird ja nochmal genauso schwierig. Den Umstieg auf Schaltung fände ich allerdings gar nicht mal so übel. Vom Verbrauch her spart man ja dann vielleicht etwas
    – Öl-Kühlung sollte wollte geändert werden
    – Motoraufhängung meintest du ja schon, sollte angepasst werden
    – Und es wirkt so, als wenn man sich noch auf vieles weitere einstellen dürfte

    Für eine grobe Einschätzung wäre ich also mega froh.

    Beste Grüße aus Berlin nach Togo 🙂

    Und mal so am Rande, wäre der Umbau auf den 95PS OM602 denn noch schwieriger?

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    • mb407 schreibt:

      Passen tun alle 617 Blöcke, nur es gibt Unterschiede bei Kupplung und ansaugbrücke, gasbetätigung und kleinzeug… Tabbert auf Bremer Basis? Frag mal im hymer Forum!
      Oder frag bei Auto Faber in mariendorf, der hat auch schon 601/602 in hymer implantiert

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