Guelmim – heiße Quelle Fask zu Weihnachten

Es ist Samstag und damit Souk in Guelmim, Hauptgrund warum wir in dieser Stadt halten. Weihnachten steht vor der Tür und wir haben ein Treffen an den heißen Quellen südlich von Fask ins Leben gerufen. Dazu müssen wir ein paar Lebensmittel und Wasser bunkern. Hier in der Wüste auch nicht an jeder Ecke zu bekommen. Dafür machen wir den Abstecher zum Zementwerk im Norden, wo wir wie viele Einheimische auch schon im letzten Jahr gutes Wasser am Hahn vor der Tür abzapfen. Wochenmarkt heißt auch die Stadt ist noch mehr bevölkert als üblich, die Straße zum Marktplatz voll mit Fahrzeugen jeglicher Art, der Parkplatz ebenso. Aber es wird gegen Mittag besser weil Feierabend des Souks und wir haben hier mit Reisenden aus der Vanlife Marokko Gruppe den Treffpunkt ausgemacht.

Der Souk hier gilt für mich als einer der Größeren, das Gemüseangebot ist gigantisch und preiswert, eine riesige Fleischabteilung gibt es, wo immer mal Reste für Atlas anfallen und eine ganze Ecke mit nur Ramsch und Klamotten. Besonders hier noch der Viehmarkt auf dem auch Kamele gehandelt werden. Ein Chaos bei den Händlern und Käufern, jeder kann hier glaub ich machen was er will und wo er will, dort durchwandern ein schon von anderen Touristen entdecktes Erlebnis. Die vierbeinige lebendige Ware wird dann entgegen aller Tierschutzbelange bewegt und verschifft. In PickUps und LKWs hab ich ja schon alle Varianten gesehen, aber auf dem Dach eines Landrovers mit nem Ladungsnetz gesichert auch noch nicht.

Im Dutzend kauft es sich billiger… zumindest bleiben die Geschwister erstmal zusammen. Sehr eng, denn der Strick um den Hals ist abwechselnd links-rechts um die verschnürte Herde gewickelt. So steht sie zwischen hundert Anderen einfach in der Gegend auf dem Marktplatz herum und kann nicht weglaufen. Andere werden mit verschnürten Beinen zum Liegen in der Sonne gezwungen. Ware halt, nix besonderes hier.

Der Anblick für uns doch irgendwie bedrückend und wir besorgen schnell unsere Einkäufe in der Gemüseabteilung. Heute besonders toll, Avocados das Kilo für 15dH und Orangen für knapp 40Cent. Am Parkplatz zurück trudeln auch langsam weitere Begleiter ein. Besonders freue ich mich über „Big Blue“ denn die „Igels“ sind schon vor zwei Jahren eine Weile mit uns durch Marokko gereist und seit dem ebenfalls mit dem Virus behaftet. Viele Geschichten zu erzählen. Neben den Bussen wird so langsam wieder eingepackt, die Händler ziehen weiter. Ladungssicherung ist hier hocheffizientes Handwerk. Kunstwerk könnte man schon behaupten.

Und das ist kein Einzelfall (siehe Panorama), Heu und Stroh wird nun mal so transportiert. Frage mich nur, was auf den Straßen passiert wenn sich zwei von dem Kaliber begegnen?

Für uns geht es am Supermarkt Marjane vorbei raus aus der Stadt Richtung Osten. Am Parkplatz haben wir noch Olli eingesammelt, der im letzten Jahr unserer Truppe mit der roten Feuerwehr als Kommandozentrale diente. Diesen Sommer auch komplett umgebaut und ausgebaut nun in freundlichem Wüstenbeige… er nun ebenfalls vom Marokko-Virus infiziert… Die Karawane nimmt bei Fask die Piste ins Niemandsland und sucht sich einen Weg zur heißen Quelle.

Wie auf dem Foto zu erkennen hat auch Olli einen Anhänger dabei und ist auch noch mit dem MopedVirus angesteckt . Eine alte 250er 2-takter Suzuki begleitet ihn. Sie hat große Ähnlichkeit mit meinem Moped der letzten Tour … auf der SP370 hatte er seine ersten Runden mit nem Zweirad unterm Hintern drehte. So schnell kann’s gehen.

Wir richten uns am anderen Ufer der Quelle hinterm Flussbett ein und parken großzügig verteilt. Platz im Nirgendwo und Weihnachten kann kommen. Es gibt keinen strikten Plan, doch ich musste Christie versprechen, dass ich nicht auf Weihnachten scheiße und etwas veranstalte. Also das Übliche, Buffet und Zusammensitzen, später sogar Lagerfeuer.

Jeder steuerte etwas zum gedeckten Tisch bei, wir hatten von Auflauf und Paella über Nudeln mit Sauce und Kartoffelsuppe alles dabei, die Krönung der mitgebrachte Jamon (Schinken) der es also nicht zu meinem Kumpel nach Deutschland geschafft hat und in der Wüste hauchfein geschnitten wurde. Zum Abschluss ein echt toller schweizer Lebkuchen mit Puderzucker, den es bei nem gemütlichen Wein und Geschichten am Lagerfeuer gab. Danke an alle Beteiligten, es war mir ein Fest, und Christie könnte stolz sein, ich hab sogar ne Weihnachts-CD gespielt. Toller Platz, tolle Umgebung.

Weihnachten also bei 42grad… nicht im Schatten sondern im Wasser. Der erste Feiertag begann dann pünktlich zum Sonnenaufgang mit einem Bad um die Nachtkälte zu vertreiben. Immerhin fast einstellig und damit ein gewaltiger Sprung von den mittäglichen 25-30 grad wo die Sonnencreme LF50 aufs Gesicht muss — so gehört sich das.

Das Bassin also der Pool frisch gereinigt und mit einem Damm verstärkt nun perfekt und mindestens zweimal täglich meins… Die Busse in Sichtweite, das blieb aber leider nicht lange so, wir hatten gestern schon Besuch von der Polizei die mal wieder wegen der Sicherheit keine Wildcamping oder Grüppchenbildung mag. Aber Weihnachten hat uns was verhandeln lassen, wir sollten erst am Abend abziehen.. und haben das irgendwie vergessen…

Taten wir also nicht und so kamen die Uniformierten wieder und bestanden etwas vehementer auf unsere Abreise, wollten sogar wissen wohin… wir wissen noch nicht hieß es und der insgeheime Plan war auf die andere Seite des Flussbettes zu fahren und dort zu stehen. Die Karawane zieht also mürrisch weiter und der kreuzende Verkehr hält sich hier zwar in Grenzen ist aber doch existent… Vierbeiner hat Vorfahrt.

Die Pisten in der Umgebung recht gut befahrbar, sollte man nur bei seltenem Regen vermeiden, dann alles schlammig wie einige Spuren zeigen. Wasser richtet dann auch schnell Schaden an und die Querung hier wäre im reißenden Fluss ein Risiko. Kommt aber nur alle 10Jahre vor.

Die Staubwolken hinter uns verraten auch für blinde unseren Plan und wir feilen nochmal etwas an der Ausführung. Wollen echt ein paar Tage in Ruhe stehen bleiben und entscheiden lieber weiter weg von der Quelle einen ruhigen Platz zu suchen. Viele Busse sind auch nicht leicht zu verstecken.

Mal gucken wohin es uns verschlägt.

2 Gedanken zu “Guelmim – heiße Quelle Fask zu Weihnachten

  1. Cale schreibt:

    Wow, ein ganz wundervoller Bericht, schön geschrieben mit beeindruckenden Bildern. Weckt Erinnerungen 🙂
    Ich finde tatsächlich, dass deine Texte immer besser werden.
    Vielen Dank dafür und alles Gute dir und der Crew!
    Cale

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